Mit „People & Culture“ versuchen Unternehmen ihren Personalabteilungen mehr Bezug zu New Work und neue Relevanz zu verleihen. Die Vorgänge im Medienkonzern Axel Springer verdeutlichen, dass ein neues Branding nichts bringt, wenn es nicht hält, was es verspricht.
Allerspätestens seit den jüngsten Entgleisungen von Mathias Döpfner mutet es wie Ironie des Schicksals an, dass ausgerechnet Axel Springer seinen Geschäftsführungsbereich Personal schon Mitte 2018 in „People & Culture“ umbenannt hat. Damit war der Konzern Vorreiter einer Bewegung, die mittlerweile viele Medienhäuser erfasst hat. Die Umbenennung bringt gegenüber Mitarbeiter:innen eine neue Haltung zum Ausdruck und soll große kulturelle Signalwirkung haben – und zwar nach innen und nach außen.
Wofür steht „People & Culture“ genau?
Nach innen soll den Mitarbeiter:innen signalisiert werden: Wir sehen euch nicht nur als Humankapital und betrachten nicht nur eure Performance, sondern achten auch auf euer Wohlbefinden und eure Entwicklung. Wir geben euch Wertschätzung und Anerkennung. Wir möchten, dass ihr zufrieden seid (und freuen uns dann über eure Produktivität und euer Engagement). Dieser People-Fokus wird im Rahmen des Employer Brandings auch nach außen dargestellt, insbesondere um neue Talente zu gewinnen.
„People & Culture“ steht darüber hinaus für mehr Strategie und weniger Administration: Das klassische Personalmanagement hat den Fokus stärker auf administrativen Aufgaben, also auf dem Verfassen von Arbeitsverträgen und der Gehaltsabrechnung. „People & Culture“ will jedoch mehr sein als nur ein Dienstleister für die Geschäftsführung, vielmehr will sie als Partner auch strategischen Einfluss nehmen. Es geht nicht mehr nur darum, auszuführen. Es geht darum, zu gestalten und die Unternehmensstrategie maßgeblich mitzubestimmen.
Grundsätzlich geht es den Beteiligten bei „People & Culture“ darum, als Treiber des kulturellen Wandels aufzutreten: Die Verwendung des Begriffs „Culture“ im Zusammenhang mit Personalmanagement soll betonen, dass eine positive Unternehmenskultur nicht nur eine Aufgabe der Führungskräfte ist, sondern dass jede:r Mitarbeiter:in dazu beitragen kann. Eine starke Unternehmenskultur kann dann wiederum dazu beitragen, Talente anzuziehen und zu binden. Damit schließt sich der Kreis zum positiven Arbeitgeberimage.
„People & Culture“ umfasst konkret alle Bereiche in Medienhäusern, die darauf abzielen, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen und das Wohlbefinden und die Karriereentwicklung der Mitarbeiter zu fördern. Das sind in erster Linie Recruiting, Personalentwicklung, Vergütung und Benefits, Mitarbeiterengagement (gern ergänzt um Feelgood Management) und die Themen Diversity und Inklusion. Alle Mitarbeiter:innen sollen unabhängig von Geschlecht, Rasse, ethnischer Zugehörigkeit und sexueller Orientierung respektiert und geschätzt werden.
„People & Culture“ bei Axel Springer: Ein Vertrauensverlust
Axel Springer galt 2018 mit Einführung von „People & Culture“ als absoluter Vorreiter; ein „People & Culture Purpose Manifest“ begleitete den kommunikativen und kulturellen Paukenschlag. Die neue bezeichnete Personalabteilung gab sich damals folgendes Ziel:
„Wir existieren, um Axel Spinger zu transformieren – und zwar in eine Organisation, in der jedes Individuum sein ganzes Potenzial entfalten kann. (…) Der Kern unserer Arbeit ist der Mensch und die ihn umgebende Kultur.“
Im Eindruck der jüngsten Entgleisungen von Mathias Döpfner liest sich dieses hehre Ziel wie eine ironische Verzerrung aus einer Scheinwelt. Gut gemeint von den Akteuren. Vom Vorstand zwar mitgetragen, aber offensichtlich ohne ernsthaftes Commitment. „People & Culture“ hat bei Axel Springer in diesen Tagen das vielleicht Wichtigste verloren: die Glaubwürdigkeit. Das wird besonders deutlich, wenn man noch tiefer einsteigt und sich die drei wesentlichen Aufträge von „People & Culture“ anschaut. Die wurden benannt als:
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