Katrin Vernau signalisierte in den vergangenen Wochen mehrfach, den RBB über ihre Zeit als Interimsintendantin hinaus führen zu wollen. Förmlich beworben hat sie sich nicht. Ob sie Mitte Juni zur Wahl antreten kann, ist nun unklar – denn nach den Regularien ist das keine Selbstverständlichkeit. Fraglich ist auch, wie ernst die Ambitionen der Medienmanagerin tatsächlich sind.
Bald ein Jahr nach Aufkommen der Schlesinger-Affäre will der krisengebeutelte Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) wieder für eine geordnete Führung sorgen – nur steht der Neustart bereits unter chaotischen Vorzeichen.
Am 16. Juni soll die Neuwahl der Intendanz stattfinden. Wer dann übernimmt, soll den RBB fünf Jahre lang führen und wieder für stabile Verhältnisse sorgen. Ende April lief die Frist für die öffentlich ausgeschriebene Stelle ab. Schon diese Phase war außergewöhnlich: 50 Bewerbungen sollen eingegangen sein, wovon aber nur zehn ernst genommen werden können. Der Rest sollen laut B.Z. Spaßbewerbungen gewesen sein. Als wäre das nicht genug, ist nun auch noch offen, ob die heißeste Anwärterin auf den Posten bei der Wahl überhaupt berücksichtigt werden kann.
Gemeint ist Katrin Vernau, die den Job als Interimsintendantin im September übernommen hat. Seitdem ist die Medienmanagerin, die für den Einsatz in Berlin von ihrem eigentlichen Job als Verwaltungsdirektorin des Westdeutschen Rundfunks (WDR) beurlaubt wurde, quasi im Dauereinsatz: als Aufklärerin der Misswirtschaft in den Schlesinger-Jahren, als Finanz-Reformerin und als Kommunikatorin der Umbaupläne nach innen wie nach außen. Vernau befindet sich mitten in einem Kraftakt, das oberste Ziel: durch eine Neuausrichtung des Senders bis Ende 2024 insgesamt knapp 50 Millionen Euro einzusparen. 100 Stellen sollen dafür abgebaut werden – Pläne, für die es vor allem aus der eigenen Belegschaft Kritik gibt.
Es wäre durchaus denkbar, womöglich sogar sinnvoll, wenn Vernau beendet, was sie angefangen hat und dafür den Posten der Intendantin regulär übernimmt. Das Problem nur: Sie hat sich nicht beworben. Zumindest nicht formell.
Vernau lässt sich bitten
Im Interview mit dem Tagesspiegel Anfang Mai erklärte sie, weitermachen zu wollen, wenn man sie denn frage. Argumente für ihre Person lieferte sie gleich mit: „Ich bin kein unbeschriebenes Blatt: meine Pläne und Arbeitsergebnisse sind bereits bekannt.“ Ähnlich hatte sie sich bereits im Februar geäußert. Das Angebot ist da, die Bewerbung nicht. Vernau habe sich nicht aufstellen lassen, im Tagesspiegel aber ein Vorstellungsgespräch geführt. So beschrieb die Süddeutsche Zeitung das Vorgehen der Interimsmanagerin. Und das macht es nun kompliziert.
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