Abpfiff zum EM-Anpfiff: Darum ist das ZDF Sportstudio nicht mehr bei Facebook

Die Fußball-Europameisterschaft ist nach den ersten Gruppen-Spielen in vollem Gange, spätestens mit der Partie Frankreich gegen Deutschland ist das EM-Fieber auch hierzulande ausgebrochen – nur nicht auf der Facebook-Seite ZDF Sport. Zwei Tage vor EM-Anpfiff hat sich der Kanal des Sportstudios aus dem sozialen Netzwerk verabschiedet. 510.000 Follower bleiben zurück. Wie das ZDF diese Entscheidung erklärt.

Das ZDF hielt sich kurz: „Macht’s gut Facebook-Community“, schrieb der Kanal ZDF Sport am 9. Juni. „Nach knapp zwölf Jahren ist für uns der Zeitpunkt gekommen, um Euch und dieser Plattform Adieu zu sagen. Wir stellen die Berichterstattung auf unserer Facebook-Seite mit dem heutigen Tage ein.“ Trennungsschmerz klingt anders.

Verwunderung über Rückzug von Facebook

Die Entscheidung sorgte für Irritation bei den eigenen Followern, aber auch in Fachkreisen.

So wies Tobias Kimmel, verantwortlich für Social Media bei Das Erste, auf die Anzahl der Abonnenten und die Erreichbarkeit einer breiten Masse hin. Swen Thiessen, Leiter Digitales beim Stern, fragte sich, wie die Entscheidung zum Anspruch passe, Beitragszahler auf möglichst vielen Kanälen zu erreichen.

Das ZDF verweist auf andere Kanäle

Das alles sind gute und berechtigte Einwürfe, immerhin hat die Redaktion die Facebook-Präsenz über viele Jahre mühsam aufgebaut, immer wieder auch im Programm beworben.

Antworten darauf lassen sich aber kaum finden. Das Sportstudio erklärte seine Entscheidung nicht, zumindest nicht ausführlich. In den Kommentarspalten wiederholt die Redaktion lediglich, was bereits im Posting steht; dass man auf anderen Kanälen aktiv bleibe, Nutzer doch vor allem bei YouTube und Instagram vorbeischauen sollten. Auf den Einwurf einer Nutzerin, dass besonders ältere Zielgruppen vorwiegend auf Facebook aktiv seien, ging die Redaktion nicht weiter ein.

So blieb Beobachtern erst einmal nicht viel anderes, als über mögliche Gründe zu rätseln. So verglich Paul-Christian Britz, laut Twitter-Bio Reporter beim ZDF, die Facebook-Performance mit der bei TikTok und spekulierte, dass viele Facebook-Follower nur noch „Profilleichen“ seien.

Auch wurden Spekulationen geäußert, dass die Reichweiten – auch angesichts des sich immer wieder ändernden Algorithmus – abnehmen, wohingegen andere Netzwerke noch Wachstumsraten versprechen.

Aus objektiv messbaren Zahlen gehen dennoch keine wirklichen Gründe für den Rückzug von der Plattform hervor. Zwar verzeichnet ZDF Sport bei Facebook tatsächlich keine großen Steigerungsraten mehr, allerdings hat der Kanal auch keine immensen Einbrüche erlebt. Die Interaktionen blieben seit geraumer Zeit weitgehend stabil. „Betrachtet man die Engagement-Rate der Facebook-Seite in den vergangenen zwölf Monaten, so unterscheidet sie sich kaum von der des Sportschau-Accounts“, beobachtet Andreas Rickmann, der mehrere Jahre die Social-Media-Aktivitäten von Bild verantwortet hat und nun selbstständig als Berater tätig ist.

Wie das ZDF seinen Facebook-Rückzug begründet

  • du sparst zwei Monatsbeiträge
  • sofortiger Zugriff auf alle unsere exklusiven Artikel und den wöchentlichen Lese-Letter
  • Teilnahme an allen digitalen Veranstaltungen sowie Zugriff auf Tickets für Vor-Ort-Netzwerk-Events
  • Rabatt auf weitere Medieninsider-Produkte
  • verlängert sich automatisch, monatlich kündbar
  • sofortiger Zugriff auf alle unsere exklusiven Artikel und den wöchentlichen Lese-Letter
  • Teilnahme an allen digitalen Veranstaltungen sowie Zugriff auf Tickets für Vor-Ort-Netzwerk-Events
  • Rabatt auf weitere Medieninsider-Produkte
  • Lade dein Konto mit 2 Credits zu 19 € auf, mit denen du neben diesem noch
    einen weiteren Artikel lesen kannst
  • keine automatische Verlängerung, keine Mitgliedschaft, keine Teilnahme an Medieninsider-Events
  • Erwirb für Mitarbeiter deines Unternehmens Lizenzen für eine rechtssichere Nutzung
  • Zentrale Verwaltung der Nutzer durch einen Admin
  • Eine Rechnung pro Jahr für alle Lizenzen zusammen

Diese Angebote berechtigen nicht zur Nutzung der Artikel in Pressespiegeln (o. Ä.).
Klicke hier zum Erwerb von passenden Nutzungslizenzen.

Wenn dir der Artikel gefällt, dann teile ihn in sozialen Netzwerken, aber nicht als PDF innerhalb deiner Organisation. Dafür ist eine Lizenz notwendig.

Mehr zum Thema

Roman Twork, Foto: MDR/Ivo Hänisch

ARD und ZDF: Roman Twork soll Kinderkanal leiten

0
Er fängt im Dezember an.
Bundesregierung/Sandra Steins; Michael Kappeler/dpa

Der Media Ownership Monitor Deutschland ist live

0
Wem gehört Medien-Deutschland? Dieser Frage ist ein Rechercheteam der Global Media Registry und Medieninsider viele Monate nachgegangen. Nun wurden die Ergebnisse des Media Ownership Monitors Deutschland vorgestellt und mit einem hochkarätigem Panel diskutiert. Zum Video.

TikTok-Analyse: Was Spiegel und Nius gemeinsam haben

0
Nach der Sperre des Nius-Hauptaccounts im Juni kehrt im August Julian Reichelt zurück auf die Kurzvideoplattform. Auch der Spiegel reaktiviert ein altes und startet zusätzlich ein neues Projekt. Ebenfalls bemerkenswert: Trotz Videos mit jeweils über einer Millionen Aufrufen verpassen neun Publisher den Einzug in unser Ranking. 
Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

DEINE MEINUNG IST GEFRAGT

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Hier Namen eintragen

WERBUNG

Wie Tidely Medienunternehmen hilft, die Finanzen im Überblick zu behalten

0
Tidely hilft kleinen und mittelgroßen Firmen dabei, einen Überblick über die Finanzdaten zu halten – und Pläne ständig anzupassen. Denn eine Liquiditätsplanung ist essentiell für jedes Unternehmen.