Erst 2016 ging das dänische Online-Medium Zetland an den Start. Heute zählt es nach eigenen Angaben 40.000 Abonnenten, ist profitabel und expandiert. Ein Interview mit CEO Tav Klitgaard.
Das dänische Medienhaus Zetland gehört zu den oft zitierten Erfolgsgeschichten im digitalen Journalismus: Es setzt auf Klasse statt Masse, Mitgliedschaften statt Anzeigen, und von Anfang an konnten die Nutzer alle Beiträge nicht nur lesen sondern auch anhören. Das zahlt sich aus. Denn Zetland verkauft auch seine eigene Technologie. Schon drei Jahre nach der Gründung 2016 war das Unternehmen nach eigenen Angaben profitabel, nun steht die erste Expansion an.
CEO Tav Klitgaard erklärt im Interview mit Medieninsider, wie man junge Nutzer für Journalismus begeistert, was Medien von der Tech-Branche lernen können, und mit welcher Strategie Zetland im KI-Zeitalter erfolgreich sein will.
Medieninsider: Tav, Interviews sollten nicht mit Lob beginnen, aber Zetland ragt aus den Neugründungen in der Medienbranche heraus. Ihr Team hat das Unternehmen 2016 gegründet. Heute haben Sie mehr als 40.000 digitale Abonnenten. Was machen Sie, was andere nicht machen?
Tav Klitgaard: Unser Vorteil war, dass wir keine Print-Tradition hatten. Wir konnten uns hinzusetzen und wirklich intensiv darüber nachdenken, was ein Medium für Menschen bedeuten soll. Unter anderem kamen wir zu der Erkenntnis, dass Journalismus eine Erfahrung ist. Man hat den Inhalt und dann hat man die Verbreitung. Beides zusammen schafft eine Erfahrung. Der Wert liegt nicht im Journalismus. Der Wert liegt in dem Moment, in dem der Journalismus zu einer Erfahrung wird, die etwas in Ihrem Kopf verändert.
Aber Sie scheinen sehr stolz auf Ihren Journalismus zu sein?
Natürlich sind wir das! Aber bestehende Unternehmen produzieren viel zu oft Journalismus aus der Perspektive des Senders. Wir versuchen immer, die Perspektive des Empfängers einzunehmen. Ich würde dies als den Hauptgrund für unseren Erfolg ansehen.
Zetland bringt keine Nachrichten, sondern Sie veröffentlichen nur wenige ausführliche Geschichten pro Tag, konzentrieren sich auf Erklärungen und Analysen und haben von Anfang an alles auch im Audioformat angeboten.
Wir haben unsere Mitglieder gefragt und sie sagten: ‚Ich würde eure Artikel wirklich gerne lesen, aber ich habe heute schon zehn Stunden auf einen Bildschirm gestarrt und bin es leid.‘ Wir sagten: ‚Dann könnte Audio etwas für dich sein.‘ Und es stellte sich heraus, dass wir Recht hatten.
Im Zeitalter der generativen KI wird es sehr einfach sein, Inhalte in Audio umzuwandeln. Verlieren Sie nicht Ihren Wettbewerbsvorteil, wenn jeder überall einfach auf den Audioknopf drücken kann?
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