Jan Böhmermanns Verständnis von privatwirtschaftlich organisiertem Journalismus

Vergangene Woche sind wir ins Kreuzfeuer der Community von Jan Böhmermann geraten. Auslöser war eine augenscheinlich kleine Auseinandersetzung wegen eines Artikels von Medieninsider. Böhmermann hatte ihn per Screenshot geteilt, die Nennung der Quelle oder eine Verlinkung aber weggelassen. Das wäre mindestens freundlich gewesen. Er legte mit dem Posting offen, was sonst nur zahlende Mitglieder lesen konnten.


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Wir lieferten den Link nach und erklärten, dass wir uns über ein Abonnement freuen würden. Natürlich auch von Jan Böhmermann. Wir investieren bekanntermaßen viel Zeit in unsere Recherchen, die wir hauptsächlich über Mitgliedschaften finanzieren. Es ist ärgerlich, wenn die Arbeit mit wenigen Klicks ausgehebelt wird. Vor allem, wenn dies jemand mit 2,7 Millionen Followern macht.

Weil wir wenig Verständnis dafür haben, wiesen wir natürlich darauf hin, dass wir nicht öffentlich-rechtlich finanziert sind. Zugegeben: Vielleicht hätten wir in unserer Erklärung eher „gebühren-“ statt „GEZ-finanziert“ nutzen sollen. Die alte Marke des Rundfunkbeitragsservice ist für viele eine Provokation, offenbar hat sie auch Böhmermann getriggert. Die Entscheidung war offenbar auch deshalb nicht zieführend, weil sie vom eigentlichen Thema abgelenkt hat: Von der Frage, wie man (vor allem als Journalist oder Medienmacher) mit anderen journalistischen Inhalten umgeht.

Böhmermanns Reaktion war jedenfalls ein Offenbarungseid. Abgesehen davon, dass er unsere Arbeit, die er immerhin für teilenswert gehalten hatte, als „Website und paar SPAM-Mails“ diskreditierte, empörte er sich über den Preis für eine Mitgliedschaft (17 Euro pro Monat). Sein Vergleich: Für die 18,36 Euro Rundfunkbeitrag im Monat erhalte man „DEUTLICH mehr und vielfältigeres beim ÖRR.“

Die Reaktion des stets moralisch aufgeladenen Moderators und der absurde Vergleich zeigen dabei vor allem eines: Dass ihm wirtschaftlicher Sachverstand fehlt ihn zumindest ausblendet. Böhmermann ist damit leider nicht allein.

Daher ein paar Anmerkungen:

► Böhmermann verglich das Angebot einerseits mit dem der öffentlich-rechtlichen Medien und setzt das in Relation zum Preis. Er geht dabei darüber hinweg, dass die Höhe des Rundfunkbeitrags umstritten ist. Die angesprochene Vielfalt ist möglicherweise ein Grund für das zunehmende Akzeptanzproblem. ARD und ZDF produzieren mehr, als man konsumieren kann. Und bei aller Vielfalt und Diversität: Wo findet sich eigentlich das kritische Medienmagazin für Deutschland im ZDF-Programm? Und was ist aus den medienjournalistischen Angeboten in der ARD geworden?

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Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

2 ERGÄNZUNGEN

  1. Mimimimi…. echt schwach😅 Arme Kapitalisten beschweren sich über die Mechanismen des Marktes. Kann man sich nicht besser ausdenken

  2. Leider verschwindet die Erläuterung, warum MedienInsider einen ebenso großen Monatsbeitrag wert sei wie der örR, hinter der Paywall-Nebelwand, just, als es ans Eingemachte geht.

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