Bild schaltete in den vergangenen Tagen immer wieder eine Lehrerin ins Programm, die den Krieg in der Ukraine und die Entwicklungen in Kiew „hautnah“ miterlebe. Das war falsch. Anders als behauptet, war die Frau nicht aus Kiew zuschaltet, sondern aus Deutschland.
Kontext: Krieg wird auch mit Falsch- und Desinformationen geführt
Rund um den von Russland ausgehenden Krieg in der Ukraine kursiert eine Menge manipuliertes Material und Falschinformationen. Immer wieder schaffen sie es uneingeordnet oder im falschen Kontext in die Berichterstattung unabhängiger Medien. Dieses teils bewusst platzierte Material soll einerseits die öffentliche Meinungsbildung beeinflussen, andererseits die Glaubwürdigkeit der Presse erschüttern. Für Berichterstatter bedeutet das: Es ist besondere Vorsicht geboten. Denn falsch verwendetes Material oder Fehler werden instrumentalisiert.
Der Fall der Lehrerin fällt besonders auf. Hier handelt es sich nicht um Material aus schwer verifizierbaren Quellen aus dem Internet, sondern um eine Bild-exklusive Protagonistin. Auch betont Bild seit Tagen, die Bevölkerung solle aufgrund des Informationskrieges auf unabhängige Medien vertrauen. Der Fehler kostet nun Authentizität der Protagonistin und spielt der pro-russischen Seite in die Karten.
Details: Was genau geschehen ist
► Bild berichtet wie viele Medien seit mehreren Tagen ununterbrochen aus der Ukraine, um über den Einfall russischer Truppen und den Krieg vor Ort zu berichten. Dabei setzt das Medium intensiv auf Einordnungen und Schilderungen von Experten oder Zivilisten, die direkt zu Wort kommen.
► Eine von ihnen war eine Lehrerin aus Kiew. Bild schaltete sie am Donnerstag und Freitag mehrere Male ins Studio. Die Frau hatte darüber berichtet, was in ihrer Heimat vor sich gehe und wie sich die Menschen versuchten, vor der Invasion und dem Krieg zu retten. Medieninsider hat mehrere Auftritte der Frau sowie das Bild-Programm verfolgt.
► Die Frau appellierte unter anderem an den Westen und an Deutschland, militärisch zu helfen, wandte sich in der Live-Sendung auch an den ebenfalls anwesenden verteidigungspolitischen Sprecher der FDP-Fraktion, Marcus Faber. Die Auftritte der Frau berührten offensichtlich auch die Bild-Moderatoren, die immer wieder nach Live-Eindrücken vor Ort fragten, nach den Situationen der Kinder. Sie reagierte höchst emotional, ihre Äußerungen waren ergreifend.
► Unter anderem rief sie den Deutschen entgegen: „Morgen gibt es uns vielleicht nicht mehr.“ Oder: „Wir sterben für euch, unsere Kinder sterben für euch!“ Immer wieder warnte sie vor Putin und seiner Unberechenbarkeit. Über ihre eigene Rolle sagte sie, sie verstehe sich als Mittlerin zwischen der Ukraine, Deutschland und dem Westen. Sie erklärte auch: Sie sei bereit, sich für ihr Land zu opfern.
Insider-Infos: Wahrer Standort der Protagonistin war bei Bild bekannt
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