Die Party ist vorbei

Mit Themen wie Sex, Drogen und Gewalt begann Vice vor fast 20 Jahren, ganz seinem Namen entsprechend, auch in Deutschland Journalismus mit und für die Unangepassten zu machen. Jetzt aber passt es für Vice selbst nicht mehr. Im Zuge der Konsolidierung des US-Konzerns soll nach Jahren der Krise Schluss sein.

„Die Party ist noch nicht vorbei.“ Es wirkte, als wollte Tim Geyer sich und sein Team im Sommer 2023 noch einmal selbst motivieren. Zeigen, dass man sich nicht unterkriegen lässt vom Missmanagement, das im weit entfernten New York an den Tag gelegt wurde. Vielleicht wollte er, der Chefredakteur von Vice in Deutschland, aber auch nur etwas vormachen – sich, seinem Team und den Beobachtern. Die Zukunft von Vice in Deutschland war im Sommer ’23 nicht nur längst ungewiss – man konnte den Anfang vom Ende bereits erkennen.

Das 1994 in Kanada gegründete und später in die USA übergesiedelte Medienunternehmen, das schon so einige Skandale hinter sich gelassen hatte, war zu diesem Zeitpunkt endgültig in die Krise geschlittert. Im Mai berichtete zunächst die New York Times vom drohenden Konkurs und der Suche nach neuen Investoren, die man später in einem Konglomerat aus drei Finanzinvestoren fand. Und als wäre das nicht genug, stellte sich einige Wochen später auch noch heraus, dass einige der verantwortlichen Manager zuvor auch noch satte Boni eingestrichen hatten. Die Nachrichten sorgten für Entsetzen, auch bei den Mitarbeitern hier in Deutschland, wo man bereits so einige Sparrunden mitmachen musste. Dass es hier noch lange weitergehen würde, durfte aus guten Gründen bezweifelt werden. Irgendwie, so muss es sich für das Team angefühlt haben, hatte man ihnen etwas vorgemacht. Und trotzdem bleibt die Fassade aufrechterhalten. Bis zum Schluss. Bei Vice wird nicht gekleckert, sondern gefeiert. Auch gestern Abend.

Kein Anschluss unter dieser Nummer

Zum Launch der zweiten Staffel der Doku-Reihe Beyond Fashion für die ARD-Mediathek gab es bei Vice noch einmal eine Fete – und das, obwohl ansonsten eigentlich Katerstimmung herrscht. Denn nach fast 20 Jahren ist das Aus für Vice in Deutschland besiegelte Sache.

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Sie war fünf Jahre lang CEO.
Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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