Die MeToo-Affäre rund um Julian Reichelt hat juristische Folgen. Eine seiner Ex-Geliebten hat Klage auf Schadenersatz eingereicht. Nicht gegen den ehemaligen Bild-Chef, sondern Axel Springer. Sie wirft dem Konzern Versagen auf ganzer Linie vor. In der 132-seitigen Klageschrift will sie Rechtsverstöße in elf Punkten geltend machen – und belastet neben Reichelt und der Konzernführung zahlreiche weitere Mitarbeiter. Damit geht erstmals eine der betroffenen Frauen namentlich in die Offensive. Ebenso besonders: Der Rechtsstreit wird vor einem US-Gericht ausgetragen.
Eineinhalb Jahre nach Bekanntwerden des Compliance-Verfahrens gegen Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt und bald ein Jahr nach seinem Rauswurf hat sich die Lage innerhalb des Axel-Springer-Konzerns alles andere beruhigt. Auch wenn es zuletzt verhältnismäßig still geworden war, befand man sich hinter den Kulissen weiter in Alarmbereitschaft. Vor allem ein Artikel der Financial Times im Februar dieses Jahres ließ befürchten, dass eine der größten Krisen des einflussreichen Medienunternehmens noch lange nicht überstanden war. In dem Artikel, der sich ausführlich mit den Vorwürfen des Machtmissbrauchs durch Ex-Bild-Chef Reichelt befasste, hieß es:
„Trotz der Entlassung von Reichelt haben viele der betroffenen Frauen nicht das Gefühl, dass sie ihren Kampf gewonnen haben. Sie argumentieren, dass das Unternehmen sich noch immer nicht vollständig für die Geschehnisse und seine eigene Rolle entschuldigt hat.“
Eine dieser Frauen – im Artikel anonym – sagte:
„Es ist immer noch dasselbe Axel Springer“
„Sie ignorieren uns, schon wieder.“
Die Sätze klangen wie eine Ankündigung, dass da noch was kommen würde. Ob bewusst oder nicht: Sie sollten sich bewahrheiten.
Zumindest eine Frau will offenbar nicht weiter ignoriert werden. Sie will Axel Springer zur Rechenschaft ziehen. Seit etwa drei Wochen ist dort bekannt: Die Affäre Reichelt hat juristische Folgen. Und die könnten es in sich haben.
Mitte August hat eine der ehemaligen Geliebten Reichelts, eine Zivilklage am Los Angeles County Superior Court eingereicht. Die als Beschäftigungsbeschwerde registrierte Klage wurde vom Gericht angenommen, ein erster Gerichtstermin bereits für Mitte Dezember angesetzt. Die Klage richtet sich gegen die in den USA ansässige Axel Springer Services Inc. sowie gegen die Bild GmbH und bis zu 25 weitere, aber bislang nicht näher genannte, juristische oder natürliche Personen.
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