Status-Update: Wo Clubhouse investieren will

Keine zwei Wochen ist der Clubhouse-Hype in Deutschland alt, da geht es schon hoch her. Ein Ministerpräsident lässt in seiner Redelaune Sätze fallen, für die er sich später entschuldigt. Das alles nur, weil ein Journalist sich traute, sie überhaupt an die große Öffentlichkeit zu tragen. Ein anderer ist seit Tagen gesperrt – und weiß noch nicht einmal, warum.

Im Status-Update fasst Medieninsider die neusten Clubhouse-Entwicklungen zusammen. Das betrifft nicht nur jene im Clubhouse, sondern (vor allem) die rund um Clubhouse und das dahinterstehende Start-up. Die App entwickelt sich nämlich weiter. Medieninsider hat auch den beiden Gründern zugehört und dokumentiert, was sie zur angekündigten Android-Version, zur Blocking-Funktion und Funktionsweise ihres Algorithmus sagen.

Die Probleme, die Clubhouse mit sich bringt, waren bekannt noch bevor die App in Deutschland ihren Durchbruch hatte – seit einigen Tagen werden sie offensichtlicher.

Ramelow zitiert, Ronzheimer gesperrt

Da war zum einen am Freitagabend der Wochenendtalk mit Bodo Ramelow. Thüringens Ministerpräsident schaltete sich in die Gesprächsrunde Trash & Feuilleton ein, in der man lieber über die unverbindlichen und weniger ernsten Teile des Lebens sprechen wollte als über harte Politik. Das funktionierte über weite Strecken bis Bild-Journalist Paul Ronzheimer (auf Einladung) auftauchte und immer wieder Fragen zur Ministerpräsidentenkonferenz einwarf.

Es musste nicht viel passieren, dass der Ministerpräsident des Bundeslandes Thüringen die Bundeskanzlerin als „Merkelchen“ bezeichnete und in seiner Plauderlaune gleich noch erwähnte, während der Ministerpräsidentenkonferenzen gerne mal Candy Crush zu spielen. Der Raum, in dem sich Ramelow befand, war gut gefüllt. Über 1000 Menschen hörten mit, immer wieder betonten Ramelow und andere Panelteilnehmer die Anwesenheit weiterer Journalisten. Auch Johannes Boie, Chefredakteur der Welt am Sonntag, hörte mit – und schrieb tags darauf auf, was Ramelow gesagt hatte.

Die Aufregung war perfekt. Nicht nur über Ramelows Äußerungen und Verhalten, für das er sich später entschuldigte, sondern auch über Boie. Er habe einen „geschützten Raum“ verletzt und auch gegen die Regeln von Clubhouse verstoßen, lautete die Kritik. Die House-Regeln verbieten nämlich das nicht abgesprochene Mitschneiden oder Zitieren von Aussagen. Doch stehen die neuerdings über dem Grundgesetz und dem Recht einer freien Presse? Bestehen an der Arbeit eines Ministerpräsidenten und an seinen Äußerungen über die Kanzlerin kein öffentliches Interesse?

Zum anderen war da Paul Ronzheimer – mit Betonung auf war. Der Bild-Journalist ist seit einigen Tagen bei Clubhouse gesperrt. Ob es an seinem Auftritt in besagter Trash-Runde lag oder an dem am Tag darauf mit CDU-Politiker Philipp Amthor, in dem Ronzheimer dringend Fragen zur Affäre um Augustus Intelligence geklärt wissen wollte, ist genauso unklar wie mögliche andere Gründe. Was die Moderationsregeln und Sanktionen angeht, ist Clubhouse eine Black-Box. Auf Anfragen Ronzheimers hat man bislang offenbar nicht reagiert.

Clubhouse jetzt offenbar mit Milliarden-Bewertung

Womit wir bei den Gründern von Clubhouse wären. Die hatten in der vergangenen Woche einiges zu feiern. Clubhouse hat nämlich eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen. Angeführt wurde sie vom VC Andreesen Horowitz, das zum Start der App bereits mit zehn bis zwölf Millionen US-Dollar dabei war. Laut Medienberichten ist Clubhouse damit jetzt ein Einhorn, die Bewertung soll bei einer Milliarde US-Dollar liegen. Nicht einmal ein Jahr nach Start. Die Zahl offiziell bestätigt hat Clubhouse nicht, dafür weitere (wenn auch unkonkrete) Angaben zur Entwicklung der App gemacht):

► Neben Adreesen Horowitz, die nun auch einen Platz im Management Board haben, stehen nun 180 Investoren hinter Alpha Exploration, dem Unternehmen hinter Clubhouse.

► Nach eigenen Angaben verzeichnete Clubhouse vergangene Woche zwei Millionen aktive Nutzer.

► Auf die iOS-Version soll bald eine Android-Version folgen, um Clubhouse dem Großteil der Smartphone-Bevölkerung zugänglich machen. Allerdings: Mit der Arbeit daran wurde noch nicht begonnen.

► Ein Großteil des frischen Kapitals soll in Technologie und Infrastruktur fließen. Nach dem Ansturm auf die App muss beispielsweise die Server-Performance verbessert werden. Auch soll der technische Support ausgebaut werden.

► Darüber hinaus kündigt Clubhouse den Ausbau seines Creator-Programms an. Bislang hatte das Unternehmen in den USA bereits mit 40 ausgewählten Köpfen auf Clubhouse zusammengearbeitet. Im Vordergrund sollen Monetarisierungsmöglichkeiten stehen, beispielsweise über Trinkgeldfunktionen, Ticketingsysteme oder Abonnements.

► Wie viel Geld Clubhouse insgesamt eingesammelt hat und wie es auf die angekündigten Pläne verteilt wird, behält das Unternehmen für sich.

Was die Clubhouse-Gründer sonst noch mitzuteilen haben

Neben ihrer großen Ankündigung tauchten die beiden Gründer Paul Davison und Rohan Seth auch vergangene Woche wieder selbst im Clubhouse auf, um über aktuelle Entwicklungen zu berichten und Fragen der Community zu beantworten. Dabei ist bemerkenswert, dass sie die wohl wichtigste Funktion ihrer eigenen App ignorieren. Anstatt Leuten aus dem Publikum die Chance zu geben, ihre Fragen live und auf der „Bühne“ zu stellen, bleiben die Gründer lieber unter sich. Die Fragen, wo auch immer sie herkamen, wurde von einer Clubhouse-Mitarbeiterin gestellt.

Medieninsider hat am Sonntag reingehört und dokumentiert die interessantesten Aussagen, die hauptsächlich von Paul Davison getroffen werden. Sie geben eine Idee davon, in welche Richtung sich die App entwickeln könnte sowie einen Einblick in das Denken der beiden Tech-Unternehmer.

Darüber, wann mit der Android-Version zu rechnen ist:

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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