Ein Abschwung ist immer auch ein Moment der Klärung. Schwierige Entscheidungen, die in Zeiten der Hochkonjunktur aufgeschoben wurden, können nicht länger ignoriert werden. Die Blasenwirtschaft der Corona-Zeit, die vor allem in der Technologiebranche entstanden ist, wird jetzt korrigiert. Das wirkt sich auch auf die Verlagsbranche aus.
Der Artikel erschien zuerst bei The Rebooting von Brian Morrissey.
Wir übersetzen einmal im Monat einen seiner Texte.
Verleger suchen händeringend nach neuen Wegen, um Geld zu verdienen. Medienunternehmen sind seit jeher schwierig zu betreiben. Durch Werbung wurde das Publikum zum Produkt und nicht zum Kunden, und es entstanden zwangsläufig gegensätzliche Geschäftsmodelle. Wenn man dann nur noch auf die Hilfe eines „wohlwollenden“ Milliardärs hoffen kann, ist man gescheitert. Ich kenne nicht viele Milliardäre, aber ich glaube nicht, dass Wohlwollen ein Hauptmerkmal beim Anhäufen von Milliarden ist.
Die kurzsichtigen Monetarisierungsversuche der Vergangenheit haben dazu geführt, dass das Herzstück publizistischer Arbeit in den unternehmerischen Hintergrund gerückt ist. Viele Verlage bleiben nach Jahren der Transformation mit einem Kerngeschäft zurück, das wenig Geld einbringt und einen geringen Wert hat. Ein Beispiel: Die Bewertung von Vice speist sich hauptsächlich aus den Studioproduktion und Agentur-Leistungen. Der verlegerische Teil verliert zunehmend an Bedeutung. Viele Marken dienen als Fassade für SEO-Schneidereien oder im B2B-Bereich als höfliches Schaufenster für ein Hosted-Buyer-Meeting.
Der Vormarsch von Abonnements ist ein Lichtblick in der Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle. Aber er ist auch mit Vorsicht zu genießen. Die solidesten Verlage verfügen inzwischen zwar über wiederkehrende Einnahmeströme. Abonnements können aber auch zu einer Masche werden – mit Lockvogelpreisen, Einführungsangeboten, die die Kosten in die Höhe treiben, und meinem persönlichen Schreckgespenst: dem Zwang zur Kündigung per Telefon. Abonnenten werden genötigt, den Spießrutenlauf des Kundenservice zu durchlaufen. Das disqualifiziert jedes Unternehmen, das eine Führungskraft vorschickt, die auf einem Podium sitzt und eine Predigt über „Kundenorientierung“ hält.
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