Nach einer Spiegel-Recherche distanzieren sich manche Unternehmen vom Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Funke allerdings ist stolz. Dort hat man viel für den Preis getan.
In den vergangenen Tagen wurde viel über den Deutschen Nachhaltigkeitspreis (DNP) diskutiert. In einer gemeinsamen Recherche fragten Spiegel und das Recherche-Start-up Flip: „Wie seriös ist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis?” Spoiler: Wer sich mit einem Siegel des DNP schmücken will, muss oftmals ordentlich zahlen. Und zu lohnen scheint sich das undurchsichtige Geschäft mit dem Umweltbewusstsein vor allem für einen: den Initiator. Der schmückte sich übrigens gern mit Logos von Bundesministerien. Die aber gehen längst auf Abstand.
Die Recherche kam, journalistisch abgepasst, natürlich zur richtigen Zeit: Am 28. November, wenige Stunden nach der Veröffentlichung, wurden im Düsseldorfer Maritim Hotel erneut die Nachhaltigkeitspreise für Unternehmen vergeben. Spannend im Nachgang sind vor allem die Reaktionen der Teilnehmer und Preisträger.
>>> Dieser Artikel ist eine Rubrik aus unserem wöchentlichen Lese-Letter, den du hier kostenlos abonnieren kannst <<<
Manch eine Firma, die offenbar in den vergangenen Jahren gern riesige Summen dafür bezahlte, ihre Chefs bei der Verleihungsgala in die vorderen Reihen setzen zu dürfen, geht nun öffentlichkeitswirksam auf Distanz. Weleda-Chefin Tina Müller hat den Preis für ihr Unternehmen demonstrativ abgelehnt, ebenso wie Alicia Lindner von Börlind, die sich dabei fotografieren ließ, wie sie die Urkunde zerriss. Ihre Kritik am Preis: Intransparenz, unklare Auswahlverfahren, widersprüchliche Bewertung und Kommerzialisierung.
Wer sich so plötzlich mit Empörungspostings auf LinkedIn abwendet, will sich natürlich bewusst als Held im Kampf gegen böses Greenwashing inszenieren. Sowas hingegen hat man bei der Funke Mediengruppe nicht nötig. Funke ist stolzer Preisträger – und dafür hat das Unternehmen viel getan.
Für das PR-Bild auf dem blauen Teppich hatte die Delegation einen Fotografen der eigenen Tageszeitungen im Schlepptau. Auf der Wand hinten findet sich übrigens gleich zweimal das Funke-Logo. Der Grund: Funke bekommt die Auszeichnung in diesem Jahr zum ersten Mal – und ist zufällig auch erstmals unter den „Partnern“ des Preises gelistet, die den DNP finanziell unterstützen, sowie zusätzlich unter den „Medienpartnern“.
Und dann wäre da noch die interessante Doppelfunktion von der Frau in der Mitte des Fotos: Gundula Ullah ist seit 2021 Funkes „Head of Sustainability“. Als solche ist sie aber nicht nur dafür zuständig, den CO₂-Fußabdruck im eigenen Unternehmen zu schmälern, damit man sich glaubhaft mit dem Gewinnersiegel schmücken kann. Sie hat sich obendrein in diesem Jahr auch erstmals als Mitglied der Jury beim DNP betätigt. In der Liste auf der Webseite des Preises wird sie allerdings mit einer anderen Funktionsbezeichnung geführt: als „Vorsitzende Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.”. Unter den Tisch fällt dabei, dass sie hauptberuflich auch die Nachhaltigkeitsstrategie für einen der Gewinner entworfen hat.
Ein rundum großes Nachhaltigkeits(preis)-Engagement. Glückwunsch nach Essen!