Die Social-Audio-App Clubhouse erfreut sich großer Beliebtheit. Das bedeutet auch: die kritischen Auseinandersetzungen nehmen zu. Doch Alpha Exploration, das Unternehmen hinter Clubhouse, spielt nach seinen eigenen Regeln der Kommunikation – Journalisten bleiben dabei außen vor. Über ein von Beginn an gestörtes Verhältnis.
Entweder ist Paul Davison ein kommunikatives Naturtalent oder er hat einfach die richtigen Berater und Trainer an seiner Seite. Spricht der Co-Gründer von Clubhouse vor der Kamera, gelingt es ihm ohne Stottern, sprachliche Aussetzer. Von Nervosität oder gar Schweißausbrüchen keine Spur. Das hat man von Silicon-Valley-Gründern auch schon anders gesehen. Vielleicht hat Davison, der vor Clubhouse bereits Seriengründer war, aber auch einfach lange an seiner Außendarstellung gefeilt. Das breite, fast schon angestrengt wirkende Kamera-Lächeln lässt eine der beiden letzteren Optionen vermuten. Die roboterhaften und fast wortgleichen Antworten auf Fragen erhärten den Eindruck. Und trotzdem sind seine Auftritte bei den US-Newssendern CNBC und Bloomberg Anfang Februar etwas Besonderes.
Denn Davison spricht zwar viel, zu Gesicht bekommt man ihn dabei aber eher nicht. Und die Fragen an ihn stellen in der Regel auch keine Journalisten, sondern Nutzer seiner App. Zumindest behauptet das immer die Mitarbeiterin, die sie in den sonntäglichen Townhall-Meetings bei Clubhouse vorliest – obwohl das Publikum kinderleicht selbst zu Wort kommen könnte.
Wer die Fragen stellt, spielt aber fast keine Rolle. Die Antworten von Davison sind ohnehin die gleichen. Clubhouse sei eine neue Art soziales Netzwerk, der Fokus auf Audio etwas ganz Besonderes, immerhin sei die Stimme das älteste Medium der Welt, wiederholt er sein Mantra. Alles bei Clubhouse sei entsprechend intim, einfach echt und authentisch. Es gehe um Sport, Musik, Politik, soziale Gerechtigkeit – im Clubhouse finde jeder und alles seinen Raum. Ja, auch Hass, Rassismus und Desinformationen. Wenn man ein Produkt für Menschen auf der ganzen Welt baue, schleiche sich das Ungewollte halt mit ein, sagt er dann. Wichtig sei doch, dass man der Bekämpfung höchste Priorität einräume, intern die richtigen Leute dafür habe, nach außen die richtigen Policys und passende Optionen für Nutzer. Unliebsame Menschen könne man schließlich blockieren.
Das hindert zwar niemanden daran, weiter Mist zu verbreiten, doch kritische Nachfragen bleiben aus. Im Clubhouse-Townhall fehlt die Möglichkeit dazu, in Fernseh-Interviews die Zeit.
Denn ansonsten sind Interviews mit Davison oder seinem eher im Hintergrund agierenden Co-Gründer Rohan Seth kaum zu finden. Gegenüber Medien wie der New York Times oder der Financial Times heißt es: „Mr. Davison and Mr. Seth declined to be interviewed.“ Interviewanfragen abgelehnt.
Keine Frage: Die beiden Gründer haben Wichtigeres zu tun als zeitintensive Interviews wie am Fließband zu geben. Clubhouse ist nicht einmal ein Jahr alt, hat kaum mehr als ein Dutzend Mitarbeiter und gerade frisches Geld (laut Axios 100 Millionen US-Dollar) eingesammelt, um zu wachsen. Besonders deshalb wirkt die Auswahl so manchen Auftritts aber so irritierend. Jüngst tauchte Davison in einem Videoformat des Magazins Business for Fashion auf, um über die Bedeutung der App für die Fashion-Industrie zu diskutieren. Bei YouTube hat das 20-minütige Video bis heute nicht einmal 2500 Abrufe erzielt.
Die Sache mit den „meaningful conversations“
Clubhouse will „meaningful conversations“ ermöglichen will, auf bedeutsame Beziehungen zu Journalisten legen die Macher offenbar weniger Wert.
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