2020 war für die Medienbranche ein herausforderndes Jahr. In dieser Serie wollen wir jedoch nicht betrachten, was war. Wir wollen darauf schauen, was kommt. Wir haben unterschiedliche Branchenexperten gefragt, was 2021 wichtig wird. Sie schreiben über allgemeine Trends und darüber, was sie in ihren Fachgebieten erwarten. OMR-Gründer Philipp Westermeyer über eine mögliche Rückkehr des Event-Geschäfts, Podcasts und Social Media im B2B-Bereich.
Von Philipp Westermeyer
Für kleine Events wird es schwierig
Wir werden im ersten Halbjahr 2021 vermutlich leider keine großen Live-Events sehen. Im Laufe des Jahres kann ich mir eine Mischung aus Impfungen, Tests und warmen Temperaturen vorstellen, sodass im Spätsommer wieder mit Events zu rechnen ist. Auch, wenn es länger dauern wird: Am Ende werden viele Events, die vor der Krise zu den größten ihres Segments gezählt haben, sehr stark zurückkommen (ich sage das natürlich auch sehr subjektiv und um mir selber Mut zu zusprechen). Ich fürchte aber, dass es für Events aus dem Longtail schwieriger werden wird, weil einfach nicht genug Platz im Kalender bleiben dürfte.
Home Office wird Eventbegegnungen wichtiger machen
Der Home-Office-Trend wird zentrale oder „gesetzte“ Begegnungsanlässe wie große Events weiter stärken. Hybride-Eventkonzepte werden in dem Sinne bleiben, dass noch mehr Events versuchen werden, sich ganzjährig eine digitale-mediale Präsenz aufzubauen. Darauf deutet die letzte Finanzierungsrunde der digitalen Eventplattform Hopin von über zwei Milliarden Dollar an – die Hoffnung der Investoren fand ich etwas zu groß.
Der Podcast-Hype geht weiter, Paid-Podcasts bilden die Nische in der Nische
Im Podcast-Bereich werden das kommende Jahr sicher über 20 verschiedene Formate mit Jahresumsätzen in siebenstelliger Höhe abschließen. Die Reichweiten und die allgemeine Wertigkeit von Podcasts als Kommunikationsmedium, gerade in etwas spitzeren Zielgruppen von unter einer Millionen Menschen, wird immer offenkundiger. Entsprechend sehen wir die Budgetplanungen und Entwicklungen im Werbemarkt. Signale wie der Spotify-Vertrag für Joe Rogan (100 Millionen Dollar pro Jahr) deuten an, was mittelfristig auch hierzulande entstehen kann. Paid-Podcasts kann ich mir nur in extrem kleinen Nischen vorstellen. Werbung ist dafür zu attraktiv und das Wachstum zu stark, als dass ein ambitionierter Host sein Wachstum aufgrund einer Bezahlschranke abwürgen würde.
LinkedIn wird die B2B-Influencer-Plattform
LinkedIn wird eine Influencer-Plattform im B2B-Kontext. Für mich persönlich war es eine der besten Entscheidungen in diesem Jahr, selbst dort verstärkt aktiv zu werden. Im nächsten Jahr dürfte ich dort 100.000 Follower erreichen (aktuell 51.000, Anfang 2020 waren es 5.000). Ich verstehe erst heute so langsam und aus der Innenansicht, was Influencer-Marketing für eine Kraft hat. Viele B2B-Firmen werden versuchen, sich das zunutze zu machen – insbesondere ohne Messen und Fachevents. Professionelle Linkedin-Influencer (so sehe ich mich nicht) dürften in 2021 locker auf sechsstellige Umsätze kommen.
Mehr Medientrends in unserer Serie: Wir haben eine Vielzahl von Branchenexperten nach ihren Erwartungen für 2021 gefragt. Lies zum Beispiel, welche Trends Nina Schoenian von Trafo Media sieht. Eine Übersicht aller Beiträge findest du hier.
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