Der Wahlabend in Sachsen-Anhalt sorgte für einige Überraschungen. Die wohl größte: Das Ergebnis fiel deutlich anders aus, als die Wahlumfragen der vergangenen Tage erwarten ließen. Wie ist das zu erklären und wer trägt die Verantwortung? Die fragenden Meinungsforschungsinstitute oder die interpretierenden Berichterstatter?
Die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt versprach ein Wahlkrimi zu werden. Angestachelt von Meinungsumfragen prophezeiten die Medien in den vergangenen Tagen immer wieder ein „Kopf–an–Kopf–Rennen“ zwischen der CDU und der AfD. So sah das Meinungsforschungsinstitut Civey – beauftragt vom Spiegel – die AfD zuletzt nur einen Prozentpunkt hinter der CDU, genauso das Institut Insa im Auftrag von Bild, das etwa zwei Wochen zuvor die AfD sogar als stärkste Kraft vermeldete.
„Niederlage der Demoskopen“
Die Demoskopen der Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) oder infratest-dimap (ARD) kamen in ihren jüngsten Umfragen zwar auf größere Abstände zwischen Union und AfD (Forschungsgruppe Wahlen 7 Prozentpunkte, infratest-dimap 4 Prozentpunkte), lagen mit Blick auf das Ergebnis in Sachsen-Anhalt aber ebenfalls deutlich daneben.
Keines der Institute, deren jüngste Umfragen nicht älter waren als eineinhalb Wochen, lag ansatzweise richtig. So schnitt die CDU deutlich besser ab als von allen vorhergesagt, die AfD, aber auch die Grünen deutlich schlechter. Der ARD-Journalist Georg Restle sprach von einer „Niederlage der Demoskopen“.
Das sagen die Meinungsforscher zu ihren Umfragen
Enorme Diskrepanzen zum Ergebnis ergaben sich bei Insa. Das Institut, dessen jüngste Umfrage am 4. Juni, also zwei Tage vor der Wahl, veröffentlicht wurde, prognostizierte der CDU lediglich 27 Prozent, der AfD 26 Prozent.
Geschäftsführer Hermann Binkert, CDU-Mitglied und ehemaliger Staatssekretär in Thüringen, erklärt dazu auf Anfrage von Medieninsider:
„Umfrageergebnisse können auch Wahlabsichten verändern.“
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