Die Nachricht über die Neuausrichtung der Führungsriege von Bild hat die Redaktion ins Chaos gestürzt. Unkoordinierte Kommunikation und ausbleibende Ansagen sorgen in der Belegschaft für Verständnislosigkeit, die anstehende Abberufung von BamS-Chefredakteurin Alexandra Würzbach sogar für Empörung. Ein Stimmungsbild.
Man hatte gedacht, man könne die in den vergangenen Tagen langsam durchsickernden Gerüchte eindämmen, die tatsächlichen Pläne geheim halten. Am Freitag ging dann alles sehr schnell. Zu schnell, um sich einen Plan B zu überlegen.
Medieninsider berichtete über einen erneuten Umbau in der Chefredaktion, den Wechsel von Focus-Chef Robert Schneider zu Bild und die Pläne, zwei Drittel der bisherigen Führungsriege abzuberufen. Kurz zuvor berichtete auch der Spiegel über den Wechsel Schneiders, ergänzte seine Berichterstattung zügig.
Damit war alles raus: TV-Chef Claus Strunz und BamS-Chefredakteurin Alexandra Würzbach sollen gehen. Robert Schneider wird dafür Chefredakteur der Bild-Gruppe – unter ihrem Vorsitzenden Johannes Boie. Es sollte die nächste umfassende Änderung in der Führungsriege sein, in Boies Führungsriege, der nach seinem Amtsantritt vor einem Jahr zunächst alles beibehielt, wie es war.
Die Scoops trafen den Bild-Chef gänzlich unvorbereitet. Entsprechend unbeholfen fiel die interne Reaktion aus. In kurzfristig anberaumten und eher rudimentären Meetings bestätigte Boie den Wechsel von Schneider zu Bild, darüber hinaus gehende Informationen oder klare Ansagen blieben aber aus. Innerhalb der TV-Unit, die von Claus Strunz verantwortet wird, wurde den Angestellten lediglich versichert, die begonnenen Vertragsgespräche weiterzuführen. Ob diese weiterhin mit Strunz stattfinden, blieb laut Teilnehmern offen. Stattdessen echauffierte sich Boie vielmehr über die erneuten Informationslecks.
Eine darüber hinausgehende, interne Mitteilung gab es nicht. Unternehmenssprecher Christian Senft verbreitete über den internen Redaktionschat lediglich die Mitteilung der DPA, in der Springer die Personalie Schneider bestätigte und eine sofortige Abberufung Boies – so lasen sich einige weitere Berichterstattungen zeilweise – aber dementierte. Die Form der Kommunikation kommentierte Betriebsrat Michael Rauch als eine „vom Erlesensten“.
Boies Misere: Er will mit den beiden anderen Chefredakteuren in ihren jeweiligen Funktionen nicht mehr zusammenarbeiten, wie er in weiteren, kleineren Runden betonte. Nur ausgehandelt ist noch nichts. Entsprechend traten die Betroffenen Strunz und Würzbach in ihren Redaktionen auf, betonten noch am Freitag ihre weitere Zuständigkeit.
„Angriff auf die DNA von Bild“
Innerhalb von Bild droht kein Machtkampf, es stehen aber einige sehr unangenehme und turbulente Wochen bevor. Während das Aus von Strunz die wenigsten überrascht, sorgt vor allem die Personalie Würzbach für Entsetzen. Im internen Redaktionschat schreibt eine Redakteurin:
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