Journalisten hassen ihre Arbeitgeber. Eine Übertreibung? Mit Sicherheit – aber eine mit wahrem Kern. Journalisten sind geprägt von einem gewissen Misstrauen auch gegenüber der eigenen Institution. Bei jeder Veränderung schwingen die Sorgen um die redaktionelle Unabhängigkeit oder Stellenabbau mit. Doch wenn die digitale Transformation gelingen soll, braucht es Aufgeschlossenheit und Vertrauen – wie das gelingen kann.
Nicht falsch verstehen: Skepsis und kritische Distanz, auch innerhalb der eigenen Reihen, ist ein Kernelement von Qualitätsjournalismus. Problematisch wird es aber dann, wenn sich die Einstellung im Widerstand gegen jegliche Veränderung manifestiert. Das geschieht vor allem dann, wenn Führungskräfte – oft zusätzlich mit externen Beratern – Newsrooms davon zu überzeugen versuchen, dass bisherige redaktionelle Abläufe nicht mehr zeitgemäß sind. Wenn die „Business-Seite“ ihnen erklären will, dass sie die falschen Geschichten auswählen oder sie zumindest falsch verkaufen, artet Widerstand dann schon mal in totaler Verweigerung aus. Dann wird nicht einmal zugehört.
Veränderung ist unausweichlich
Daraus entsteht eine kritische Gemengelage, die zum Scheitern der digitalen Transformation führen kann – und damit nicht nur zum Ende von Unabhängigkeit, sondern zum Ende einer ganzen Redaktion. Ohne tiefgreifende Veränderungen bei den Inhalten, der Organisation, den Arbeitsabläufen und den Plattformen werden Nachrichtenorganisationen immer weiter unter finanziellen Druck kommen, Arbeitsplätze werden verloren gehen und der Wert des unabhängigen Journalismus wird verschwinden.
Diese Angebote berechtigen nicht zur Nutzung der Artikel in
Pressespiegeln (o. Ä.).
Klicke hier zum Erwerb von passenden Nutzungslizenzen.