Journalismus auf TikTok: Über die Zurückhaltung privater Medien und öffentlich-rechtliche Dominanz

Medien kommen auf der Suche nach jungem Publikum an TikTok kaum vorbei. Doch der Umgang mit der Videoplattform fällt ihnen schwer. Die Präsenz wie auch der Erfolg deutscher Publisher bei TikTok sind volatil. Medieninsider hat nachgefragt, woran das liegt und welche Strategien private und öffentlich-rechtliche Publisher verfolgen.

TikTok ist in erster Linie eines: eine Plattform für Unterhaltung. Dafür braucht sie auch Inhalte von Medien. Deutlich wird das an den Investments, die TikTok selbst immer noch tätigt. Die Plattform fördert aktuell Content aus der Musikindustrie, Sportevents oder seit einiger Zeit auch den Buchmarkt, aus denen regelmäßig reichweitenstarke Trends entstehen. Der Fokus lag eine Zeitlang auch auf journalistischen Inhalten. Mit 4,5 Millionen Euro investierte TikTok in die Aktion #LernenmitTikTok, von der vor allem Redaktionen profitierten. Doch einiger Zeit heißt es nun: Wer Journalismus auf TikTok machen will, ist auf sich allein gestellt. 

Dass Medien für ihre Auftritte bei TikTok nicht unterstützt werden, muss nicht schlecht sein. Es stellt Publisher aber vor ein Dilemma, denn die Möglichkeiten zur Monetarisierung sind begrenzt. 

Wie viel ist Marken der Kontakt zur jungen Zielgruppe wert? 

Mit mindestens 52 Accounts bewegen sich deutsche Publisher auf TikTok. So viele journalistische Auftritte scannt Medieninsider monatlich für die eigenen TikTok-Charts. Die Tendenz ist steigend, jedoch lassen sich auf qualitativer Ebene Gegenbewegungen erkennen. Die Publisher-Analysen der vergangenen Monate zeigen: Vor allem private Medienanbieter kämpfen mit Reichweiteneinbrüchen und ziehen sich teilweise sogar von der Plattform zurück. Im Vergleich dazu florieren die Angebote öffentlich-rechtlicher Anstalten. 

Medieninsider hat bei einigen Publishern nachgefragt: Verantwortliche von der Rheinischen Post, der Funke Mediengruppe, RTL, der Produktionsfirma i&u (SternTV), WDR und BR geben einen Einblick in ihre Erfahrungen. Dabei bricht die Kritik rund um die Kurzvideoplattform nicht ab. Auch geben öffentlich-rechtliche Kanäle Auskunft, wann sie eine Ausspielung auf TikTok beenden würden. 

Reichweiteneinbrüche von Medienmarken: Verschaffte #LernenmitTikTok einen Klick-Boost?

Die Umfrage unter Publishern zeigt: TikToks Initiativen waren ausschlaggebend für die Entscheidung, Inhalte auf die Plattform zu bringen. Das bestätigt Henning Bulka, Leiter des Digitaldesk der Rheinischen Post. „Das Programm #LernenmitTikTok hat es uns seit Februar 2021 als eines der ersten Regionalmedien ermöglicht, die journalistische Nutzung von Hochkant-Videos auf TikTok umfangreich auszuprobieren”. Um der häufig gestellten Folgefrage vorzugreifen, betont er daraufhin die Unabhängigkeit der Redaktion in der Auswahl und Erstellung der Inhalte im Rahmen der subventionierten Kampagne. Die RP veröffentlichte insgesamt mehr als 200 Videos mit dem Themenschwerpunkt Fake News, baute damit 18.000 Follower auf. „Wir haben eine Menge gelernt, über Mechanismen der Plattformen, aber auch über die Aufbereitung nachrichtlicher Inhalte für jüngere Zielgruppen.” Nach dem Kampagnenende folgte jedoch der Reichweiten-Einbruch.

  • du sparst zwei Monatsbeiträge
  • sofortiger Zugriff auf alle unsere exklusiven Artikel und den wöchentlichen Lese-Letter
  • Teilnahme an allen digitalen Veranstaltungen sowie Zugriff auf Tickets für Vor-Ort-Netzwerk-Events
  • Rabatt auf weitere Medieninsider-Produkte
  • verlängert sich automatisch, monatlich kündbar
  • sofortiger Zugriff auf alle unsere exklusiven Artikel und den wöchentlichen Lese-Letter
  • Teilnahme an allen digitalen Veranstaltungen sowie Zugriff auf Tickets für Vor-Ort-Netzwerk-Events
  • Rabatt auf weitere Medieninsider-Produkte
  • Lade dein Konto mit 2 Credits zu 19 € auf, mit denen du neben diesem noch
    einen weiteren Artikel lesen kannst
  • keine automatische Verlängerung, keine Mitgliedschaft, keine Teilnahme an Medieninsider-Events
  • Erwirb für Mitarbeiter deines Unternehmens Lizenzen für eine rechtssichere Nutzung
  • Zentrale Verwaltung der Nutzer durch einen Admin
  • Eine Rechnung pro Jahr für alle Lizenzen zusammen

Diese Angebote berechtigen nicht zur Nutzung der Artikel in Pressespiegeln (o. Ä.).
Klicke hier zum Erwerb von passenden Nutzungslizenzen.

Wenn dir der Artikel gefällt, dann teile ihn in sozialen Netzwerken, aber nicht als PDF innerhalb deiner Organisation. Dafür ist eine Lizenz notwendig.

Mehr zum Thema

Nicole Lange leitet ab Januar 2025 das Newsmanagement der Rheinischen Post

Rheinische Post: Neue Leitungsfunktionen für Nicole Lange und Carola Siedentop

0
Ihre Vorgänger rücken in die Chefredaktion auf.
Teaser Personalien auf Medieninsider.com

Bayerischer Rundfunk: Steffen Jenter und Florian Schmid werden Hauptabteilungsleiter

0
Auch Monika Rapp darf eine dritte Amtszeit als Leiterin der Hauptabteilung Personal antreten.

Rheinische Post: Martina Stöcker und Henning Bulka werden Vize

0
Die beiden sind bereits Mitglieder der Chefredaktion, steigen nun weiter auf.
Simon Pycha
Simon Pycha
Simon analysiert Internet-Phänomene und ist immer auf der Suche nach neuen, medialen Trends – vor allem auf Bewegtbild-Plattformen. Mit Linguistik- und Data-Science-Studium im Gepäck ist er entweder in der Analyse-Abteilung bei RTL und WDR zu finden oder schreibt Texte im Bereich Daten-Journalismus.

DEINE MEINUNG IST GEFRAGT

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Hier Namen eintragen

WERBUNG

Wie Tidely Medienunternehmen hilft, die Finanzen im Überblick zu behalten

0
Tidely hilft kleinen und mittelgroßen Firmen dabei, einen Überblick über die Finanzdaten zu halten – und Pläne ständig anzupassen. Denn eine Liquiditätsplanung ist essentiell für jedes Unternehmen.