Erst im März dieses Jahres bekam ARD-Nachwuchshoffnung Eva Schulz ihre eigene Talksendung in der Mediathek. Nur ein halbes Jahr später ist unklar, wie es mit dem Format weitergeht. Obwohl die erste Staffel abgedreht ist, gibt es keine Entscheidung. Für die Mitarbeiter der Produktionsfirma hat das bereits Folgen. Wie die Stellungnahme des SWR lautet und was das über die Talentförderung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk aussagt.
Wenn der Bundeskanzler junge Menschen erreichen möchte, dann ist eine journalistische Influencerin eine gesetzte Adresse: Eva Schulz. Über eine Stunde nahm er sich im Frühjahr vergangenen Jahres Zeit, um mit ihr bei Deutschland3000 über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Eva Schulz ist nicht irgendeine Influencerin, sondern eine, die mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbunden wird wie kaum eine zweite. Sie als das junge Aushängeschild der ARD. Bereits 2017 startete die 33-Jährige für das Jugendnetzwerk Funk das Video- und Social-Media-Format Deutschland 3000, in dem sie politische für junge Zielgruppen heruntergebrochen hat. Ihr Erfolgsrezept: Sie ließ die Interaktionen in sozialen Medien mit ihrem Format verschmelzen, gab sich persönlich und nahbar. 2019 kam der gleichnamige Podcast hinzu, für den sie nicht nur Olaf Scholz, sondern auch Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni, Annalena Baerbock in ihrer damaligen Rolle als Kanzlerkandidatin der Grünen oder die Klimaaktivistin Luisa Neubauer traf.
Wenig überraschend gilt Schulz deshalb als große Nachwuchshoffnung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Manche Branchenbeobachter sahen sie bereits als Nachfolgerin von Anne Will im Ersten. So schrieb DWDL-Chefreporter Torsten Zarges 2021: „Wer so vielfältig einsetzbar ist und eine gute Figur im familientauglichen Mainstream macht, wird für gewöhnlich früher oder später aus der Nische ins Hauptprogramm befördert.“ Die Nachfolge der wichtigsten Polit-Talkshow im deutschen Fernsehen ist es zwar nicht geworden, dennoch ging es für Schulz im Frühjahr einen bedeutenden Schritt weiter.
In diesem Sommer verabschiedete sie sich mit ihrer Marke Deutschland3000 von Funk, um „ihre Entwicklung in der ARD“ fortzusetzen. Erst im März startete sie dort ein neues Innovationsprojekt. Unter Federführung des SWR bekam sie eine eigene Talkshow, die exklusiv in der ARD-Mediathek ausgestrahlt wird. In den vergangenen 20 Folgen von Deutschland3000 diskutierte sie mit Gästen, die von FDP-Bundesvize Johannes Vogel bis Cathy Hummels reichen, über Themen wie Abschiebungen, Seenotrettung oder mentale Gesundheit.
Ein halbes Jahr nach Start: Kein Signal, wie es mit Deutschland3000 weitergeht
Mit Deutschland3000 hat die ARD einen wichtigen Schritt gemacht, um ein junges Publikum an die eigene Mediathek heranzuführen. Das Format gilt auch als Pilotprojekt, um junge Talente an die ARD zu binden, nachdem sie aus dem Funk-Netzwerk herausgewachsen sind. Umso verwunderlicher ist es, dass sich Schulz und ihr Team ein halbes Jahr nach dem Start in der Mediathek in einem Stadium der Ungewissheit wiederfinden. In der Sendung vom 3. August verabschiedete sich Eva Schulz mit den Worten:
„Ehrlich gesagt: Es ist noch nicht klar, ob wir uns in eine Sommerpause verabschieden oder diese Sendung nicht mehr fortgesetzt wird.“
Mit anderen Worten: Der SWR hat sich über das Ende der ersten Staffel hinaus noch nicht entschlossen oder mitgeteilt, wie es mit dem Format weitergehen soll – mit Folgen für Schulz und das Team.
Was der SWR zum Chaos um Deutschland3000 sagt – und wieso es kein Einzelfall ist
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