Am heutigen Montag läuft bei Corint Media ein Ultimatum aus: Entweder wirft der Aufsichtsrat Geschäftsführer Markus Runde raus oder mit Axel Springer zieht sich einer der gewichtigsten Gesellschafter aus der Verwertungsgesellschaft zurück. Damit steht ein Branchenprojekt, das mal für kollektive Interessen gegenüber den großen Internetplattformen angetreten ist, vor dem Kollaps. Medieninsider hat recherchiert, wie es so weit kommen konnte.
Es gibt viele Wege, eine Veränderung in der Geschäftsführung unverdächtig aussehen zu lassen. Sie abends um 20.53 Uhr per Pressemitteilung zu verkünden, gehört nicht dazu. So geschehen vor etwa vier Wochen bei Corint Media.
Auch wenn sich der Abgang von Co-Geschäftsführer Christoph Schwennicke für den Aufsichtsrat seit einigen Wochen angebahnt hatte: Für einige Gesellschafter, für Wahrnehmungsberechtigte und für ganz Außenstehende kam er unerwartet. Zwar hatte schon sein Wechsel zu Corint vor zwei Jahren überrascht, weil Schwennicke weder als medien- noch digitalpolitischer Vordenker oder gar Verlagslobbyist bekannt war. Besonders deshalb ergab die Personalie aber Sinn.
Der langjährige Politikjournalist und ehemalige Verleger von Cicero und Monopol gilt sowohl in der Medienszene als auch im Politikbetrieb als bestens vernetzt. Mit Schwennicke stand zudem ein Journalist an der Spitze der Corint. Mit ihm war die sonst so sperrige und trockene Verwertungsgesellschaft wieder ansprechbar und präsent – auch bei den Verlagen, die es von einer kollektiven Rechteverwertung zu überzeugen gilt. Schwennicke wurde in den vergangenen Jahren bei zahlreichen, die das Interesse an der Corint längst verloren hatten, wieder vorstellig. Man war nicht immer auf einer Wellenlänge, man sprach aber wieder miteinander. Besonders deshalb ist sein Abgang ein Rückschlag – und schon in dieser Woche droht der nächste.
Die Eskalation ist in vollem Gange
Nachdem bereits der Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) mit schwindendem Rückhalt kämpft, steht das nächste Projekt vor dem Kollaps, bei dem es um Einigkeit gehen sollte. Corint trat an, um für Verlage im Kampf gegen große Techplattformen wie Google kollektiv das Presseleistungsschutzrecht durchzusetzen. Seit Jahren versprechen die Verantwortlichen, ihren Klienten Hunderte Millionen Euro pro Jahr zu besorgen. Bislang ist jedoch kaum Geld geflossen, falsche Managemententscheidungen könnten die Wahrnehmungsberechtigten jüngst sogar Millionen gekostet haben. Weil das für Frust sorgt und Uneinigkeit über die Konsequenzen herrscht, könnte nun eine der tragenden Säulen wegbrechen. Axel Springer steht vor dem Ausstieg, die Corint als Verwertungsgesellschaft für Verlage damit vor dem Zusammenbruch – und dann gibt es da noch eine interne Untersuchung.
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