NFT im Journalismus: Vier Dinge, die man bedenken sollte

Ich bin Optimist. Auch und gerade, wenn es um neue Technologien geht. Ich mag es, Grenzen auszuloten und sie zu überschreiten. Technik hilft dabei. Und ich habe eine Menge Spaß daran, mir mit unseren Kunden oder Freunden spannende und verrückte neue Anwendungen für die neueste Technik auszudenken – oder eben auch noch nicht verfügbare Lösungen für neue Herausforderungen auszumalen. Innovation eben.

Ich bin aber auch Realist, Unternehmer, Manager und habe ein ganz gutes Gespür dafür, worauf Menschen so anspringen. Daher stehe ich den derzeit von Medienunternehmen demonstrierten Krabbelversuchen im Bereich von NFT sehr skeptisch gegenüber. Denn mehr ist das, was wir bisher gesehen haben, wirklich nicht. Es wirkt einfach nicht besonders inspiriert. 

Wohlgemerkt: Ich begrüße, dass die Unternehmen mit NFT experimentieren. Es ist wichtig, erstmal zu krabbeln, bevor man gehen lernt. Das weiß buchstäblich jedes Kind. Und wer sich nicht irgendwie fortbewegt, wird niemals sein Ziel erreichen. Einige probieren halt mal etwas aus und berichten über den Selbstversuch. Sammelbare NFT Magazincover oder Nachrichtenbilder (wohlgemerkt ohne jegliche Nutzungsrechte!) wirken auf mich aber eher wie der Beginn eines Brainstorming-Meetings. Als Ergebnis sollten sie nicht herauskommen.

Worüber reden wir hier eigentlich?

NFT sind kurze Abschnitte spezieller Computer Codes, mit deren Hilfe sich Eigentümerschaft, beispielsweise. von bestimmten digitalen Bildern, einwandfrei nachweisen lassen. Wie physische Objekte (Skulpturen, Malereien etc.) sind NFT einzigartig und damit knapp. Knappheit und Nachfrage bestimmen, wie in jedem Markt, den Preis. Wer es schafft, hohe Nachfrage nach einem knappen und begehrenswerten Gut zu schüren, kann hohe Preise erzielen. Steigt die Nachfrage, so steigen auch die Preise – der Glaube an zukünftig steigende Preise ist die Grundlage jeder Form von Spekulation.

Für digital arbeitende Künstler sind NFT hingegen nicht nur ein neuer Vertriebskanal für neue Formen von Kunstwerken, sondern auch ein Weg, dauerhaft an Wiederverkäufen teilzuhaben: eine unbestritten großartige Funktion von NFT ist, dass man als Künstler einen bestimmten Prozentsatz definieren kann, den man auch in Zukunft bei jedem Verkauf seines Werkes erhält. Im Idealfall wird der verarmt sterbende Künstler von millionenteuren Sammlerobjekten damit der Vergangenheit angehören. Das ist Fortschritt.

Klar, nicht jeder NFT-Käufer ist ein Spekulant und Menschen haben sich auch immer schon knappe Güter zum Konsum (Wein), zur Freude (Kunst) oder zur Nutzung (Haus) gekauft. 

Aber machen wir uns nichts vor: Viele NFT werden heute aus Spekulationsgründen gekauft, häufig von Menschen, die wenig Erfahrung mit spekulativen Geschäften haben. Das Risiko, seine Investition zu verlieren, ist hoch. Und wer will schon gerne als der Dumme dastehen?

Was ist das Problem?

Viele Medien sitzen auf großen digitalen Archiven, und da NFT vergleichsweise preiswert zu produzieren sind, bieten sie potenziell hohe Gewinnmargen für die Erstanbieter. Die Macher vom Bored Ape Yacht Club haben das gut demonstriert und treiben jedem Medienunternehmen mit einer Marge von 95-99% – wohlgemerkt für bunte Bilder von Affen – die Dollarzeichen in die Augen. Da ist also die Verlockung groß, irgendwie auf den Zug aufzuspringen. Doch vier Punkte sollte man bei NFT im Journalismus bedenken. 

Knappheit passt nicht zum Massenmedium

Knappheit steht diametral im Gegensatz zum Prinzip des Massenmediums, und damit im Gegensatz zu den etablierten Medienmarken. Kein Medienhaus denkt in Limited Editions und Einzelstücken (von einigen Sonderausgaben einmal abgesehen) und kein Mensch verbindet „Knappheit“ und „Einzigartigkeit“ mit den Massenmedien, auch wenn die Redaktionen, die Exklusivgeschichten jagen, das noch so gerne hätten. Produkt und Markt gehen hier klar auseinander.

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Andreas Gebhard
Andreas Gebhard
Andreas Gebhard ist Gründer der Unternehmensberatung Forward Momentum, LLC und hilft Start-ups, Innovationsteams in Großunternehmen und Mittelständlern dabei, ihre Ziele umzusetzen (und manchmal auch, sie erst zu definieren). Er war früher selbst Journalist und hat Redaktionsteams in Deutschland und den USA geleitet. Von New York, Berlin, oder anderswo in der Welt blickt er auf die deutsche Medienlandschaft und gibt hier mit einem outside view Denkanstöße für alle Medieninsider.

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