In meinen Coachings und Beratungen wird eines überdeutlich: Von Führungskräften wird schlicht alles verlangt. Besonders in der Medienbranche steigen die Anforderungen an Allrounder – die zudem alles par excellence beherrschen sollen.
Da wären zunächst einmal die Hard Skills als Grundvoraussetzung für jede Führungskraft: Sich auskennen in der Sache. Nein, Führungskräfte sollen nicht tiefer im Stoff stecken als ihre Mitarbeiter:innen, aber sie brauchen selbstverständlich fachliches Wissen – über Prozesse, Geschäftsmodelle und nutzbare Technologien. Digitalisierungskenntnisse sind elementar, darüber wird schon gar nicht mehr gesprochen. Führungskräfte sind dazu da, Innovationen zu initiieren und umzusetzen – aus der Management-Perspektive, aber auch gern mal hands on. Im Zweifelsfall sollen sie die Brücke verlassen und in den Maschinenraum hinuntersteigen können, um selbst zu schrauben. Erwartet wird: So viel Manager wie möglich, aber so viel Blaumann wie nötig. Das muss man erstmal leisten können in Zeiten ständiger technologischer Veränderung.
Lebenslanges Lernen ohne Freiraum
Welcher Medienmanager weiß beispielsweise zum jetzigen Zeitpunkt, welche Auswirkungen KI auf sein Unternehmen haben wird? Es experimentieren zwar alle mit ChatGPT, aber was bedeutet das konkret für die zukünftigen Arbeitsplätze in Medienunternehmen? Werden es (wieder einmal) weniger Stellen oder sind einfach nur andere Qualifikationen gefragt? Diese Fragen müssen Führungskräfte in Medienhäusern möglichst zügig beantworten, um ihr Unternehmen beziehungsweise ihren Bereich zukunftsfähig auszurichten. Es wird schlicht erwartet, dass sie immer am Ball bleiben und sich ständig weiterbilden. Das sind keine überzogenen oder gar unvorstellbare Forderungen. Lebenslanges Lernen ist hier mehr als nur ein Schlagwort. Nur sind die Bedingungen dafür denkbar ungünstig. Die meisten Führungskräfte klagen über extrem volle Terminkalender, teils sind sie doppelt und dreifach in Meetings gebucht. Videocalls machen das Leben da nicht einfacher: Man schafft noch mehr Themen in kürzerer Zeit – viele sitzen zehn Stunden täglich nahezu durchgehend in Meetings. Wie soll da Freiraum entstehen für konzeptionelles Denken oder gar Innovationen?
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