Selbst Unternehmenskenner waren überrascht, als vor einigen Wochen bekannt wurde, dass Oliver Eckert den Burda-Konzern nach fast 15 Jahren mit sofortiger Wirkung verlässt. Immerhin hatten viele den Medienmanager, der Burdas digitales Publishing-Geschäft groß gemacht hat, auf klarem Kurs in Richtung Vorstandsetage gesehen. Medieninsider hat recherchiert, was zur Trennung führte.
Es war eine Zeitenwende, die Hubert Burda Media im vergangenen Winter ankündigte. Im Dezember 2022 stellte der Konzern die Führung der Verlagssparte neu auf, in der vor allem das gedruckte Zeitschriftengeschäft rund um Marken wie Focus, Bunte, Instyle, aber auch Yellow-, Food- und Gesundheitsmedien gebündelt ist. Die Zukunft des Verlags sollte ein Trio bestimmen. Neben den beiden erfahrenen Verlagsmanagerinnen Manuela Kampp-Wirtz und Elisabeth Varn auch dabei: Oliver Eckert. Ausgerechnet der Mann in der Runde war alles andere als selbstverständlich. Denn Eckert war und blieb in Personalunion der CEO von Burda Forward.
In der Digitaltochter bündelt der Burda-Konzern zahlreiche Pendants zu den Zeitschriftenmarken, die Forward in den vergangenen 15 Jahren losgelöst von den Printmedien hochgezogen hatte. Das Unternehmen steht mit seinen Marken Focus Online, Bunte.de oder Chip gleichberechtigt neben dem Burda Verlag und wirkte in der Vergangenheit trotzdem immer etwas eigenständiger. Aus der digitalen Tüftlerbude – damals noch unter dem Firmennamen Tomorrow Focus – wuchs über die Jahre ein veritables Onlinegeschäft. Während die Kurven im analogen Markt nach unten gingen, legte Burda Forward mit seinem Fokus auf Reichweitenportale eine Erfolgsgeschichte hin. Was sich damit aber auch entwickelte: eine Art Parallelwelt, die bis zuletzt aufrechterhalten wurde. Während zahlreiche andere Verlage damit begannen, ihre Print- und Onlineaktivitäten miteinander zu verschmelzen, erhielt man bei Burda die Trennung aufrecht. Irgendwie, so schien es immer, wollte man auch nichts miteinander zu tun haben. Mit dem Managerwechsel im Vorstand der Holding vor bald zwei Jahren wurden die Karten jedoch neu gemischt und mit Eckerts Einzug ins Verlagsmanagement weichten die bisherigen Grenzen erstmals erkennbar auf – nur sollte dies nicht von langer Dauer sein.
Vor wenigen Wochen gab Hubert Burda Media die unmittelbare Trennung von Eckert bekannt. Der Manager habe sich dazu entschieden, „nach fast 15 Jahren das Kapitel Burda zu schließen und neue Herausforderungen anzunehmen.“ So lautete die Pressemitteilung. Der Schritt überraschte Außenstehende gleichermaßen wie Konzernbeobachter und Insider. Nicht nur, weil die Beförderung in die Führungsetage des Verlags noch nicht einmal ein Jahr zurücklag. Sondern weil sie vielmehr als Zwischenstation auf dem Weg nach ganz oben verstanden worden war.
Medieninsider hat für diese Recherche mit mehreren Konzerninsidern und -kennern gesprochen. Einige von ihnen haben Eckert geradewegs auf dem Weg in den Vorstand gesehen. Dafür sprach nicht nur, dass er Burda Forward in den vergangenen 15 Jahren unbeirrt von Kritik aufgebaut hat, sondern auch dessen Nähe zu Konzern-CEO Martin Weiss, der den Posten Anfang vergangenen Jahres übernommen hatte. Wie eng diese Verbindung zum Schluss noch war, darüber scheiden sich die Geister. Allerdings zeichnet sich ab: Inhaltlich zog man nicht mehr am selben Strang – offenbar auch, weil mindestens einer von beiden in den vergangenen Monaten interne Strömungen und Befindlichkeiten unterschätzt hat.
Burda-Management scheiterte am Culture Clash
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