Im Podcast von Nico Lumma

Für die eiligen: Nico Lumma, Mitbegründer des netzpolitischen Vereins D64 und Managing Partner des Next Media Accelerator (NMA), hat mit Matthias Bannert einen Podcast aufgenommen. Den Fireside Chat vom NMA könnt ihr hier anhören:

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Bei Nico Lumma könnte ich auf zwei Dinge neidisch werden. Erstens er hat sich auf Twitter so früh angemeldet, dass er dort das Handle @Nico hat. Und zweitens sitzt er dank seines Jobs am Puls der Medieninnovationen, zumindest hoffe ich das. Als Managing Director des Next Media Accelerators, einem Fond, der in Medienstart-ups investiert, wird er regelmäßig Pitches von jungen Unternehmen bekommen und kann diese Ideen in verschiedene Verlagshäuser tragen.

Ersteres zeigt, dass Nico schon sehr lange in der digitalen Medienwelt mitspielt und letzteres, dass er es noch immer tut. Und so war es mir eine besondere Freude, von ihm in den Fireside-Chat-Podcast des NMA eingeladen zu werden. Natürlich ging es zunächst um unsere Gründung von Medieninsider. Ich spreche da über unser Geschäftsmodell, ziehe eine kleine Drei-Monats-Bilanz und gebe auch einen Ausblick, in welche Richtung Medieninsider skalieren könnte.

Unsere muntere Plauderei hat aber direkt noch viele große Themen der Medienwelt gestreift. Wir sprachen über neue Geschäftsmodelle für Medienhäuser, Substack, Innovation und Transformation der Medienbranche und über die Trends für das kommende Jahr.

Ein paar Kernaussagen des Podcasts:

Feedback zu Medieninsider

Matthias: Wir sind drei Monate am Start. Das Feedback, was wir bekommen, geht tatsächlich in die Richtung, die wir uns ausgemalt haben. Die Leute sagen wirklich: Einen Mediendienst wie euch, den braucht es und den haben wir vorher vermisst.

Transformation der Medien

Nico Lumma: Siehst du denn diese Transformation in der Medienbranche oder sind es immer nur so kleine zarte Pflänzchen, die irgendwo aufblühen, aber eigentlich will man doch lieber weiter Print machen?

Matthias: Also ich habe erst mal ganz großes Vertrauen darin, dass es auch in Zukunft noch Journalismus geben wird. Transformation kann ja zum einen sein, dass die bestehenden Player sich transformieren und anfangen, neue Geschäftsmodelle oder Reichweiten-Modelle zu entwickeln oder neue Plattform für sich zu erschließen. Das ist das eine, was an Transformation spannend ist. Das andere ist: Was machen denn neue Player am Markt? Der Aufstieg von Buzzfeed ist ja auch eine Transformation. Da hat sich praktisch ein neuer Verlag gebildet, der kürzlich die Huffington Post übernommen hat. Also haben sich so neue Verlage gebildet, die durchaus mithalten können mit New York Times, Washington Post und Co, die also einen signifikanten Teil des Leser- aber auch des Werbemarktes abgreifen. Das ist ja auch eine gewisse Transformation, auf die wir zusteuern.

Monetarisierung im Journalismus

Nico Lumma: Ist es denn abseits des Fachjournalismus möglich, mit einem digitalen Produkt eine Reichweite in Deutschland aufzubauen, die man dann noch monetarisiert bekommt, so dass man Leute vernünftig bezahlen kann?

Matthias: Ich hoffe, dass das so ist. Nein, ich bin eigentlich positiv gestimmt. Die Frage ist ja, welche Monetarisierungsmöglichkeiten es gibt.

Das Thema Bannerwerbung ist durch, würde ich sagen. Die Anzeigenpreise sind so weit im Keller, dass man schon eine Millionenreichweite haben muss, um da Land zu gewinnen. Du kennst die Preise von Google und Co. Das ist nicht attraktiv für Publisher. Man muss sich hier mit anderen Werbeformen auseinandersetzen. Also Stichwort Advertorials oder auch Videowerbung. Dann geht das auch mit kleineren Reichweiten. Und dann gibt es ja noch das Thema Paid Content.

Bei beiden Geschäftsmodellen, also bei der Werbevermarktung als auch bei Paid Content, muss man dem, der bezahlt, irgendwie klarmachen, warum er bezahlt. Also dem Leser: Das, was du hier bekommst, bekommst du bei uns woanders nicht. Und dem Werbekunden muss man sagen: Okay, schalte die Anzeigen bei mir, auch wenn der TKP teurer ist als bei Google, aber dafür erreichst du zielgerichtet Leute und die bringen dir viel mehr.

Lokaljournalismus

Nico Lumma: Lokale Tageszeitungen, die wir in Deutschland haben, wirken wie ein Gemischtwarenladen mit Panorama, Weltpolitik, Sport, national, international, obwohl ja eigentlich das Lokale im Fokus sein sollte. Bei einer lokalen Tageszeitung wird alles reingemischt, immer noch aus diesem Ansatz von früher: Der Abonnent will auf einen Blick alles haben. Mittlerweile hat ja der Leser oder die Leserin die Möglichkeit, mit nur einem Klick auch alles andere zu haben.

Matthias: Ich glaube, dass regionale Zeitungsverlage fundamental etwas falsch machen. Ich bin davon überzeugt, dass der Lokaljournalismus die Medienkrise noch am besten überstehen kann, weil die lokalen Informationen erstens hochemotional und zweitens meistens exklusiv sind, weil es vor Ort oft keinen zweiten Player gibt. Unter diesen Gesichtspunkten frage ich mich, warum die es nicht schaffen, ein digitales Geschäftsmodell aufzusetzen. Ich muss nur dem Leser klar machen, warum meine Lokalzeitung unverzichtbar ist. Wenn ich dann aber von 20 Seiten Umfang 15 Seiten aus irgendeiner Mantelredaktions-GmbH zuschütte, dann frage ich mich als Leser natürlich, warum ich für dafür noch bezahlen soll.

Den ganzen Podcast anhören:

Außerdem auf:

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Timecodes:

2:17 – Neue Generation Mediendienste
6:55 –
Geschäftsmodell
11:48 –  Monetarisierungsmöglichkeiten für Publisher
16:44 – Renaissance der Newsletter
21:00 – Funktionierende Podcastformate (hinter der Paywall)
23:14 – Trendtalk
Newsletter (z.B. Substack) & Podcasts – geht der Weg auch hier in Deutschland hin zu mehr Originals? 
31:46 – Google News & Facebook News 
34:40 – Snap und TikTok
Wie erreiche ich junge Leute? Die Themen müssen anders aufbereitet sein. Audio-Visuell. Gutes Beispiel: Der Spiegel bei Snapchat.
40:00 – Medienkompetenz bei jungen Menschen
Quellen checken aus dem Internet muss erlernt werden.
47:45 – Zukunftsthemen: Bewegtbild & Aggregation
Im Netz eigene TV-Sender aufbauen (Bild, Blick, OE24TV) Eigene Newssendungen von Influencern? 
50:00 – Thema lokale News bietet Möglichkeiten für Investoren

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Matthias Bannert
Matthias Bannerthttps://matthias-bannert.eu
Matthias Bannert ist Mitgründer und Geschäftsführer von Medieninsider. Er hat seine journalistische Ausbildung an der Axel Springer Akademie gemacht, war für „Bild“ in Berlin und Los Angeles im Bereich Redaktion und Audience-Development tätig und war Gründungschefredakteur von „upday“, dem News-Aggregator von Axel Springer und Samsung. Er ist außerdem Gründer des Mobilitätsmagazins „MOViNC.de“ sowie der App „WahlSwiper“ („VoteSwiper“).

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