Vor einem Jahr rettete sich die Titanic mit einer „Bettelkampagne“ vor dem Untergang. Wie geht es der Satirezeitschrift heute? Und sind linke Leser knauseriger? Ein Anruf in der Chefredaktion.
Die Feuilletons waren begeistert, als Julia Mateus vor knapp zwei Jahren an die Spitze der Titanic-Redaktion kam. Sogar die FAZ, die mit der Satirezeitschrift wohl nicht viel mehr gemein hat als die redaktionelle Heimat Frankfurt am Main, veröffentlichte ein Porträt über die heute 39-Jährige. Titel: „Warum nicht mal eine Frau?“
Womöglich wären damit schon die größten Probleme zusammengefasst, die es in der Medienbranche im Allgemeinen und in der Humorbranche im Besonderen gibt. Doch dann machte die Satirezeitschrift im vergangenen September erneut Schlagzeilen. Offenbar hatten Julia Mateus’ männliche Vorgänger am Titanic-Steuerrad seit langem schon Kurs genommen auf den sinnbildlichen Eisberg. Kurzum: Der alte Humor-Dampfer stand wirtschaftlich kurz vor dem Ende seiner Fahrt.
Ein Anruf, ein Jahr danach.
Medieninsider: Ihr habt vor einem Jahr einen Spendenaufruf gestartet. Damals habt ihr gesagt, ihr seid „so pleite wie nie“.
Julia Mateus: Wir waren ziemlich nah an der Insolvenz. Unser Geschäftsführer kam damals zu uns und hat uns mitgeteilt, dass die letzten Ausgaben ein Minus im fünfstelligen Bereich gemacht haben. Und er hat uns gesagt: Wenn sich das jetzt nicht ändert, sind wir im Winter pleite, dann gibt es uns nicht mehr.
Im Nachhinein denke ich: Man hätte auch als Futter für KI-Satire ganz okay weiterleben können, aber das hatten wir da noch nicht auf dem Schirm.
Ihr habt damals bereits Gehälter mit Verzögerung gezahlt.
Ja, die kamen bereits zwei Wochen zu spät. Das stimmt.
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