Hart, aber fair? Louis Klamroth könnte ARD-Talk vorzeitig verlieren

Die ARD setzt ausgerechnet bei ihrem traditionsreichsten Talk im Ersten auf Revolution. Mit Moderator Louis Klamroth soll sich das über 20 Jahre alte Format verjüngen. Der Druck auf die Nachwuchshoffnung wird ab dem kommenden Jahr noch größer. Erreicht Klamroth gewisse Zielvorgaben nicht, könnte das sogar den vorzeitigen Verlust des Produktionsauftrags bedeuten. Und das ist nicht die einzige Besonderheit, die Klamroths Deal von denen der anderen Talkgrößen unterscheidet. Medieninsider hat die Details.

Es ist eines der größten Erben, das es in der ARD anzutreten galt: Obwohl Hart aber fair der einzige Polit-Talk im Ersten ist, der nicht nach seinem Moderator benannt war, verband man das Format letztlich doch mit nur einem: mit Frank Plasberg. 22 Jahre lang moderierte er die Talkrunde, die zugleich die älteste im Programm ist. Bis zum vergangenen Jahr. Plasberg ging, Hart aber fair blieb. Und soll bleiben. 

Im Januar ging zum ersten Mal Plasbergs Nachfolger auf Sendung, der mit seinen 34 Jahren halb so jung ist wie das TV-Publikum. Und als wären die Fußstapfen nicht schon groß genug, soll Louis Klamroth nichts Geringeres gelingen als eine Revolution: Er soll den Talk in ein neues Zeitalter übersetzen, um ein jüngeres Publikum zu erreichen. Klamroths Zuschauer sollen zukünftig nicht mehr fast doppelt so alt sein wie er.

Im ersten Jahr nach Plasberg war von der Revolution allerdings kaum etwas zu sehen. Die größte Veränderung am Format: Der Moderator ließ nicht nur die Krawatte weg, sondern ab und zu auch mal das geknöpfte Hemd oder das Sakko.

Die Zurückhaltung mag auch daran liegen, dass Plasberg zwar vor der Kamera verschwunden ist, nicht aber sein Einfluss im Hintergrund. Noch bis Ende des Jahres wird Hart aber fair im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks (WDR) von Ansager & Schnipselmann produziert. Plasberg ist dort geschäftsführender Gesellschafter.

Dass sich bei Hart aber fair die Zusammenarbeit zwischen Klamroth, dem Redaktionsteam bei Ansager & Schnipselmann und dem bisherigen Moderator als schwierig erwies, wurde bereits früh in der Branche geraunt. Medieninsider berichtete im März darüber, dass Klamroth Änderungen am Sendekonzept vorschwebten, er aber nicht durchdrang. Kommentieren wollte dies Klamroth damals nicht. Insofern war es keine Überraschung, was der WDR dann im Juni gegenüber der Süddeutschen Zeitung zu Hart aber fair erklärte: „Die Gespräche des WDR mit Moderator und Produktionsfirma haben ergeben, dass eine Zusammenarbeit in der bisherigen Form über 2023 hinaus nicht möglich ist.“

Hart aber fair: Fokus auf jüngeres Publikum

Ab dem kommenden Jahr soll sich also einiges ändern und Klamroths Einfluss auf die Ausgestaltung von Hart aber fair ausweiten. Dann nämlich wird das 75-minütige Format von der Florida Factual GmbH produziert. Dort ist auch Klamroth zu 16,3 Prozent beteiligt. 

Das Unternehmen ging im Frühjahr aus dem Produktionsunternehmen K2H hervor, das Klamroth 2019 zusammen mit seinem Cousin Nikolaus Klamroth und Moritz Hohenfeld gründete. Im Frühjahr dieses Jahres übernahm Florida Entertainment von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf mit rund 51 Prozent die Mehrheit, anschließend wurde die Firma umbenannt.

Künftig hat Klamroth also ein vertrautes Team im Rücken. Er kann seine Ideen einbringen und umsetzen, um Hart aber fair inhaltlich zu verändern. Das wird auch nötig sein. Die Erwartungen der ARD an die jungen Produzenten sind hoch – und werden sie nicht erfüllt, kann das erhebliche Konsequenzen haben.

Klamroth-Klausel: Unter diesen Bedingungen verliert Florida Factual den WDR-Auftrag für Hart aber fair

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Volker Nünning
Volker Nünning
Volker Nünning ist freiberuflich von Bonn aus als Medienjournalist aktiv. Von 2005 bis Ende 2021 war er Redakteur der eingestellten Fachzeitschrift „Medienkorrespondenz“. Seine Themen: Öffentlich-rechtlicher und privater Rundfunk, Medienpolitik sowie Medienaufsicht.

9 ERGÄNZUNGEN

  1. Klamroth’s Stil und Kleidung haben etwas Bäuerliches, Diplomatie und Diskussionskultur waren gestern. Die Richtung ist eindeutig linksgrün.

  2. Frank Playsberg hat Maßstäbe gesetzt, von diesen ist Herr Klammroth leider meilenweit entfernt. Nicht, dass ihm manchmal die Gespräche aus der Hand gleiten und die Diskussion eine Eigendynamik entwickelt, manchmal ver-
    misst man auch Souveränität, Höflichkeit und Taktgefühl gegenüber seiner Diskussionsrunde. Bestes Beispiel: In der Sendung am 29.10. ging es, dem Thema geschuldet, wieder hoch her. Ein Gesprächspartner, leider weiß ich den Namen nicht,wollte einen Einwand zu einer vorher geäußerten Meinung einbringen und wurde von Herrn K. mit folgenden Worten (sinngemäß) am Reden gehindert:“sie sind dran, wenn ich das sage. Ich bestimme hier“ Eine Menge Arroganz !!! Herr.
    Plasberg hätte sich nie so im Ton vergriffen, er ist jedem seiner Gäste mit Achtung und Höflichkeit begegnet!!! Ich bedaure sehr, dass er seine Sendung ‚an den Nagel‘ gehängt hat. Neue Besen kehren doch nicht immer besser… Es wird Zeit, dass diese tolle Sendung wieder das alte Niveau bekommt, auch mit Anzug und Krawatte. Einen jugendlichen Anstrich verpasst man einer Sendung nicht, indem man den Moderator im Freizeit-Outfit auftreten lässt, wie immer entscheiden auch die ‚inneren Werte‘. MfG G.Selig

    ,,

    • Frau selig hat leider recht! Aber Höflichkeit, Respekt vor allem aber auch breites Allgemeinwissen vermisse ich bei vielen jungen Moderatoren!! Tut mir leid! Für mich gehört: Allgemeinwissen zum moderieren im TV dazu!!

  3. Klamroth passt gar nicht in diese Sendung. Ich schalte schon das Fernsehen ab, wenn ich nur diesen Typen sehe. Nur Chaosmacher und kein Benehmen. Er sollte zumindest seine Gäste aussprechen lassen und nicht dauernd seinen Senf dazu geben. Seine Gäste sind Menschen mit vielen Erfahrungen im Gegensatz zu ihm. Total überheblich und Arrogant. Weg mit dem Typ

  4. Dieser Herr ist für diese Sendung nicht geeignet Herr Plasberg war perfekt und neutral und Vorbild für diese Sendung .
    Wer nicht in sein Bild passt lässt er nicht zu Wort kommen ,geschweige aus reden jeder schreit durcheinander ,ich und meine Bekannten schauen die Sendung nicht mehr an,man muss sich nicht unnötig damit belasten,und so denke nicht nur ich.
    Man bezahlt ja genug Gebühren da kann man auch was anderes erwarten reicht ja so schon wenn nur noch Wiederholungen und lauter Sport kommt,tut mir leid es ist doch so.Überhaupt am Wochenende auf den meisten Kanälen.
    Mit freundlichen Grüßen Ilona Scheible

  5. klamroth macht die Sendung gut.
    Nur wie immer zuviel Politiker in der Sendung
    Themen sollten mehr Deutschland betreffen und nicht soviel andere Länder.Themen über Kriege gibt es genug.Kann man nicht mehr hören!

  6. Nun ja, ich meine die jeweilige Person muss ein gewisses etwas haben welches ihm einfach fehlt! Zudem ist nur er neu, aber die Sendung 1:1 nachgemacht und dann noch über Zwangsabgabe demTV-Zuschauer „vorgesetzt“ was erwartet er und ARD?

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