Hallo Medieninsider!
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:
► Black Friday im Oktober: Die Washington Post erlebt eine rabenschwarze Zeit, samt Ausverkauf der eigenen Prinzipien, wie viele Mitarbeiter finden. Was deutsche Medien davon lernen sollten (Editorial)
► Sagt leise Servus: Die Süddeutsche Zeitung schließt ihre Landkreisredaktionen und trennt sich von Pauschalisten, berichtet Marvin Schade (direkt zum Artikel)
► Macht trotzdem Mut: Wie der Lokaljournalismus seinen Weg in die Zukunft finden kann, beschreibt Alexandra Borchardt in ihrer Kolumne (direkt zum Artikel)
► Unhappy Birthday: Geschäftsführer Sönke Reimers muss die DFV Mediengruppe verlassen – was intern am Tag seines 61. Geburtstages bekannt wird (direkt zum Artikel)
► Debatte über den „Staatsfunk“: Unser Kolumnist Hermann von Engelbrechten-Ilow findet: Mit ihren Social-Media-Inhalten gefährdet die Politik den Journalismus (direkt zum Artikel). Torben Klausa entgegnet in einem Gastbeitrag: Die Medienbranche sollte nicht über Social-Media-Inhalte der Bundesregierung lamentieren, sondern sich neu ausrichten (direkt zum Artikel).
► Ein Start-up für konstruktiv-investigativen Journalismus: Im Q&A heute Abend sprechen Felix Rohrbeck und Christian Sothmann darüber, wie sie sich mit Flip behaupten (direkt zum Event)
► Digitaler Redaktionsassistent: Lerne in Workshops mit Steven Plöger und Patrick Egger, welche KI-Anwendungen dir im Alltag helfen und du mit ihnen einen eigenen Agenten bauen kannst (direkt zum Event)
► Liebeserklärung an Insekten: Burda-Erbin und Musikerin Elisabeth Burda Furtwängler aka Kerfor liegt die Natur genauso am Herzen wie das Familienunternehmen (am Ende des Newsletters)
Dieser Text ist die Archiv-Fassung des wöchentlichen Lese-Letters. Um zukünftige Ausgaben gratis zu lesen, kannst du ihn per E-Mail abonnieren:
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Bei Amazon steigt jedes Jahr Ende November der Black Friday. Die Washington Post hingegen, die ebenfalls Jeff Bezos gehört, erlebte schon in der vergangenen Woche einen rabenschwarzen Freitag. Ohne Schnäppchen – aber dafür mit dem Ausverkauf ihrer Prinzipien. So zumindest empfinden viele Beschäftigte und noch weitaus mehr Abonnenten die jüngste Entscheidung, die Bezos bei der Post durchgesetzt hat: Erstmals seit Jahrzehnten darf die Redaktion keine Wahlempfehlung mehr abgeben.
Seit diese Entscheidung am 25. Oktober veröffentlicht wurde, überschlagen sich die Nachrichten: 21 Kolumnisten veröffentlichten gemeinsam einen Beitrag dagegen, Mitglieder des Redaktionsausschusses traten von ihren Ämtern zurück, Redakteure veröffentlichten einen Text und ein darauf basierendes Social-Media-Video, das sich über Bezos lustig macht. Ann Telnaes zeichnete eine komplett schwarze Karikatur, angelehnt an den Wahlspruch der Zeitung Democracy Dies in Darkness.
Unter dem publizistischen Druck meldete sich zu Wochenbeginn auch Bezos persönlich in einem Meinungsstück zu Wort: Darin pocht er auf seine Integrität als Verleger, dem es bei der Entscheidung allein um „Prinzipien“ und die Glaubwürdigkeit der Medien gehe, nicht um seine wirtschaftlichen Beziehungen zur Regierung. Er bemüht sich jenen zu widersprechen, die fest vermuten: Bezos knickt vor Trump ein, um – sollte dieser Präsident werden – keine lukrativen Regierungsaufträge für seine anderen Unternehmen zu gefährden.
Natürlich kann man über die Sinnhaftigkeit dieser Endorsements diskutieren. Aber Bezos Entscheidung war gleich in doppelter Hinsicht denkbar unklug. Sie war es verlegerisch, denn so wenige Tage vor der Wahl mit dieser Tradition zu brechen, muss natürlich als symbolischer Akt verstanden werden. Und sie war es wirtschaftlich, denn die emotional aufgeheizte Stimmung führte Berichten zufolge zu gut 200.000 Abo-Kündigungen in weniger als einer Woche. Eine irre Hausnummer. Und auch für die Post, die etwa 136.000 Printleser und 2,5 Millionen Digitalabonnenten hat (Stand 2023) sind das fast acht Prozent.
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