Reichen Abo-Umsätze aus, um Lokaljournalismus zu finanzieren?

Nachrichten über Lokaljournalismus beginnen selten positiv. Oft werden Redaktionen zusammengelegt oder gleich dicht gemacht. Eine Erfahrung, die Marc-Stefan Andres schon vor einigen Jahren gemacht hat. Die Münstersche Zeitung, bei der er seine journalistische Laufbahn begann, baute erst langsam ab, wechselte dann den Eigentümer und wurde schließlich zur Zombie-Zeitung. Auch deshalb hat sich Marc-Stefan 2019 der Gründung von Rums angeschlossen. Rums aus Münster hat sich zum Ziel genommen, neuen Lokaljournalismus anzubieten. Rein digital, finanziert durch seine Mitglieder. Marc-Stefan ist dort für das Projektmanagement zuständig. 

Im digitalen Q&A von Medieninsider hat er über die Entwicklung des Start-ups gesprochen und die Fragen unserer Mitglieder beantwortet. Es ging um Leser:innenbindung, Dinge, die er lieber vor der Gründung gewusst hätte – und um die Erkenntnis, dass die Sache mit der reinen Abonnenten-Finanzierung so leicht nicht ist. Wir fassen ein paar Erkenntnisse aus dem Gespräch zusammen:

Der Lokaljournalismus sei Marc–Stefan nicht nur aufgrund der eigenen Biografie ans Herz gewachsen. Vielmehr sieht er darin auch einen gesellschaftlichen Zweck. Auch der Rums-Gründer bemüht die Studien aus den USA, nach denen in Gemeinden, wo es gar keine Lokalmedien mehr gibt, die Korruption steigt und die Zivilgesellschaft schwächer wird. 

Der Journalismus verliere den Anschluss:

„In der Universität habe ich mit 50 Studierenden gesprochen, von denen zwei eine Tageszeitung zu Hause haben. Ich weiß nicht, ob sich das ändert, wenn sie 30 sind. “

Bei Rums haben sie sich deshalb vorgenommen, der Entwicklung etwas entgegenzusetzen – auch durch die Nähe zum Publikum.

„Wir bekommen etwa 150 bis 300 Mails im Monat, die wir alle beantworten. Teilweise auch von der Redaktion persönlich, weil wir versuchen wollen, den Kontakt zu halten.“

Das Geschäftsmodell von Rums ist simpel. Kernprodukt ist ein Newsletter, der die typischen lokaljournalistischen Themen behandelt und zweimal in der Woche erscheint. Hinzu kommt ein dritter an jedem Sonntag mit einer Kolumne. In dieser schreiben namhafte Personen, wie Ruprecht Polenz. Wer den Newsletter lesen will, bezahlt im Abo-Modell. In den ersten sechs Monaten von Rums war das Angebot noch kostenlos. Das Ziel: zügig Reichweite aufbauen. Aber Marc-Stefan sagt auch:

„Uns war von Anfang an klar: Wir müssen ein Geschäftsmodell haben, wir müssen immer Geld umsetzen und verdienen.

Rund 15 Menschen arbeiten derzeit für Rums in der Redaktion, im Marketing, für die Social Media-Kanäle oder als Programmierer. Um die Finanzen und die Entwicklung des Geschäftsmodells kümmern sich die Gründer selbst. Neben Marc-Stefan Andres sind das Christian Humburg, ehemaliger Finanzchef von Wikimedia und Geschäftsführer von Correctiv, sowie Götz Grommek, der auch eine Finanz- und Anlageberatung leitet. Die Trennung zwischen Redaktion und wirtschaftlichem Teil sei wichtig – nur nicht der redaktionellen Unabhängigkeit wegen. Andere Projekte hätten gezeigt, dass der wirtschaftliche Teil ebenfalls volle Aufmerksamkeit benötige:

„Da starten hoch ambitionierte Journalist:innen einen Blog, eine Webseite, oder einen Newsletter und nach einem Jahr können sie nicht mehr, weil sie einfach kein Geschäftsmodell drum herum haben.“

So erweitert Rums sein Geschäftsmodell

Wie anspruchsvoll diese Entwicklung ist, zeigt sich auch bei Rums:

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