Ackman vs. Business Insider: Wie Axel Springer in den USA sein junges Ansehen aufs Spiel setzt

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Im ersten Lese-Letter des Jahres erwarten dich alle Artikel, die wir seit dem letzten vor Weihnachten veröffentlicht haben:

► Axel Springer macht beim Angriff von Hedgefonds-Manager Bill Ackman auf Business Insider in den USA alles andere als eine gute Figur

► Ein Abschiedsinterview von Ruth Maria Kubitschek im Stern ist zugleich eine Premiere ihrer ehemaligen PR-Beraterin Yvonne von Stempel als Interviewerin 

► Der Trend-Report des Reuters Instituts für 2024 zeigt, dass Publishern die Ideen gegen News Avoidance ausgehen – Kevin Dusch hat die 43 Seiten für dich gelesen (direkt zum Artikel)

► Alexandra Borchardt weist in ihrer Kolumne darauf hin, dass es 2024 nicht nur neue Trends gibt – sondern auch wichtige Themen auf Wiedervorlage liegen (direkt zum Artikel)

► Im Norden kommt es zu einer weiteren Medienkonzentration – die Schweriner Volkszeitung wechselt ihren Eigentümer (direkt zum Artikel)

► Nach Auflösung der Regio-Büros verlässt Bayern-Chef Daniel Cremer Bild (direkt zum Artikel)

► Volker Nünning hat ausgewertet, welche ARD-Journalisten die meisten Kommentare in den Tagesthemen gesprochen haben (direkt zum Artikel)

► Simon Pycha zeigt in seinen TikTok-Charts, mit welchen Inhalten Publisher auf der Videoplattform erfolgreich sind (direkt zum Artikel)

► Bei der Süddeutschen hat man auf die Recherchen von Medieninsider zur Causa Föderl-Schmid reagiert – nur anders als unbedingt erwartet (direkt zum Artikel)

► Das Jahr 2023 hat gezeigt, weshalb unabhängiger Medienjournalismus unerlässlich ist (direkt zum Artikel)

► Komm am 25. Januar zum Q&A mit York von Heimburg und erfahre, wie du deine eigene Resilienz steigern und gestärkt aus Krisen hervorgehen kannst (jetzt anmelden)


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Bei Axel Springer ging das vergangene Jahr so ruhig zu Ende, dass man das neue offenbar umso turbulenter startet – nur liegt das Auge des Sturms dieses Mal im wichtigen Wachstumsmarkt USA.

Dort hat Business Insider den Zorn des einflussreichen Reichen Bill Ackman auf sich gezogen, nachdem das Portal über Plagiatsverdacht bei seiner Ehefrau und ehemaligen MIT-Professorin Neri Oxman berichtet hatte. Die Fallhöhe der Story bestand auch darin, dass Ackman ein namhafter Kritiker der kürzlich zurückgetretenen Harvard-Präsidenten Claudine Gay war. Sie sah sich wiederum dem Vorwurf ausgesetzt, an ihrer Universität über Antisemitismus hinwegzusehen, woraufhin versucht wurde, sie durch Plagiatsvorwürfe zu Fall zu bringen.

Das eigentliche Problem für Springer liegt aber weniger im empörten Ehemann, der in allem eine Kampagne gegen seine eigene Person sieht, als vielmehr beim Konzern und seinen Verantwortlichen selbst.

Denn Springer hat angekündigt, dass die Hintergründe der Berichterstattung durch Business Insider einer Prüfung unterzogen werden sollen. Während man keine Zweifel an den Fakten habe, seien „Fragen über die Motivation und Prozess, der zu der Berichterstattung geführt hat“ aufgekommen. Fragen, die man „sehr ernst“ nehme, wie ein Sprecher zitiert wird. Laut dem US-Magazin Semafor gibt es in Teilen der obersten Ebene offenbar die Sorge, dass das Vorgehen von Business Insider als antisemitisch gewertet werden könne – ein Vorwurf, der auf Ackman zurückgeht. Dieser bezeichnete John Cook, den Investigativchef von Business in einem Tweet als „bekannten Anti-Zionisten“. Ackmans Frau, um deren Dissertation es eigentlich geht, ist Jüdin.

Mit seinem Statement hat Springer das Chaos perfekt gemacht. Das Unternehmen hadert offenbar nicht nur mit seinem angestrebten Selbstverständnis, nach dem man sich vom klassischen Verlag hin zu einer Holding mit eigenverantwortlichen Unternehmenseinheiten entwickeln will. Es sendet auch noch Misstrauen nach innen.

Anstatt sich dem Antisemitismus verdächtig zu machen, erweckt der Konzern nun den Anschein, bei erwartbarem Gegenwind in Nervosität zu verfallen, die redaktionelle Hoheit auszuhebeln und verlegerische Integrität aufzugeben. Besonders pikant: Laut FAZ gehören Ackman und Oxman dem Projekt World Minds an, an dem Springer die Mehrheit hält. Dazu hält Autor Michael Hanfeld fest: „Man könnte World Minds wohl als Springers (oder Mathias Döpfners) globalen Privatklub und Netzwerk-Thinktank bezeichnen.“

Darüber hinaus hat man bei Springer auch versäumt, der eigenen Redaktion den Rücken zu stärken. Ihr Chefredakteur Nicholas Carlson weist die Vorwürfe, für die Ackman bislang keine Belege oder Indizien erbracht hat, entschieden zurück. Ein internes Memo, das in mehreren Medien zitiert wird, erweckt nicht den Eindruck, dass er die Notwendigkeit einer Überprüfung sieht. Das hat bereits auch die GewerkschaftThe News Guilt of New York auf den Plan gerufen, die sich „enttäuscht“ über Springers öffentliche Reaktion gezeigt hat. Man werde das weitere Vorgehen beobachten, um sicherzustellen, dass speziell getroffene Vereinbarungen über journalistische Grundsätze „nicht von Axel Springer oder jemand anderem gefährdet werden.“

Springer und sein Israelbekenntnis

Die Aufregung trifft Axel Springer erneut in einer entscheidenden Phase. Nach der Übernahme von Politico träumt CEO Mathias Döpfner von einem transatlantischen Medienkonzern, der US-Markt hat dabei größte Priorität. Doch das Vorgehen steigert auch das Befremden gegenüber Springer über die eigenen Reihen hinaus. Nirgends wird der Culture Clash so deutlich wie in Springers Haltung in Sachen Judentum und Israel – und auch nicht zum ersten Mal.

Beobachter aus den USA stolpern immer wieder über die fünf Unternehmensgrundsätze, in denen auch ein Israel-Bekenntnis geschrieben steht. Für großes Aufsehen sorgten sie bereits 2021, als Döpfner sie international für alle Mitarbeiter ausrollen wollte – ein Vorhaben, dessen Umsetzung bislang nicht erfolgte. Auch vor dem Hintergrund des Kriegs in Israel und Gaza lösen sie wieder Debatten aus, wie beispielsweise in einem Interview mit Döpfner bei Semafor vor einigen Wochen. Das Problem, das man im angloamerikanischen Journalismus damit hat, hielt die Washington Postgerade so fest:

„Das Unternehmen unterstützt Israel offen in einer Weise, die für ein unparteiisches amerikanisches Medienunternehmen ungewöhnlich ist.“

Fazit: Am Ansehen, das es für den wichtigsten Publisher in westlichen Demokratien benötigt, muss Springer wohl noch gehörig arbeiten.


Jeder Medienprofi weiß: Journalismus und PR leben in einer schwierigen Symbiose und nicht immer werden scharfe Trennlinien gezogen. Dass Journalist und PR-Berater sich nun aber Autorenzeilen teilen, ist mindestens erstaunlich.

In seiner letzten Ausgabe des abgelaufenen Jahres (52/2023) sowie online platzierte der Stern prominent ein Interview mit Ruth Maria Kubitschek – das nach eigener Aussage letzte der 92 Jahre alten Schauspielerin, die schon 2014 gleich zweimal ihren beruflichen Abschied und vier Jahre später noch einmal den den Rückzug aus der Öffentlichkeit verkündete. Auch 2018 sollte es ihr letztes Interview gewesen sein

Abschiedsinterview mit Ruth Maria Kubitschek aus dem Stern (Ausgabe 52/23)

Nun aber wirklich. Im Stern bittet die Schauspielerin, die in Filmen wie Kir Royal zu sehen war und sich als „Spatzl“ in Helmut Dietls Film Monaco Franze „unsterblich“ (Stern) gemacht hat:

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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