Wenige Wochen nachdem Medieninsider im Herbst 2020 über die Wiederbelebung des Lokaljournalismus berichtet hatte, stand eines der dort vorgestellten Projekte plötzlich vor dem Aus. Es war sogar schon ausgemachte Sache. Die Investoren des Lokalportals Merkurist, bei dem Community-Mitglieder über die Themen der Artikel entscheiden können, zogen ihre Mittel ab. Das Ende war bereits kommuniziert – und doch ist Merkurist heute, zwei Jahre später, wieder da.
Der Unternehmer Matthias Willenbacher sprang ein, übernahm die Marke und setzte das Portal mit einem Teil des Teams wieder auf – andere kamen neu hinzu. So auch Klaus Becker, der Merkurist heute kaufmännisch verantwortet. Im Interview spricht er über den Wiederaufbau des Merkurist und was sich seit seiner Wiederbelebung getan hat.
Medieninsider: Im November 2020 war das Aus des Merkurist besiegelte Sache. Jetzt ist er wieder da – seit schon eineinhalb Jahren. Auferstanden von den Toten?
Klaus Becker: Merkurist war nie wirklich tot. Wahr ist aber, dass das Portal 2020 wirklich schlechte Vitalwerte hatte. Die zur Hälfte an Merkurist beteiligte Mediengruppe VRM hatte entschieden, sich vom Portal zu trennen, die übrigen Investoren hatten nicht die Kraft, das Projekt alleine weiterzubetreiben.
Die Firma hinter Merkurist wurde in die Insolvenz geschickt. Das Aus kam überraschend, immerhin war gerade die Expansion weiterer Standorte geplant. Was war passiert?
Die Investoren hatten Merkurist fünf Jahre die Treue gehalten und es sah auch so aus, als würde sich das demnächst auszahlen. Die Kennzahlen waren auf einem guten Weg. In Richtung Winter 2020 war aber klar, dass die Corona-Pandemie zu große Auswirkungen hatte, eine Besserung war nicht in Sicht. Vielleicht war auch das Management an der ein oder anderen Stelle zu groß und zu kostenintensiv. Jedenfalls war die Profitabilität nicht mehr in Sicht.
Trotzdem hat sich mit Matthias Willenbacher ein neuer Investor gefunden. Er hat die Marke übernommen, um das Portal wieder aufleben zu lassen.
Es gab einige, die das Aus des Merkurist bedauerten. Sowohl aus der Leserschaft als auch aus der kommunalen Politik und Wirtschaft. Merkurist war doch eine lieb gewonnene, lokale Größe, weil er auch einen Nutzen erfüllt hat. Durch die nutzergetriebene Berichterstattung sind Aspekte aus Gastronomie oder dem lokalen Handel behandelt worden, die an anderer Stelle untergehen. Es war ein belebender Service. Das fand eben auch Matthias Willenbacher, dem es wichtig ist, der Stadt neben der Allgemeinen Zeitung in Mainz ein weiteres, lokales Medium anzubieten. Das ist bei zunehmender Monopolisierung in den Regionen ein entscheidendes Argument. In Mainz beispielsweise hat sich die Rhein Zeitung ja nahezu komplett zurückgezogen. Die Medien haben sich ihre Märkte aufgeteilt.
Matthias Willenbacher ist Unternehmer aus der Region, spezialisiert auf erneuerbare Energien. Wie passt da Lokaljournalismus zu?
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