Am Donnerstag wird die Deutsche Presse-Agentur bekannt geben, wie der Nachrichtendienstleister geschäftlich durch das Corona-Jahr 2020 gekommen ist. Auch wenn das Unternehmen aufgrund geringerer Abhängigkeit vom Werbemarkt weniger zu kämpfen gehabt haben dürfte, stand auch die dpa vor tiefgreifenden Veränderungen durch Corona. Im Interview spricht Chefredakteur Sven Gösmann, wie die Nachrichtenagentur organisatorisch durch die Pandemie gekommen ist und er erklärt, wie die dpa zukünftig arbeiten soll – auch um sich kulturell weiter zu wandeln und attraktiver für junge Generationen zu werden.
Herr Gösmann, zum Einstieg eine erwartbare Frage: Wo befinden Sie sich?
Ich bin in meinem Büro im Berliner Newsroom mit wenigen anderen Kolleginnen und Kollegen. So verfahren wir seit bald 16 Monaten, um einerseits Betriebssicherheit zu gewährleisten und andererseits, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Das heißt: Ich bin meistens mit einer weiteren – manchmal auch zwei – Kolleginnen aus der Chefredaktion hier sowie einem oder zwei der vier Nachrichtenchefs. Ansonsten halten sich hier nur sehr wenig und immer auch dieselben Leute auf.
Die Frage, wo Sie gerade sitzen, ist insofern nicht unerheblich, weil wir darüber sprechen wollen, wie die dpa in Zukunft arbeitet. Zuerst aber die Frage, wie Sie und die dpa die vergangenen Monate erlebt haben.
Ich habe die Zeit seit dem 17. März 2020, als wir den Newsroom geräumt haben, in drei Phasen empfunden: Da war zuerst die Euphorie darüber, dass wir dieses dezentrale Arbeiten und alles, was damit verbunden ist, so gut hinbekommen und die Nachrichtenagentur weiterhin funktioniert. Mit einer teilweisen Rückkehr im Sommer kam die Hoffnung, dass diese Notsituation bald wieder vorbei sein wird, gefolgt von der Phase des winterlichen Missvergnügens. Spätestens da haben wir verstanden, dass der Zustand länger anhalten wird. Wir haben begonnen, uns ernsthafte Gedanken über das zukünftige Arbeiten innerhalb der dpa zu machen. Wir haben unter den Kolleginnen und Kollegen einerseits eine Freude über das Home Office festgestellt, weil es Freiheiten gibt und Selbstverantwortung stärkt. Wir haben aber natürlich auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehabt, deren Arbeitsumstände zuhause unpassend sind. In mehreren Umfragen wurde für uns deutlich, dass sich die Mitarbeiter eine ordentliche Mischform aus Präsenz im Büro und Home Office wünschen. Jetzt müssen Unternehmen, die Chefredaktion und die Mitarbeiter aushandeln, wie der Rahmen dafür aussieht.
Da sind wir beim New Normal, von dem viele und auch Sie sprechen. Wie wird es aussehen?
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