Wie rechtfertigt man irreführende Schlagzeilen der Regenbogenpresse? Funke liefert dem Presserat erstaunliche Argumente. Der Medienrechtler der Gruppe sitzt übrigens selbst im Ethik-Gremium.
Es heißt, die kleinen Sünden bestrafe eine transzendente Macht sofort. Über andere richtet, teils Monate später, der Deutsche Presserat. Im vergangenen Dezember etwa ging es dort tatsächlich um „Sünden“.
Helene Fischer: Jetzt rächen sich die alten Sünden, so lautete die Schlagzeile auf dem Titel einer August-Ausgabe von Die Aktuelle. Die Sängerin wurde damals gerade 40 Jahre alt – und anlässlich des Geburtstags konstruierte die Zeitschrift diese Zeile, die beim Leser suggeriert: Die Schlagerikone hat Dreck am Stecken und düstere Geheimnisse aus der Vergangenheit. Mit Sünden jedenfalls kennt man sich in der Redaktion aus: Funkes Frauenzeitschrift ist selbst dafür bekannt, nicht frei davon zu sein.
2023 war Die Aktuelle international in die Schlagzeilen geraten. Damals hatte sie eine „Welt-Sensation“ versprochen und suggeriert, Michael Schumacher habe dem Blatt ein Interview gegeben. Tatsächlich hatte die Redaktion lediglich ein KI-Tool mit Fragen gefüttert und im Stile des Rennfahrers antworten lassen. Der Verlag entschuldigte sich öffentlich bei Schumachers Familie und feuerte die Chefredakteurin. Vom Presserat hagelte es eine Rüge. Die Funke-Managerin Bianca Pohlmann erklärte: „Dieser geschmacklose und irreführende Artikel hätte nie erscheinen dürfen. Er entspricht in keiner Weise den Standards von Journalismus, wie wir – und unsere Leserinnen und Leser – ihn bei einem Verlag wie Funke erwarten.“
Pohlmann hat den Verlag zwischenzeitlich verlassen. Journalistische Standards verletzt Die Aktuelle aber weiterhin, wie der aktuelle Fall zeigt. Interessant ist vor allem, wie der Verlag das rechtfertigt.
Helenes Missetaten? Sie aß schon mal Nutella und trank Bier
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