Eigene Plattform, mehr Sendungen: Was Julian Reichelt mit Rome Medien plant 

Nach seinem Aus bei Bild wurde Julian Reichelt YouTuber. Doch dabei soll es nicht bleiben. Er will weitermachen, wo er aufgehört hat. Mit seinem Start-up Rome Medien bereitet er die nächste Stufe vor: Ein eigenes Portal soll folgen. Dessen möglicher Name unterstreicht erneut die Verbindung zum inoffiziellen Finanzier und Milliardär Frank Gotthardt – und dann sind da noch eine ehemalige Springer-Vorständin und ein Ex-ProSieben-Chef. 

Im März dieses Jahres meldete sich der wenige Monate zuvor geschasste Bild-Chefredakteur Julian Reichelt in gewohnter Manier zurück. Halbwegs. Auf ungewohntem Kanal – seinem persönlichen Instagram-Profil – kommentierte er in gewohntem Stil die explodierenden Spritpreise

Was mit wackeliger Handy-Kamera vor einer Tankstelle in Berlin-Wilmersdorf begann, setzt Reichelt mittlerweile in einem eigenen Studio fort. Nicht mehr auf seinem Instagram-Profil, sondern bei YouTube. Mehrmals in der Woche veröffentlicht er eine Folge seines Formats Achtung, Reichelt!. Über 240.000 Abonnenten zählt sein im April gestarteter Kanal mittlerweile, seine Videos kommen regelmäßig auf ähnlich hohe Abrufzahlen. 

Reichelt setzt aber nicht nur seine Videos fort: Er macht dort weiter, wo er bei Bild aufgehört hat. Im Zentrum seines Schaffens steht meinungsgetriebener Journalismus, manch einer würde sagen: mehr Meinung als Journalismus. Er macht weiter, was er am besten kann: er kommentiert, er polemisiert, er polarisiert. Dabei treibt er sein damaliges Bild-Konzept auf die Spitze. Er inszeniert sich als Stimme des kleinen Mannes mit einer zusätzlichen Brise Empörung. Reichelts Reichweiten-Rezept: Uneingeschränkt gegen den so genannten Mainstream, uneingeschränkt gegen die öffentlich-rechtlichen Medien. Vor allem aber: uneingeschränkt gegen die Grünen. Das Video über die „Nichtskönner Lang, Nouripour und Co“, in dem er die Grünen-Politiker als „faulste Deutsche“ bezeichnet, erzielte fast eine Million Abrufe. In gewissen Gefilden des YouTube-Kosmos‘ kommt das gut an. Was beim Reichelt-Publikum offenbar nicht so ankommt: Kritik am russischen Diktator Putin, der seit Monaten die Ukraine bombardiert. Reichelt blendet das Thema nahezu völlig aus. Fragt man Menschen aus seinem Umfeld danach, dann heißt es: Der Krieg in der Ukraine sei selbstverständlich tragisch. Für die Menschen hier in Deutschland seien die steigenden Preise aber ein drängenderes Problem.

Dass man Menschen aus Reichelts redaktionellem Umfeld fragen kann, hat damit zu tun, dass er mittlerweile wieder eines hat. Nachdem er im Frühjahr mit ein paar seiner Bild-Gefolgsleute begann, arbeiten mittlerweile Dutzende für sein Unternehmen Rome Medien. Dem Vernehmen nach sind es etwa 30 Redakteure, ein paar freie Mitarbeiter kommen hinzu. Nicht alle kommen von Bild. Nicht alle arbeiten an Achtung, Reichelt!. Der ehemalige Bild-Chef verfolgt mit seinem Projekt größere Pläne. Medieninsider hat einige von ihnen recherchiert – und dabei auch neue Verbindungen zu seinem inoffiziellen Finanzier gefunden. 

Neue Formate, neue Plattform, neuer Name: So könnte Reichelt seine neue Dachmarke nennen

Auf seinem Kanal erscheinen seit einiger Zeit immer wieder neue Formate, dabei integriert er auch seine Redakteure, um weitere Gesichter aufzubauen. Da ist der Ex-Bild-Redakteur Julius Böhm mit einem eigenen Format, ab und an treten die ebenfalls zu Reichelt Übergelaufenen Judith Basad und Ralf Schuler auf. Hinzu kommen Gastauftritte: So ist regelmäßig die niederländische Kommentatorin Eva Vlaardingerbroek zu Gast. Vlaardingerbroek fiel besonders im Sommer 2022 auf, als sie beim US-amerikanischen Sender Fox News Verschwörungstheorien verbreitete. Ungebremst kommentiert auch Gloria von Thurn und Taxis das Wochengeschehen. In einem jüngsten Video sprach sie von einer neuen Lust am Polizeistaat in Deutschland, zum Nahen Osten erklärte sie, es sei „totaler Quatsch“, dass Homosexuelle ihre Liebe dort nicht ausleben dürften. Es handele sich dort nur um „anständige Leute“, die „aus religiösen Gründen ihr Schlafzimmer und ihre Sexualität etwas diskret behandeln“.

In Zukunft soll es noch mehr davon geben. Gerade hat Reichelt mit Rome Medien eine neue Marke angemeldet.  

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

1 ERGÄNZUNG

  1. Marvin, nur keinen Neid auf die selbstdenkenden Journalisten Reichelt und Schuler!
    Wenn du journalistisch was drauf hast, kannst du ja sebst mal versuchen der Links-Grünen
    Staats-Propaganda entgegen zu treten! Es ist natürlich leichter mit den Wölfen zu heulen!

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