Der Polit-Skandal um den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz ist auch ein erneutes Fiasko für die Medien. Allen voran die Boulevardzeitung Österreich hat sich 2016 offenbar korrumpieren lassen, um den damaligen Außenminister in ein besseres Licht zu rücken. Bezahlt wurde sie mit staatlichen Inseraten.
Der Fall Kurz, zu dem die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch nicht abgeschlossen sind, erschüttert noch einmal die journalistische Glaubwürdigkeit. Florian Klenk, Polit-Insider und Chefredakteur der Wochenzeitung Falter, beschreibt im Interview ein korruptes Mediensystem und fordert eine neue Medienpolitik.
Medieninsider: Das österreichische Geschehen erreicht uns hier in Deutschland relativ selten. Wenn uns etwas erreicht, ist es aber gleich ein großer Skandal. Was für eine Außenwirkung hat die aktuelle Polit-Affäre aus Wien Ihrer Ansicht nach?
Florian Klenk: Ich hoffe, dass die Außenwirkung die gleiche sein wird wie beim Weinskandal in den 80er Jahren und damit ein völlig korruptes Verhältnis zwischen Politik und Medien sichtbar macht. Das ist, was die Regierung macht: Sie fördert systematisch die Korruption dadurch, dass sie Inserate in den Medien schaltet und dafür positive Berichterstattung erwartet und sogar einfordert. Das ist kein neues Phänomen, auch die sozialdemokratische SPÖ hat das sehr lange mit Boulevardblättern in Wien praktiziert. Sebastian Kurz und die ÖVP treiben es aber auf die Spitze.
Wie haben sie das getan?
Indem seine engsten Vertrauten mit Boulevardmedien, speziell mit der Gratis-Zeitung Österreich, sogenannte Packages geschnürt haben. Hier geht es um insgesamt mehr als eine Million Euro, die für Inserate an Österreich geflossen sind, für die aber auch eine nicht kenntlich gemachte redaktionelle Gegenleistung erwartet wurde.
Wie muss man sich das vorstellen: Handelt es sich um vorauseilenden Gehorsam oder wirklich dezidierte Absprachen zwischen Politik und Medien?
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