Marina Owsjannikowa berichtet nicht mehr für Welt

Die russische Journalistin Marina Owsjannikowa und die Welt gehen nach nicht einmal drei Monaten der Zusammenarbeit schon wieder getrennte Wege. Owsjannikowa heuerte erst im April bei Springers blauer Gruppe an, Welt versendete für die Verpflichtung der „Korrespondentin“ extra eine Pressemitteilung.

Owsjannikowa erlangte international Bekanntheit, nachdem die ehemalige Mitarbeiterin des russischen Staatsfernsehens im Live-Programm protestierte. Owsjannikowa drang in eine Nachrichtensendung ein und hielt ein Schild mit der Aufschrift „No War“ hoch. Die Journalistin habe damit ein Zeichen gegen russische Propaganda und Manipulation setzen wollen. Bislang wurde sie lediglich zu einer Geldstrafe (250 Euro) verurteilt. Die weltweit hergestellte Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit aus dem Westen hat die Journalistin womöglich vor weiteren Repressionen bewahrt.

Owsjannikowas Auftreten in westlichen Medien und speziell ihre Verpflichtung seitens Welt wurde teilweise skeptisch begleitet. Immer wieder wurden Zweifel an der Authentizität Owsjannikowas laut. Weitere Vorwürfe lauteten, Putin nutze sie und den milden Umgang mit ihrer Person zu Propaganda-Zwecken.

Die Berufung Owsjannikowas bei Welt führte auch zu Protesten. Zwischenzeitlich organisierte Vitsche, eine Gruppe junger Ukrainer, Demonstrationen vor dem Verlagsgebäude von Axel Springer, kritisierte die Journalistin und ihre Berufung zudem immer wieder in den sozialen Netzwerken. Vitsche behauptet nun unter Berufung auf eigene Quellen: Owsjannikowa sei von Welt gefeuert worden.

Bisherige Recherchen von Medieninsider ergeben, dass die Zusammenarbeit, die man bei Welt als Zeichen freiheitlichen Journalismus und Pluralismus sah, beendet worden ist. Aus Unternehmenskreisen heißt es kryptisch, dass die Zusammenarbeit als durchaus kompliziert und umständlich galt – auch mit Blick auf Produktionsabläufe.

Eine Sprecherin erklärt auf Anfrage, dass der Vertrag über eine freie Zusammenarbeit „ausgelaufen“ sei. Und weiter: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir konkrete Personen betreffende Fragen dieser Art nicht beantworten. Wir haben weiterhin größten Respekt für den Mut und die Courage von Frau Owsjannikowa und wünschen ihr alles Gute.“

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