„Märchenstunde bei Kress“, Trauerspiel beim Tagesspiegel

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► „Märchenstunde“ bei Kress und Trauerspiel beim Tagesspiegel

► Die ARD macht aus den Kosten für die Talks von Caren MiosgaSandra Maischberger und Louis Klamroth ein Geheimnis – Volker Nünning kennt die Zahlen und schafft Transparenz (direkt zum Artikel)

► Die Hamburger Morgenpost schafft 2024 die tägliche Print-Ausgabe ab – wie die Pläne für den neuen Wochentitel aussehen und was das fürs Personal bedeutet (direkt zum Artikel)

► Der Abo-Preis der Zukunft ist flexibel, wie Alexandra Borchardt in ihrer neuen Kolumne erklärt (direkt zum Artikel)

► Susanne Daubners Lachanfall war auch bei TikTok ein viraler Hit – nur nicht für die Tagesschau, wie Simon Pycha in den TikTok-Charts analysiert (direkt zum Artikel)


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Obwohl Weihnachten längst noch nicht vor der Tür steht, hat sich Kress-Chefredakteur Markus Wiegand bereits am Spekulatius überfressen. Zumindest könnte man diesen Eindruck gewinnen, nachdem man diesen Artikel gelesen hat.

Darin spekuliert Wiegand darüber, dass Axel Springer „in nicht allzu ferner Zukunft“ Bild verkaufen könnte. Diese „hübsche Spekulation“ habe ihn „aus Berlin“ erreicht.

Der Text hat mich erst fassungs- und dann ratlos gemacht. 

Nicht, weil mir als Medienjournalist eine Hammer-Story durch die Lappen gegangen wäre, oder weil es anders herum an den Haaren herbeigezogen sein könnte. Sondern weil der Text auf nichts anderem aufbaut als dem oben Genannten und der Feststellung, dass das Geschäft von Bild (wie von allen anderen auch) unter Druck steht. Mir ist nicht klar, was der Text bezwecken soll. 

Es spricht nichts dagegen, sich mit der Frage zu befassen, welche Rolle Bild in Zukunft im Axel-Springer-Konzern spielen wird. Es spricht auch nichts dagegen, sich der Frage eines Verkaufs anzunähern. Sicherlich ließen sich gute Gründe finden, die für eine Trennung sprechen. Sicherlich aber auch viele dagegen. Auch ich habe bereits darüber fantasiert – in Gesprächen mit Springer-nahen Leuten, aber auch Springer-fernen, in Redaktionskonferenzen oder für mich selbst. Aber nicht öffentlich in einem Magazin, das Fachkenntnis und Seriosität für sich beansprucht. Denn dazu braucht es Recherche.

Auch wir Medienjournalisten haben eine Verantwortung. Auch wir müssen Spekulationen prüfen, belastbare Quellen finden, sie möglichst genau benennen. Dabei passieren auch mal Fehler. Auch wir Medienjournalisten können nicht alles richtig machen. Wer seine Überschrift mit einem Fragezeichen abschließt und davor auch noch explizit auf eine „Spekulation“ verweist, hat aber alles falsch gemacht. 

Wer so arbeitet, konnte nichts überprüfen oder hat es auch einfach nicht gewollt. Wer so arbeitet, schadet ohne Grund dem Unternehmen, über das er schreibt, den Leuten, die dort arbeiten, vor allem aber sich selbst. 

Der Kress-Text, der bereits einige Tage zuvor im Heft erschienen war, hat nach seiner Online-Veröffentlichung für Aufregung gesorgt. Zuallererst bei Bild, wo man aufgrund des Sparprogramms nervlich derzeit ohnehin zart besaitet ist. Dort hat man vom Erscheinen des Artikels nichts gewusst. Denn um Stellungnahme gebeten hat zuvor offenbar niemand. Gegenüber Medieninsider erklärt ein Sprecher:


„Die Spekulation über einen möglichen Verkauf von Bild durch Axel Springer können wir klar dementieren. Es handelt sich um eine reine Märchenstunde bei Kress. Leider sind wir dazu auch nicht angefragt worden. Das Einzige, was Axel Springer mit Bild jeden Tag verkauft, sind Zeitungen, BildPlus-Abos und eine herausragende Reichweite für Werbung.“

Wer nicht recherchiert, der spekuliert – oder schreibt einfach die Arbeit der anderen ab. Womit wir beim Tagesspiegel wären. 

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

1 ERGÄNZUNG

  1. Handwerklich bin ich dabei, von den Auswirkungen weniger. In meinen Augen schadet dieses Beispiel lediglich dem Absender, während es dem Gegenstand des veröffentlichten Gerüchts gratis Aufmerksamkeit schenkt. Gut reagiert seitens des Sprechers!

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