Bertelsmann-CEO Thomas Rabe hat auf seiner Vorstellungstour als Chef von RTL Deutschland Halt in der Redaktion des Stern gemacht. Beim Q&A wollen die Journalisten erfahren, wie es mit der Marke unter dem Dach des TV-Senders weitergeht. Rabe gibt Antworten – und kassiert dabei die bisherigen Pläne im Digitalgeschäft. Zudem rechnet der Bertelsmann-Chef mit der Transformation von Gruner + Jahr ab. Medieninsider kennt die bisherigen Details.
Im Artikel erfährst du:
► Weshalb der RTL-Chef die bisherige Strategie plötzlich nicht mehr für die richtige hält
► Was mit den (Premium-)Inhalten von Stern, Geo und Capital geschehen soll, wenn sie nicht in RTL+ aufgehen
► Wieso Thomas Rabe jetzt in digitalen Paid Content investieren will – und welche Ziele er dabei setzt
► Welche Fehler er in der Transformation von Gruner + Jahr sieht – und für welche er sich mitverantwortlich fühlt
Hätte Thomas Rabe zu Beginn der Veranstaltung nicht betont, seit 22 Jahren im Dienste von Bertelsmann zu stehen, hätte man denken können: Da spricht der Neue, den keiner kennt. „Was mich selbst betrifft: Ich bin 57 Jahre alt.“ So stellt sich der Medienmanager am vergangenen Donnerstag im großen Konferenzraum des Stern vor. Es ist sein erster Besuch als selbst ernannter Chef von RTL Deutschland. Den Posten übernahm er im Sommer, nachdem er seinen Vorgänger Stephan Schäfer rausgeworfen hatte. Als Rabe erklärt, den Posten zusätzlich zu seinen Jobs als Chef der RTL Group in Luxemburg und dem des CEOs von Bertelsmann zu machen (im mittlerweile zwölften Jahr), muss er selbst ein bisschen ungläubig lachen. „Das funktioniert aber ehrlich gesagt ganz gut.“
Wer Thomas Rabe ist, dürfte auch den Jüngsten in der Belegschaft bekannt sein, spätestens seit er entschieden hat, ihren bisherigen Arbeitgeber Gruner + Jahr aufzulösen und in RTL aufgehen zu lassen. Der „neue“ CEO, könnte man meinen, hat seine eigenen Entscheidungen noch nicht verinnerlicht. Immer wieder spricht er selbst noch von Gruner – und fragt. „Gruner darf man doch noch sagen, oder?“ Eine Antwort darauf gibt er nicht. Dafür hat Rabe andere Antworten auf Fragen mitgebracht, die nicht nur Redakteure beim Stern, sondern am gesamten Verlagsstandort beschäftigen. Die sind so verwunderlich wie sein Einstand – und lassen die Journalisten hoffen, dass mit Gruner + Jahr nicht auch die journalistischen Ambitionen aufgelöst wurden.
Details: Rabe über Fehler in der Vergangenheit und Digital-Pläne für den Stern
Der Auftritt lässt sich so zusammenfassen: Rabe macht eine Rolle rückwärts. Das gilt zwar nicht für die Integration von Gruner + Jahr in RTL, wohl aber für die Art und Weise, wie die Marken zukünftig miteinander und – wichtiger – nebeneinander existieren sollen. Das gilt vor allem für den Stern, das Flaggschiff der vergangenen Jahrzehnte. Dafür kassiert der Bertelsmann-Chef die Digital-Pläne, an denen seine Vorgänger Stephan Schäfer und Matthias Dang (der noch da ist) in den vergangenen Monaten gearbeitet haben. Er lässt die „One App, all Media“-Strategie fallen.
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