Die Compliance-Untersuchung rund um Bild-Chefredakteur Julian Reichelt und mögliches Fehlverhalten im Umgang mit Mitarbeiterinnen dauert an. Unterdessen berichteten mehrere Medien in den vergangenen Tagen häppchenweise weitere Details. Dabei zeigte sich: Einer der zentralen Hinweisgeber sei ein „ehemaliger Autor des Axel Springer Verlags“. Gemeint ist damit Benjamin von Stuckrad-Barre. Der bekannte Popliterat steht in besonderen Beziehungen zu Julian Reichelt als auch zu Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner.
Die Berichterstattung rund um das Compliance-Verfahren bei Bild hat so komplexe Züge angenommen wie die interne Ermittlung selbst. Es soll aufgeklärt werden, ob Julian Reichelt seine Machtposition als Chefredakteur und entsprechende Abhängigkeitsverhältnisse seiner Angestellten ausgenutzt hat. Es geht vor allem um den Umgang mit Frauen. Über die genauen Vorgänge und Vorfälle, in denen Reichelt die Grenzen des ethisch und sozial Vertretbaren überschritten haben soll, sind bislang so einige wilde Gerüchte in die Öffentlichkeit getragen worden. Viel Konkretes aber nicht.
Die Gemengelage erschwere die internen Ermittlungen, heißt es dem Vernehmen nach. Seit dem Wochenende ist Julian Reichelt bis zum Abschluss der Untersuchung nun freigestellt. In einer Pressemitteilung teilte der Konzern zugleich mit: Beweise für einen Verstoß gegen Compliance-Richtlinien „gibt es bisher nicht“.
Neben den vielen Fragen rund um mögliches Fehlverhalten Reichelts sind auch weitere Details bislang ungeklärt. Beispielsweise die Frage: Woher stammen die Vorwürfe, die so leicht zu belegen offenbar nicht sind?
Berichte, Analysen, Wortlautprotokolle: Kein Medium war näher dran an den Vorgängen bei Axel Springer und dem Compliance-Verfahren rund um Julian Reichelt. Unsere gesamte Berichterstattung haben wir in der Akte Julian Reichelt gebündelt. Hier erfährst du mehr.
Dazu war in der Berichterstattung bislang unterschiedliches zu lesen. Das hängt auch damit zusammen, wie man den Beginn definiert. Laut Spiegel steht eine „Bild-Führungskraft“ am Anfang des aktuellen Verfahrens. Andere Medien beschreiben es anders. Übermedien schreibt von einem „ehemaligen Mitarbeiter“, der Beschwerde gegen Julian Reichelt eingelegt habe, und die Zeit bezeichnete diesen Hinweisgeber als „ehemaligen Autor des Axel Springer Verlags“. Er soll sich direkt an die „Führungsspitze“ gewandt haben. Recherchen von Medieninsider stimmen mit diesen Informationen überein. Demnach handelt es sich bei dem Hinweisgeber um den Popliterat Benjamin von Stuckrad-Barre (Panikherz, Alle sind so ernst geworden).
Stuckrad-Barre will sich gegenüber Medieninsider nicht äußern. Angesprochen auf die Vorgänge bei Bild verwies er bereits Anfang der Woche an seinen Anwalt Christian Schertz. Der bekannte Medienrechtler vertrat bereits zahlreiche Mandanten gegen Bild und andere Medien, für Aufsehen sorgte sein Engagement für den Satiriker Jan Böhmermann gegen den türkischen Staatspräsidenten Erdogan. Schertz lehnte eine offizielle Anfrage von vergangenem Donnerstag ab, betonte dabei Persönlichkeitsrechte seines Mandanten.
Medieninsider benennt nach redaktioneller Abwägung Stuckrad-Barre, weil seine Identität den bisherigen Kontext der Ermittlungen, aber auch der bisherigen Berichterstattung ergänzt. Stuckrad-Barre ist eine Person des öffentlichen Lebens und von den Vorgängen in der Boulevard-Redaktion persönlich nicht betroffen. Er ist nicht Teil der Redaktion und hat für Reichelts Bild auch nicht geschrieben. Zur journalistischen Berichterstattung gehört es zudem, Motive handelnder Personen zu hinterfragen.
Stuckrad-Barres Initiative, mögliches Fehlverhalten Julian Reichelts ganz oben im Konzern anzuzeigen, mag auf den ersten Eindruck überraschen. Doch es gibt Verbindungen zu den Akteuren, die sein Handeln erklären könnten.
Stuckrad-Barres Verbindungen zu Springer
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