Welche Tipps Redaktionsmanager beherzigen sollten

Ausgabe #17/21

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter erwartet:

► Wie das Start-up Articlett einen neuen Anlauf für ein Spotify für Journalismus unternimmt

► Wer bei Bild zukünftig Medienberichterstattung machen wird

► Warum die Presseförderung nun doch nicht kommt

► Welche Tipps Redaktionsmanager beherzigen sollten


Der Traum vom Spotify für Journalismus

Articlett-Gründer Raphael Fritz (l.), Nadezhda Prodanova und Jonas Lerch, Foto: Karlsruher Institut für Technologie
Articlett-Gründer Raphael Fritz (l.), Nadezhda Prodanova und Jonas Lerch, Foto: Karlsruher Institut für Technologie

Eine Plattform, ein Abonnement, Zugriff auf möglichst viele Titel. Was der Streamingdienst Spotify für die Musikbranche geworden ist, wollten und wollen so einige Unternehmen für den Journalismus werden. 

► 2015 startete das niederländische Start-up Blendle seinen Dienst auch in Deutschland. Kein Spotify, aber ein iTunes des Journalismus sollte es werden. Statt zahlreiche Abos unterschiedlicher Medien abzuschließen, sollten Nutzer einzelne Artikel kaufen können. Die New York Times Company und Axel Springer glaubten an die Idee und investierten. Der Ansatz aber ging nicht auf, übrig blieben bei den Publishern nur lousy pennies.  

► 2019 dann der Strategieschwenk, zumindest in den Niederlanden: Blendle führte ein Flatrate-Modell ein. In Deutschland umwerben Readly und Pressreader Medien mit diesem Modell. Mit dabei sind vor allem Zeitschriften mit ihren E-Paper-Angeboten. Die Tagespresse hält sich weitgehend zurück.

Nun wagt ein neues Unternehmen einen Anlauf. Articlett heißt die von Jonas LerchNadezhda Prodanova und Raphael Fritz entwickelte App, mit der die Gründer noch einmal einem anderen Ansatz probieren: Inspiriert von Mobilfunkverträgen wollen sie Nutzern ein Datenvolumen (beispielsweise 25.000 Wörter) verkaufen, mit dem sie auf Premium-Inhalte von Publishern zugreifen können. 

Kann das funktionieren? 

Jonas Lerch hat mir das Konzept von Articlett näher erläutert und erklärt, weshalb die Gründer vor allem Studenten als Zielgruppe fokussieren. In meinem Artikel gehe ich auch auf die Marktgegebenheiten ein, die Konkurrenz ist für Articlett ist nämlich bedeutend größer als Blendle oder Readly. Sie heißt Google und Facebook – und selbst ihnen gelingt es bislang eher mit überschaubarem Erfolg, Publisher von ihren Vorhaben zu überzeugen. 

Mehr über Articlett und eine Einordnung kannst du als Medieninsider hier lesen


– Community –

Diskutier mit uns: Ist ein Spotify für Journalismus realistisch – welche Bedingungen braucht es dafür? Teile deine Ansichten mit uns. Beispielsweise in unseren Communitys bei Facebook oder LinkedIn


Advertorial

Die neue Julep Hosting Plattform:
gemacht für alle Podcaster*innen

Die passende Hosting-Plattform für einen Podcast zu finden, zählt zu den wichtigsten Entscheidungen für Podcaster*innen. Die Hosting-Plattform entscheidet am Ende darüber, auf welchen Plattformen ein Podcast abgerufen werden kann, inwiefern man Einblicke in Daten und Zahlen seines Podcasts hat und wie gut er gefunden werden kann. Julep hat eine neue, vollumfängliche Podcast-Hosting-Plattform entwickelt. Was diese kann, liest du im Advertorial.


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Bild entdeckt den Medienjournalismus für sich

Am Montag in dieser Woche ließ sich in der Bild-Zeitung ein besonderer Schwerpunkt ausmachen: 

► Im Rahmen seiner Berichterstattung über die umstrittene Schauspieler-Aktion #allesdichtmachen schoss Springers Boulevardmedium gegen die Öffentlich-Rechtlichen: „So einseitig machen Journalisten von ARD und ZDF Stimmung gegen die Aktion“, lautete die Zeile. 

► Nur eine Seite zuvor ging es um den SpiegelBild berichtete über eine Zusammenarbeit des Nachrichtenmagazins mit Kurt Diekmann, einem Medienberater, der auch in geschäftlichen Beziehungen zum DFB stand. Die Zeile: „Kaufte der Spiegel Informationen von einem DFB-Mitarbeiter?“

Entdeckt Bild nun den Medienjournalismus für sich?

Die Frage lässt sich mit folgender Personalie beantworten: Ab Mai wird die Redaktion einen eigenen Chefkorrespondent mit Schwerpunkt Medienberichterstattung beschäftigen: Georg Altrogge, den ehemaligen Chefredakteur des Branchendiensts Meedia. Mehr über die Personalie erfährst du hier.


Aus dem Personalticker:

Reichelt und Würzbach scheiden aus Geschäftsführung aus: Claudius Senst wird CEO von Bild und Welt

► Chefredakteurin Barbara Hans scheidet offiziell beim Spiegel aus

► Nach Aus beim SternHans Martin Tillack geht zur Welt

► Andreas von Thien wird neuer Sportchef bei RTL


Mehr News & Entdeckungen aus der Woche

zusammengetragen von Florian Boldt

Staatliche Presseförderung ist vorerst gescheitert

Die staatliche Förderung für Verlage in Höhe von 220 Millionen Euro kommt vorerst doch nicht zustande. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium den Verlegerverbänden mit. Hintergrund ist offenbar, dass die Zeit bis zum Ende der Legislaturperiode nicht mehr ausreicht, um das Subventionskonzept noch einmal umzuarbeiten. Die Förderung, die als Digitalisierungshilfe für Verlage gedacht war, sollte zuletzt in eine Sofort-Hilfe umgewandelt werden. Damit sollten offenbar auch verfassungsrechtliche Bedenken aus dem Weg geräumt werden. Die Pläne des Wirtschaftsministeriums sorgten von mehreren Seiten für Kritik. Rein digitale Publisher sahen sich außen vor und leiteten rechtliche Schritte ein, die Verlagslobby forderte eine Zustellförderung für Zeitungen statt Hilfe bei der Digitalisierung. Die jüngsten Vorgänge hat Krautreporter-Gründer Sebastian Esser, der rechtliche Schritte eingeleitet hatte, zusammengefasst. Sein Posting findest du hier.

Verbände legen Beschwerde gegen Apples Tracking-Vorgaben ein

Mehrere Verbände aus der deutschen Medien- und Werbebranche haben beim Bundeskartellamt eine Wettbewerbsbeschwerde gegen Apple eingereicht. Der US-Konzern lässt künftig Nutzer per Opt-in-Funktion entscheiden, ob sie für Werbezwecke getrackt werden wollen. Die Beschwerdeführer werfen Apple vor, eigene Dienste von der neuen „App Tracking Transparency“-Funktion auszunehmen. Nach Ansicht der Verbände missbrauche Apple damit seine führende Stellung auf dem Markt. Mehr dazu findest du hier.

Cyberangriff auf Madsack Mediengruppe

Nach einem Hackerangriff erschienen einige Regionalzeitungen der Mediengruppe Madsack nur eingeschränkt. Zu den betroffenen Titeln gehörten unter anderem die Peiner Allgemeine Zeitung und die Neue Presse. Das Landeskriminalamt Niedersachsen ermittelt nun. Nach Informationen von T-Online soll es sich um einen Angriff über Schadsoftware handeln. Constanze Kurz vom Chaos Computer Clubkritisiertim Deutschlandfunk, dass sich Verlage zu wenig um IT-Sicherheit bemühen.

Deutschlands erstes Frauenradio geht im Mai on air

Mit Femotion Radio startet im das erste deutschlandweite Frauenradio über das Digitalradio DAB+. Zur Zielgruppe gehören nach Senderangaben „selbstbewusste, moderne und interessierte Frauen“. Für die Inhalte zeichnet Ina Tenz verantwortlich, die zuvor bereits als Programmdirektorin für radio ffn und Antenne Bayern wirkte. Der Sendestart ist für Mitte Mai geplant, das genaue Datum steht noch nicht fest. Mehr dazu findest du bei Dwdl

Substack lockt Lokaljournalisten mit einer Million Dollar Finanzierungsprogramm

Die Newsletter-Plattform Substack will lokaljournalistische Projekte locken und stellt dafür eine Million US-Dollar bereit. Teilnehmer des Programms erhalten eine Startfinanzierung von maximal 100.000 Dollar sowie Mentoring-Programme, auch die Krankenversicherung soll subventioniert werden. Im Gegenzug geben die Lokaljournalisten ein Jahr lang 85 Prozent ihrer Einnahmen ab, danach beansprucht Substack die üblichen zehn Prozent Umsatzbeteiligung. Ingesamt will Substack bis zu 30 Projekte fördern, auch deutsche Publisher können sich bewerben. Mehr findest du hier beim NiemanLab oder im Blogbeitrag von Substack.

VDZ-Bilanz 2020: Zeitschriftenumsätze rückläufig – digitaler Paid Content mit starkem Plus

Die deutschen Zeitschriftenverlage erzielten laut Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) 2020 einen Umsatz von 18,8 Milliarden Euro und damit rund 7 Prozent weniger als im Vorjahr. Die größten Einbußen verzeichneten die Verlage im Konferenzgeschäft, das aufgrund der Corona-Pandemie 77 Prozent unter Vorjahr lag, die Werbeeinnahmen im Print-Segment gingen um 11 Prozent zurück, Vertriebseinnahmen sanken um 4,8 Prozent. Wachstum verzeichneten die Zeitschriftenverlage im Geschäft mit digitalen Abo-Modellen. 2020 lag der Umsatz bei 200 Millionen Euro und damit 44 Prozent über Vorjahr.

Ringier: Gewinn bricht 2020 um 26 Prozent ein

Das Schweizer Medienhaus Ringier (BlickHandelszeitung) vermeldet einen deutlichen Gewinneinbruch für das Jahr 2020. Der operative Gewinn sank von 114,1 Millionen Franken um 26 Prozent auf 84,4 Millionen. Der Umsatz sank um drei Prozent von 984,8 Millionen Franken auf 953,7 Millionen. Nach Konzernangaben liege das insbesondere an den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Pressemitteilung des Konzerns kannst du hier nachlesen.


Komm zum Meet-up der Medieninsider!

Medieninsider-Gründer Matthias Bannert (l.) und Marvin Schade (r.). Foto: Steven Siebert
Medieninsider-Gründer Matthias Bannert (l.) und Marvin Schade (r.). Foto: Steven Siebert

Es ist wieder so weit! Matthias und ich würden dich gerne zum nächsten Meet-up der Medieninsider einladen! In unserem Community Call am Freitag, dem 7. Mai um 16.00 Uhr, wollen wir mit dir über die neusten Entwicklungen sprechen – sowohl was Medieninsider angeht als auch in unserer Branche! Das Meet-up dient zum Kennenlernen, zum Austausch, zur Inspiration! Selbstverständlich ist das Meet-up auch die geeignete Gelegenheit für Lob und Kritik. Was gefällt dir an Medieninsider, was gefällt dir gar nicht – was vermisst du? 

Wir freuen uns, wenn du mit dabei bist! Als Medieninsider kannst du dich hier für die Veranstaltung anmelden. Weitere Infos werden dann folgen! 


Lesetipp

Hast du im Verlauf dieser Woche auch weniger geschafft als du eigentlich erledigen solltest oder wolltest? Sind in den vergangenen Wochen bei dir, in deiner Redaktion oder deiner Abteilung wieder neue Aufgaben hinzugekommen? Neues ist aufregend. In vielen Teilen der Medienbranche müssen neue Projekte aber zusätzlich zu bestehenden geschafft werden, auch weil Personal fehlt. Perfekt ist am Ende nur das Chaos. 

Es ist wichtig, zu entscheiden, welche Vorhaben nicht so gut funktionieren oder zu viel Zeit für zu wenig Ergebnis kosten. Der Lesetipp der Woche gibt ein paar praktische Tipps.

Das American Press Institute hat eine Ratgeberreihe über die Kunst des Weglassens veröffentlicht. Die Autoren geben nicht nur Tipps darüber, nach welchen Kriterien Aufgaben wegfallen sollten, sondern auch, wie dadurch sogar Produktivität und Ergebnis gesteigert werden können – noch bevor überlegt wird, die gewonnene Zeit in wieder Neues zu investieren. 

Hier nur ein paar Auszüge:

► Führungskräfte sollten ihre Mitarbeiter regelmäßig fragen: Welche Aufgabe kostet viel Zeit, bringt aber relativ wenig – und warum? Anders gefragt geht auch: Welche Aufgabe kostet generell am meisten Zeit – und wie wichtig für die Erreichung vorgegebener Ziele oder geschäftskritisch ist sie?

► Zeitaufwändige, aber wenig ertragreiche Arbeiten müssen nicht direkt wegfallen. Vielleicht lassen sie sich mit anderen verbinden. Überhaupt sind Fragestellungen wie oben eine geeignete Maßnahme, um das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen – denn zu oft regiert der Automatismus.

► Mitarbeiter reagieren darauf unterschiedlich, nicht immer mit Begeisterung. Es liegt an Führungskräften, das Weglassen von Aufgaben als Erfolg zu feiern – wie die Einführung eines neuen Produkts.

► Allein durchs Weglassen kann etwas gewonnen werden: Zahlreiche Medien wie der Guardian oder auch Le Monde haben im Zuge ihres Strategiewechsels auf Abonnements Abkehr vom massenhaften Publizieren genommen. Redakteure konzentrieren sich auf das Wesentliche.

► Die Arbeitsbelastung zu reduzieren hilft auch mental: Es schafft Platz für Kreativität und reduziert die Gefahr eines Burnouts. Ausnahmen gibt es immer: Doch der Antrieb, sich Aufgaben zu suchen, kommt von allein.

Den Beitrag How newsrooms can do less work – but have more impact findest du hinter diesem Link.


Viele Grüße sendet dir 

Marvin

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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