Die persönlichen Aussagen Mathias Döpfners schlagen auch innerhalb des Konzerns hohe Wellen. Die Reaktionen reichen von Erstaunen, über Entsetzen bis hin zur persönlichen Betroffenheit. Auch wenn das Führungspersonal um Schadensbegrenzung bemüht ist – den CEO verteidigen fällt ihnen schwer. Der meldet sich nun selbst zu Wort.
Es dauert bis die Lektüre der Zeit verarbeitet ist. Nicht nur, weil sie 27.000 Zeichen lang ist, sondern inhaltlichen Ballast trägt. Am Donnerstag berichtete der Wochentitel ausführlich über persönliche Aussagen Mathias Döpfners, die den Springer-Chef in Bedrängnis bringen. Dabei geht es um Verharmlosung des Corona-Virus, despektierliche Ansichten gegenüber Ostdeutschen und Einflussnahme auf die Berichterstattung der Bild-Zeitung zugunsten der FDP. Es sind größtenteils Nachrichten an Julian Reichelt, der die Bild-Zeitung damals als Chefredakteur führte und von dem sich Springer nach einer monatelangen Hängepartie im Herbst 2021 trennte.
Die Berichterstattung der Zeit hievt die seither anhaltende Krise des Axel-Springer-Konzerns auf ein neues Level. Entsprechend fallen innerhalb des Unternehmens die Reaktionen aus. Man ist überrascht über die Aussagen, die ein krudes Weltbild vermitteln und Döpfners Rolle als Verleger in ein kritisches Licht rücken. Mitarbeiter reagieren in Gesprächen mit Medieninsider und bei internen Diskussionen mindestens erstaunt, meist entsetzt und vereinzelt persönlich betroffen. Besonders Döpfners Wortwahl („Gesochs“), Ansichten über den Klimawandel („nicht bekämpfen, sondern darauf einstelln“) oder die Verunglimpfung von Ostdeutschen („Kommunisten oder Faschisten (…) Eklig.“) stoßen übel auf. Man fühlt sich persönlich beleidigt, die journalistische Integrität ausgehebelt. Vor allem ist man genervt: Genervt von anhaltenden Einschlägen, die das Image des Konzerns und seiner Marken beschädigen und die tägliche (redaktionelle) Arbeit erschweren. Genervt von einem CEO, der die Krise nicht in den Griff bekommt und zunehmend als Kern des Problems erfasst wird.
Es gibt auch das andere Lager, das weiter eine Zerstörungskampagne gegen einen der einflussreichsten Verleger Europas wittert, sich von den Aussagen des CEOs nicht angesprochen fühlt oder sie nicht ernst nimmt (oder nehmen will). Es gibt auch im eigenen Haus Journalisten, die das vermeintlich Private für privat halten und die Berichterstattung über die Aussagen Döpfners verurteilen.
Chefredakteure widersprechen Einflussnahme Döpfners – der meldet sich nun selbst zu Wort
Die Verteidigung des CEOs fällt offenbar aber auch den Führungskräften schwer. Sowohl Bild-Chefin Marion Horn als auch Welt-Chef Ulf Poschardt zeigten sich in den Morgenkonferenzen am heutigen Donnerstag wenig begeistert bis angefasst über die Aussagen, wie Teilnehmer berichten.
Diese Angebote berechtigen nicht zur Nutzung der Artikel in
Pressespiegeln (o. Ä.).
Klicke hier zum Erwerb von passenden Nutzungslizenzen.