Es gibt viele Gründe, Benjamin Fredrich nicht zu kennen. Für Medienschaffende gilt das aber nicht.
Denn der 33-Jährige hat in Greifswald an der Ostsee etwas Bemerkenswertes geschafft: Er ist erfolgreich mit einem Print-Produkt, hat aus dem Studenten-Projekt Katapult Magazin heraus ein funktionierendes Medienunternehmen aufgebaut, zu dem mittlerweile auch ein Buch-Verlag zählt – und ab dem 1. Juni auch ein eigenes Regionalmedium.
Fredrich ist in der Branche aber auch ein Begriff, weil er das Spiel mit der Aufmerksamkeit beherrscht. Er kennt Empörung nicht nur als Gefühl, sondern auch als Instrument. Er hat es benutzt, um gegen den Buchverlag Hoffmann & Campe zu protestieren, die Süddeutsche Zeitung in die Schranken zu weisen, um sein Regionalmedium Katapult-MV gegen die etablierten Medien zu positionieren. Und er nutzt es, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt – wie es zuletzt bei Übermedien und der taz der Fall war.
Wie lange und wie sehr nützt eine Empörungsstrategie und wann beginnt sie, nicht nur zu nerven, sondern auch zu schaden? Darüber spricht Benjamin Fredrich im Interview genauso wie über die Fragen, was genau er mit Katapult-MV in Mecklenburg-Vorpommern vor hat, wie die Regionalisierung seines Magazins überhaupt zur bisherigen Strategie der Internationalisierung passt und ob er Katapult zukünftig auch in andere Bundesländer exportieren will.
Medieninsider: Während der Vorbereitung auf unser Gespräch habe ich mich gefragt, wie wir wohl daraus herausgehen werden. Ob ich mich demnächst ebenfalls auf Katapult-Grafiken wiederfinden werde. Mit welcher Einstellung gehst du mittlerweile in Interviews?
Benjamin Fredrich: Wenn du irgendetwas verschweigst, das für den Kontext unseres Gesprächs wichtig sein könnte, werde ich es anschließend möglicherweise loswerden wollen – wenn du also für jemanden wie Jürn Kruse von Übermedien Partei ergreifst und mir und deinen Leser:Innen dabei verschweigen würdest, dass du mit ihm oder einer anderen Person, mit der ich mich zerstritten habe, befreundet bist. Mit anderen Worten: Wenn du dich intransparent verhältst und Befangenheiten nicht offenlegst.
Du spielst auf die jüngste taz-Berichterstattung über dich, Katapult und den Streit mit dem Nordkurier an. Die Autorin dieses Artikels hat in Vergangenheit mit Jürn Kruse zusammen bei der taz gearbeitet als auch schon für Übermedien geschrieben, wo er jetzt Redaktionsleiter ist. Deiner Ansicht nach hat sie in ihrem Artikel Partei für Kruse ergriffen, der vorher ebenfalls einen Artikel über dich veröffentlicht hatte, mit dem du – sagen wir mal – nicht einverstanden warst.
Mir geht es dabei weniger um das, was die taz-Autorin Anne Fromm geschrieben hat. Den Artikel hätte ich zwar trotzdem komisch gefunden, hätte aber nichts dagegen gesagt. Mir geht es aber darum, dass sie ihre persönlichen und wirtschaftlichen Verbindungen zu denen, die mich vorher schon angeranzt haben, nicht offengelegt hat.
Vielleicht bin ich naiv. Aber googelt man die Leute nicht, bevor man sich mit ihnen unterhält?
Sie hat sich als taz-Redakteurin bei mir gemeldet. Das hat mir gereicht, weil ich die taz kenne und in Ordnung finde. Ich muss nicht jeden Einzelnen dort kennen, um zu entscheiden, ob ich ins Gespräch gehe. Das hätte ich bei der Süddeutschen nicht anders gemacht.
Dein Ungerechtigkeitsempfinden artikulierst du oft in Empörung, was dir viel Aufmerksamkeit verschafft. Wie viel von dieser Empörung ist echt und wie viel ist Mittel zum Zweck?
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