Dass ChatGPT in kurzer Zeit vieles verändern würde, dafür sprachen bereits erste Nutzerzahlen. Nur zwei Monate nach dem Launch erreichte das Tool bereits einen Fabel-Rekord von 100 Millionen Nutzern.
Mit dem Hype kamen auch die steilen Thesen. Eine davon lautete: Das Tool wird die Online-Suche und die SEO-Branche revolutionieren, gar eine direkte Konkurrenz zu Google werden. Für Publisher hätte das bedeutet: Große Teile des SEO-Traffics wären in Gefahr.
Was hat sich ein Jahr nach Aufkommen des ChatGPT-Hypes getan? Ein Blick auf die Entwicklungen und vier Thesen, wie Large Language Models (LLM) und Chat-Bots das SEO-Management verändern werden oder eben nicht – inklusive einem neuen Tool, das gerade in den USA für einigen Wirbel sorgt.
ChatGPT gefährdet nicht den SEO-Traffic
Die gute Nachricht zuerst: Einen großen Rückgang des SEO-Traffics werden Publisher nicht erleben. Das liegt nicht daran, dass ChatGPT schwächer als gedacht oder der Hype vorüber ist. Es liegt an etwas anderem: Der Großteil des SEO-Traffics entsteht bei Nachrichten-Portalen durch tagesaktuelle, newsgetriebene und generische Inhalte. Die Erwartungshaltung ist also von Nutzer zu Nutzer sehr ähnlich: Sie wollen die wichtigsten beziehungsweise neuesten Updates zu einem bestimmten Thema.
Google hat für diese Aufgabe über die Jahre eine sehr robuste Nutzererfahrung entwickelt: Die Algorithmen erkennen Nachrichten-Trends schnell und zuverlässig, bieten eine große Bandbreite an unterschiedlichen Quellen und sortieren die Artikel vor.
Nutzer müssen hier üblicherweise nur ein einfaches Stichwort eingeben, um einen guten Überblick über Informationen und Artikel zu erhalten: „Wetter“, „News“, „Bundesliga“. ChatGPT hingegen erfordert von seinen Nutzern deutlich mehr Feinschliff, Auseinandersetzung mit dem Tool und sorgsam formulierte Prompts.
Für Nutzer hat das bei generischen Themen keinen Vorteil, behindert sie aber darin, schnell und unkompliziert ans Ziel zu kommen. Die logische Schlussfolgerung: Die Bequemlichkeit der Nutzer in diesem Feld siegt. Google wird die Oberhand behalten, solange andere Tools das Nutzerinteresse nicht ähnlich gut oder besser vorhersagen und bedienen können.
Um das Nutzerinteresse zuverlässig erkennen zu können, bräuchte ChatGPT zudem deutlich mehr Signale: Welche Inhalte werden gerade besonders oft gelesen? Welche wurden kürzlich publiziert? Wie viele unterschiedliche Medien berichten über das gleiche Thema? Dieser Vorsprung von Google ist so nicht schnell aufzuholen.
Bei News-Themen kann man daher davon ausgehen: Die Nutzer bleiben bei Google und dementsprechend auch der SEO-Traffic bei den Publishern.
Der Ratgeber-Bereich steht vor großen Herausforderungen
Anders sieht es beim zweiten großen Teil der SEO-relevanten Inhalte aus: Das Ratgeber-Segment macht bei den meisten Publishern einen zahlenmäßig deutlich geringeren, aber konsistenten und zum Teil auch besser vermarkteten Anteil am SEO-Traffic aus. Dieser Bereich ist zugleich stärker durch ChatGPT & Co. gefährdet – oder muss von Publishern in Teilen selbst neu gedacht werden.
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