Der Weg ist frei: Nach internen Machtkämpfen soll das Verlagsgeschäft von Hubert Burda Media wieder an Bedeutung gewinnen. Das Focus Magazin bekommt plötzlich eine eigene Digitalstrategie. Was Vorstand Philipp Welte vorschwebt und das für die Print-Redaktion sowie das eigenständige Reichweitenportal Focus Online bedeutet.
Den Geburtstag von Focus Online überließen die Gründerväter Helmut Markwort und Hubert Burda nicht dem Zufall. Mit dem 18. Januar 1996 fiel der Startschuss für die Website des Nachrichtenmagazins auf den Tag genau drei Jahre nach dem Launch des damals noch jungen Print-Magazins. Fast 30 Jahre später ist für Wunschtermine keine Zeit mehr. Auch lässt sich nicht verstecken, was offensichtlich ist: Die Zeiten als digitaler Vorreiter sind vorbei. Der Burda Verlag und seine wichtigste journalistische Marke Focus hinken deutlich hinterher.
Die digitale Transformation im Hause Burda ist in den vergangenen Jahren etwas anders abgelaufen als in den meisten Verlagshäusern. Die Symbolik zum Geburtstag von Focus Online war in den vergangenen fast 30 Jahren die einzige und letzte Gemeinsamkeit der beiden Schwestermedien. Andere Verlage lösten die Trennung von Print und Online über die Jahre hinweg auf, führten Verlagseinheiten und Redaktionen zusammen. In manchen Branchenkreisen wird die Trennung im Nachgang als Geburtsfehler bezeichnet. Bei Hubert Burda Media blieben die Silos und damit viele Doppelstrukturen jedoch stets aufrechterhalten – oft zum Frust der Mitarbeiter der gedruckten Medien.
Denn während bei Focus Online Personal aufgebaut wurde, baute man beim Magazin immer weiter ab, sourcte ganze Redaktionsteile aus. Weil die Print-Redakteure mit dem Online-Produkt nichts zu tun hatten, fühlten sie sich nicht nur ihrer (digitalen) Zukunft beraubt, sondern auch ihres eigenen Stolzes und Ehre. Während man bemüht war um Relevanz und Qualität, beruhte der Erfolg von Focus Online jahrelang auf Skandalisierung und den schnellen Klick für die Reichweite. Weil der Leser keinen Unterschied machte und den Magazinjournalisten auch sonst jede Perspektive fehlte, gehörte ihre Redaktion in den vergangenen Jahren zu den depressivsten der Republik. Nun aber soll sie wieder Hoffnung schöpfen.
Philipp Welte, im Vorstand zuständig für das Publizistikgeschäft, will den „Phantomschmerz“, wie er es nennt, der Mitglieder des Focus Magazins lindern. Bei einer Versammlung kurz vor dem Sommerfest der Redaktion vor zwei Wochen in Berlin kündigte er an: „Im Herzen dieser Redaktion wird ein Stück digitale Zukunft entstehen.“ Nach Informationen von Medieninsider präsentierte der Medienmanager gemeinsam mit einem Projektteam, was er selbst „vor einem Jahr nicht für möglich gehalten“ habe: eine eigene Digitalstrategie für das Magazin, die laut Welte „eine neue Ära“ einläuten soll. Medieninsider weiß, wie sie heißt, wie sie aussieht und welche Rolle Focus Online dabei spielen soll.
Details: Mit dieser Strategie will der Burda Verlag das Magazin neben Focus Online positionieren
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