Das publizistische Mediengeschäft von Axel Springer fällt zukünftig wieder in private Hände – und operativ ganz in jene von Mathias Döpfner. Noch am Tag der großen Bekanntgabe wird das mehr als deutlich. Was für den Verleger einen Triumph bedeutet, muss für andere längst nichts Gutes heißen. Ein Kommentar.
„Als ich anfing, im Jahr 2002, war Axel Springer ein deutscher Zeitungs- und Zeitschriften-Verlag, der Verluste machte. Über die Jahre wurden wir zu einem erfolgreich digitalisierten und internationalisierten Medien-Unternehmen…“ Mathias Döpfner lässt in seinem Schreiben an die Belegschaft keine Zweifel: Er ist der Architekt eines Traumes, „den Friede Springer und ich damals nicht richtig zu träumen wagten“, der jetzt aber „in Erfüllung zu gehen“ scheint.
Im kommenden Jahr soll Axel Springer wieder das sein, was es schon unter seinem gleichnamigen Gründer war: ein reines Verlagshaus. Bald 80 Jahre nach dessen Entstehung nur noch bedeutsamer: international und ausgerichtet auf die Digitalisierung. Der Private-Equity-Investor KKR und der kanadische Pensionsfonds CPPI, die vor fünf Jahren eingestiegen waren, werden ihre Anteile dafür abtreten und nehmen im Gegenzug das Classifiedsgeschäft des Konzerns mit. Axel Springer ist dann wieder ein Familienunternehmen – das der Familie Springer und eben der Familie Mathias Döpfner.
Der Deal ist ein Triumph Döpfners auf ganzer Strecke. Schon jetzt hält er nicht nur 22 Prozent der Unternehmensanteile, sondern verfügt auch über die Stimmrechte Friede Springers. Noch ist unklar, wie sich er und Friede Springer in ihrem neuen, zu 98 Prozent von ihnen kontrollierten Unternehmen arrangieren werden. Sie, die ihm in der Vergangenheit immer wieder ihr vollstes Vertrauen ausgesprochen hat, dürfte aber seiner Stimme folgen. Döpfner kann uneingeschränkt durchregieren.
Springer verkauft mit dem Classifiedsgeschäft auch den Kulturwandel
Döpfners Triumph soll auch der des Journalismus werden. 40 Jahre nachdem der Konzern an die Börse ging, soll sich das Unternehmen nicht mehr den „Anforderungen des Kapitalmarktes“ unterwerfen, deutet der CEO in einem Schreiben an seine Mitarbeiter an. Für einen Verlag, dessen größtes Gut seine Unabhängigkeit ist, ist das etwas Gutes. Für ein Unternehmen, das auch zukünftig noch mehr als 10.000 Menschen beschäftigen dürfte und eine führende Rolle für sich beansprucht, muss das nicht gleichermaßen gelten.
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