„Mieses kleines Verleumdungsstück“: Die Süddeutsche spinnt in Causa Föderl-Schmid eine Verschwörungstheorie

Nach der Veröffentlichung von Medieninsider über Auffälligkeiten in Artikeln der stellvertretenden Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid ging es in der Redaktionskonferenz der Süddeutschen am Mittwoch hoch her. Dabei drehte sich die Debatte vor allem um „Angriffe“ auf die Redaktion von „rechts“. Unter anderen empörte sich Chefredakteur Wolfgang Krach über eine „Verleumdung“. Nur ein hochrangiges Mitglied der Redaktion plädierte für eine differenzierte Betrachtungsweise. Ratlosigkeit herrschte hingegen bei dem Thema, dass sich Teile der Redaktion nicht trauten, sich intern zu äußern. Medieninsider kennt Details.

Die Mittwochskonferenz um 11.45 Uhr war mehr als gut besucht. Zahlreiche Redaktionsmitglieder waren im Konferenzraum im 22. Stock des SZ-Hochhauses erschienen, mehr als 140 digital dazugeschaltet. Es war die erste Gelegenheit, um in großer Runde zu sprechen, worüber Medieninsider am Montag berichtet hatte: Teile jüngst erschienener Artikel der stellvertretenden Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid weisen starke Ähnlichkeiten und sogar wörtliche Übereinstimmungen mit Artikeln auf, die zuvor woanders erschienen waren. In drei Artikeln aus den vergangenen Wochen identifizierte Medieninsider fast ein Dutzend solcher Stellen. Nachdem zunächst vor allem Medien aus dem rechten Spektrum eine Empörungsspirale losgetreten hatten, befasste sich am Mittwoch auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit dem Verdacht, dass Föderl-Schmid ohne Kennzeichnung aus anderen Medien abgeschrieben haben könnte. 

Die stellvertretende Chefredakteurin gab in der FAZ wortgleich zu Protokoll, was sie bereits in einer Stellungnahme gegenüber Medieninsider erklärte und auch in der Konferenz noch einmal wiederholte. Nur benannte sie ihr Vorgehen in einem der Fälle dieses Mal direkt als „Fehler“. Gemeint war ein Lexikonbeitrag, für den Föderl-Schmid einen Text von der Website des Jüdischen Museums in Berlin sogar fast 1:1 übernommen hatte. 

Eine von mehreren Auffälligkeiten: Für einen „Lexikon“-Beitrag in der SZ übernahm Alexandra Föderl Schmid fast 1:1 einen Beitrag des Jüdischen Museums in Berlin

Die Konferenz war auch deshalb gut besucht, weil erwartet worden war, dass sich auch die Chefredaktion erstmals zur Thematik äußert. Bislang hatten sich die Chefredakteure Wolfgang Krach und Judith Wittwer mit Aussagen zurückgehalten. Beide stellten sich in der großen Runde hinter die stellvertretende Chefredakteurin, setzten in der Debatte ansonsten aber unterschiedliche Schwerpunkte. Dabei war es vor allem Krach, der die Berichterstattung und die Reaktionen darauf zu einem Angriff auf die Süddeutsche Zeitung vermengte. Medieninsider veröffentlicht Details der Konferenz, um Transparenz in der Debatte zu schaffen und Einblicke in die Redaktionskultur zu geben. Das Beispiel verdeutlicht, wie die SZ-Führung auf Medienkritik reagiert, mit welchen Zugeständnissen und Abwehrmechanismen gearbeitet wird. Dabei bilden wir auch die Kritik an unserer Berichterstattung oder weitere Reaktionen ab.

Chefredaktion nimmt es mit den Fakten nicht so genau

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Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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