Durch die Schwäbische Zeitung geht ein Riss: Auf der einen Seite stehen Chefredakteur Jürgen Mladek und Geschäftsführer Lutz Schumacher. Auf der anderen viele Redakteure, die den publizistischen Kurs nicht mitgehen wollen.
Das Bild wackelt. Die Kamera folgt dem Angreifer, der die Menschen auf dem Marktplatz mit gezücktem Messer attackiert. Ein Video hält fest, wie der 25-jährige Suleiman A., offenbar ein Islamist, Ende Mai in Mannheim fünf Menschen verletzt und den Polizisten Rouven Laur tötet. Die Attacke versetzt Menschen bundesweit in Schock, Trauer, Wallung.
Gut 200 Kilometer Luftlinie entfernt, genau am anderen Ende Baden-Württembergs, schütteln Redakteure der Schwäbischen Zeitung in Ravensburg ungläubig den Kopf. Während andere Medien, von Tagesschau bis Bild, das Video nur in kurzen Ausschnitten und stark verpixelt zeigen, ist der Messerangriff auf der Homepage der Schwäbischen in voller Länge zu sehen – unverpixelt und ohne Warnhinweis. Bis heute.
Es ist eine redaktionelle Entscheidung, die mit den Richtlinien des deutschen Pressekodex‘ schwerlich zu vereinbaren sein dürfte – und die beispielhaft für eine Entwicklung steht, die die Redaktion der Schwäbischen mittlerweile tief spaltet. Das zeigen Recherchen, für die Medieninsider über mehrere Wochen mit zahlreichen Quellen aus dem Verlag und seinem Umfeld gesprochen hat. Sie zeichnen ein Bild von einem Medienhaus, in dem Ansichten über Geschäftsmodell, die publizistische Ausrichtung und ethische und handwerkliche Standards so stark auseinander gehen, dass langjährige und hochrangige Redaktionsmitglieder ihrem Titel den Rücken kehren.
Ausgeschiedene Redakteurin spricht von „Entfremdungsprozess“
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