Ulf Poschardt will zwei Ressorts zusammenführen, die augenscheinlich gut zusammenpassen. Doch die Pläne des Welt-Chefredakteurs sorgen intern für einen großen Konflikt. Und das hat – nicht zum ersten Mal – mit Tim Röhn zu tun. Nun eskaliert ein Machtkampf.
Als die Welt Mitte vergangenen Jahres ein neues Ressort gründete, kam bei internen wie externen Beobachtern vor allem eine Frage auf: Wieso? Der Grund: Ulf Poschardt installierte mit dem Ressort Schwerpunktrecherche eine interne Konkurrenz zum bereits bestehenden Investigativ-Team – und programmierte damit einen Konflikt. Schon in der offiziellen Pressemitteilung zum neuen Ressort hatte es geheißen, die neue Einheit solle sich um Themen kümmern, „die zu sperrig sind, um sie im schnelllebigen Nachrichtengeschäft zu bearbeiten und bei denen wir mehr Rechercheaufwand sehen“. Eine bemerkenswerte Begründung, denn sie entspricht der Definition eines klassischen Investigativressorts. Der Widerspruch aber interessierte nicht. Das Ressort kam. Und das hatte vor allem zwei Gründe:
► Poschardt wollte eines seiner Talente fördern, das in den Monaten zuvor für einigen Wirbel gesorgt hatte. Der gerade zum Chefreporter ernannte Tim Röhn war mit einigen Reportagen und kritischen Recherchen zum Umgang der Regierung mit der Corona-Pandemie aufgefallen. Das gefiel. Er sollte weiter Karriere machen. Poschardt hatte ihm bereits ein kleines Rechercheteam an die Seite gestellt. Aus dem Projekt sollte etwas Offizielles werden, aus dem Chefreporter ein Ressortleiter.
► Röhns rasanter Aufstieg inklusive Schattenressort war nicht jedem geheuer. Vor allem jenen nicht, die bislang für investigative Recherchen zuständig waren. Die Alteingesessenen reagierten allergisch. Röhns Rechercheeinheit als Teil der bisherigen Investigation wollte man verhindern. Das gelang. Nur Röhn zu verhindern, das gelang nicht.
Diese eigen- wie auch einzigartige Zwei-Ressort-Konstellation soll nicht von langer Dauer sein. Poschardt will jetzt zusammenbringen, was zusammengehört – aber nicht so recht zusammenpasst. Der vor einigen Monaten entschärfte Konflikt entbrennt damit erneut. An der Spitze des Protests: Anette Dowideit.
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