RTL Deutschland soll das neue News- und Entertainment-Powerhaus im Bertelsmann-Konzern werden. Dafür sollen die neuen CEOs Matthias Dang (links) und Stephan Schäfer weiter zentralisieren und zusammenführen, was jahrzehntelang eigenständig war: den TV-Konzern mit dem Verlagshaus Gruner + Jahr. Was auf dem Papier bereits geschehen ist, wird in der Praxis ein langer Prozess. Im Interview mit Medieninsider sprechen Schäfer und Dang über ihr Vorhaben und Gegenwind. Klar machen sie dabei vor allem eines: Sie lassen sich nicht beirren.
Medieninsider: Herr Dang, Herr Schäfer. Sie haben in den vergangenen Wochen und Monaten einiges Neues im RTL-Programm gestartet und getestet. Was hat Ihnen besonders gefallen?
Stephan Schäfer: Mich stimmt die Entwicklung von RTL Direkt mit Jan Hofer und Pinar Atalay sehr positiv. Wir sind ins Risiko gegangen und haben ein Nachrichtenformat programmiert zu einer Sendezeit, die vorher nicht mit Information besetzt war. In den vergangenen drei Monaten lagen wir in der Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren über dem Schnitt von heute journal und Tagesthemen. Das ist für mich ein Beleg dafür, was wir leisten können, wenn wir die richtigen Sendeplätze finden und die Qualität liefern, die von uns erwartet wird.
Matthias Dang: Deutschland sucht den Superstar ist kein neues Format, aber wir haben es grundlegend überarbeitet. Mir hat der Start der neuen Staffel inhaltlich sehr gut gefallen. Das gilt sowohl für die Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten als auch für die Jury. DSDS ist für RTL ein wichtiges Format. Jetzt müssen wir daran arbeiten, dass die Neuerungen unserem Publikum gefallen. Noch sind wir nicht da, wo wir hinmöchten, aber wir wussten, dass das Ausdauer braucht. Anders sieht es bei Ich bin ein Star aus, es bleibt eines der stärksten Formate im deutschen Fernsehen.
Medieninsider: Womit waren Sie in den vergangenen Wochen weniger glücklich?
Matthias Dang: Beim Supertalent, das wir vergangenen Herbst neu aufgelegt haben, besteht sicherlich noch Verbesserungsbedarf. Das betrifft die inhaltliche Aufmachung, aber auch die Einschaltquoten. Da werden wir noch mal grundsätzlich herangehen müssen.
Stephan Schäfer: Die Stärkung unseres Inhaltegeschäfts zählt zu unseren Kernwachstumsfeldern. Wir werden schon im Februar und dann das ganze Jahr hindurch viel Neues wagen – fiktionale Eigenproduktionen, Shows, journalistische Formate. Und in anderen Fällen uns hinterfragen: Liegt es an der Qualität der Sendung? Ist das Konzept vielleicht überholt? Muss man mal eine Pause einlegen?
Medieninsider: Wo zwischen alldem ordnen Sie den jüngsten Test bei Stern TV am Sonntagabend ein?
Stephan Schäfer: Sie spielen auf die Kritiken an dem Format an. Es ist doch so: Belässt man Formate so, wie sie sind, wird einem Inspirations- und Mutlosigkeit vorgeworfen. Macht man etwas neu, ist die Skepsis von außen groß. Wir möchten einem Unternehmen vorstehen, das sich Neues zutraut und Dinge ausprobiert. Ich habe größten Respekt vor Innovation. Wenn Sie sich an den Start von RTL Direkt erinnern, waren die Reaktionen ähnlich. Wir haben uns davon nicht beirren lassen, sondern das Feedback sortiert und uns in Ruhe Fragen nach Konzeptionierung und Aufstellung gestellt. Wer Neues probiert, braucht manchmal etwas Atem.
„Wir wollen den eingefahrenen Sonntagabend aufrütteln mit einer breiten Themenpalette, die informieren und unterhalten soll.“
Medieninsider: Die Antwort hat jetzt nicht wirklich auf meine Frage eingezahlt.
Stephan Schäfer: Doch, denn für uns ist das eine strategische Frage. Mit der Zusammenführung von RTL Deutschland und Gruner + Jahr ist ein Medienunternehmen entstanden, das mit positiver Unterhaltung und unabhängigem Journalismus die Menschen begeistern möchte. Wir investieren in Inhalte. Ich bin sicher, dass der Stern für noch mehr Formate im deutschen Fernsehen steht. Deshalb bin ich mit dem Test von Stern TV am Sonntagabend sehr zufrieden, auch mit den Quoten. Die Sendung war grundsätzlich inhaltlich sehr gut gemacht, was ja nicht heißt, dass wir nichts gefunden haben, was wir noch verändern können. Und wir werden am 6. Februar den nächsten Versuch mit Nikolaus Blome und Frauke Ludowig starten. Sie werden sehen, dass wir an den Schwachstellen arbeiten und besser werden.
Medieninsider: Jetzt müssen Sie einmal erklären, was genau Sie an der Sendung „sehr gut gemacht“ fanden.
Stephan Schäfer: Wir haben mit Nikolaus und Frauke ein sehr gutes Moderatoren-Duo gefunden. Und die Sendung hat gezeigt, was sie will: Sie will sich abheben vom monothematischen Politiker-Talk am Sonntagabend mit den immer gleichen Gästen. Wir wollen den eingefahrenen Sonntagabend aufrütteln mit einer breiten Themenpalette, die informieren und unterhalten soll.
Medieninsider: Nikolaus Blome und Frauke Ludowig sind ein gutes Stichwort. Beide Gesichter stehen für RTL, für den Stern blieb nur eine Nebenrolle als gedruckte Beilage. Ist das die Zukunft von Gruner-Marken bei RTL?
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