Der Einsatz künstlicher Intelligenz im Journalismus erfordert Fingerspitzengefühl – zu schnell ist Vertrauen verspielt. Als Ausgleich wird Transparenz gefordert. Doch könnte sich diese sogar negativ auswirken. Über eine wichtige Diskussion und Lösungsansätze.
Im Fall der Sports Illustrated war die Sache eindeutig. Als durchsickerte, dass nicht hinter jedem Kolumnisten und Reporter des traditionsreichen amerikanischen Sportmagazins ein kluger Kopf, sondern zuweilen nur ein Sprachmodell steckte, kostete das etliche Abos und am Ende auch CEO Ross Levinsohn seinen Job. Redaktionen, die Journalisten-Imitate aus künstlicher Intelligenz einsetzen, machen das also besser selbstbewusst mit eindeutigem Transparenz-Hinweis zu arbeiten. Der Kölner Express zum Beispiel arbeitet bei seiner Avatar-Reporterin Klara Indernach (abgekürzt KI!) mittlerweile mit einem Disclaimer. Und selbst dann kann die Sache schief gehen. Der Radio-Sender Off Radio aus Krakau, der zunächst stolz verkündet hatte, seinen Hörern ein allein von KI gesteuertes Programm zu präsentieren, musste das Experiment nach kurzer Zeit abbrechen. Eine Avatar-Moderatorin hatte ein fiktives Interview mit der Literatur-Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska geführt und sie zu aktuellen Themen befragt – nur lebt die Autorin schon seit 2012 nicht mehr. Das Publikum war entsetzt.
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