Streit über Expertengremium: Hat der „Zukunftsrat“ für ARD und ZDF überhaupt eine Zukunft?

Die Medienpolitiker der Bundesländer streiten weiter über die Zusammensetzung des geplanten „Zukunftsrats“ von ARD und ZDF. Damit rückt das Ziel, noch in diesem Jahr Vorschläge zur Ausgestaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu machen, in die Ferne. Während Personalfragen diskutiert werden, kritisiert der Medienwissenschaftler Otfried Jarren die inhaltliche Ausgestaltung und die Rahmenbedingungen. Alles gemeinsam führt zur Frage, ob der „Zukunftsrat“ selbst überhaupt eine Zukunft hat.

Es wurde viel telefoniert und konferiert in den Staats- und Senatskanzleien der Bundesländer. Dabei ging es in den vergangenen zehn Tagen ausgerechnet um die Zukunft des geplanten „Zukunftsrats“ für ARD und ZDF. Im Januar hatten sich die Länder in der Rundfunkkommission darauf geeinigt, ein solches Expertengremium zu schaffen. Der Auftrag: Es soll der Rundfunkkommission schon bis Herbst einen Vorschlag vorlegen, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk zukünftig aufgestellt sein soll. Doch auch in der Medienpolitik gilt: kein Vorhaben ohne Streit.

Die Rundfunkkommission unter dem Vorsitz von Rheinland-Pfalz kann sich bislang nicht über die personelle Zusammensetzung des so genannten Think Tanks einigen. Beide Ländergruppen sollen jeweils vier Personen für den „Zukunftsrat“ benennen. Die SPD-geführten Länder hatten Praktiker und Wissenschaftler aus den Bereichen Medienrecht und Journalistik benannt. Das Unionslager will unter anderem den früheren CDU-Medienpolitiker und ehemaligen sächsischen Staatskanzleichef Johannes Beermann ins Gremium entsenden. Die SPD wertet das quasi als Affront. Man spricht von „Politisierung“.

Unterschiedliche Meinungen über Sinn und Zweck des Beratergremiums

Der parteipolitische Zwist hatte hohe Wellen geschlagen, nachdem Medieninsider darüber berichtet und auch die unter Verschluss gehaltene Kandidatenliste öffentlich gemacht hatte. Die eigentlich für vergangene Woche geplante Bekanntgabe des Gremiums wurde abgesagt. Nun steht vielmehr die Frage im Raum: Wird es den „Zukunftsrat“ überhaupt noch geben?

Für den Hamburger Kultur- und Mediensenator Carsten Brosda (SPD) kommt ein „Zukunftsrat“ nur infrage, der „aus einer Fachperspektive“ arbeiten könne – und nicht mit „einer Perspektive ehemaliger Medienpolitiker, die versuchen, die Platten, die sie damals nicht zu Ende spielen konnten, nochmal auf den Teller zu bringen“. Das sagte Brosda am Montag in Berlin auf einer Podiumsdiskussion der Schöpflin Stiftung. Damit zielte er gerade auf Johannes Beermann, ohne dessen Namen zu nennen.

  • du sparst zwei Monatsbeiträge
  • sofortiger Zugriff auf alle unsere exklusiven Artikel und den wöchentlichen Lese-Letter
  • Teilnahme an allen digitalen Veranstaltungen sowie Zugriff auf Tickets für Vor-Ort-Netzwerk-Events
  • Rabatt auf weitere Medieninsider-Produkte
  • verlängert sich automatisch, monatlich kündbar
  • sofortiger Zugriff auf alle unsere exklusiven Artikel und den wöchentlichen Lese-Letter
  • Teilnahme an allen digitalen Veranstaltungen sowie Zugriff auf Tickets für Vor-Ort-Netzwerk-Events
  • Rabatt auf weitere Medieninsider-Produkte
  • Lade dein Konto mit 2 Credits zu 19 € auf, mit denen du neben diesem noch
    einen weiteren Artikel lesen kannst
  • keine automatische Verlängerung, keine Mitgliedschaft, keine Teilnahme an Medieninsider-Events
  • Erwirb für Mitarbeiter deines Unternehmens Lizenzen für eine rechtssichere Nutzung
  • Zentrale Verwaltung der Nutzer durch einen Admin
  • Eine Rechnung pro Jahr für alle Lizenzen zusammen

Diese Angebote berechtigen nicht zur Nutzung der Artikel in Pressespiegeln (o. Ä.).
Klicke hier zum Erwerb von passenden Nutzungslizenzen.

Wenn dir der Artikel gefällt, dann teile ihn in sozialen Netzwerken, aber nicht als PDF innerhalb deiner Organisation. Dafür ist eine Lizenz notwendig.

Mehr zum Thema

Lese-Letter Marvin Schade

Was vom neuen KSTA-Chef nicht zu erwarten ist

0
In dieser Woche im Lese-Letter: Der Spiegel kommt auf den Genuss und erweitert sein Portfolio, gleichzeitig macht er mit Bill Gates Schluss. Ex-Bild-Chef Claus Strunz bandelt mit einem Sender an, der wegen Orbán-Verbindungen Schlagzeilen machte.
Beim Reformpaket für die öffentlich-Rechtlichen geht es auch um die Kontrollgremien der ARD.

ARD-Kontrolle: Sorge vor dem Kollaps 

0
Es geht auf die Zielgerade: Ab Mittwoch wollen die Ministerpräsidenten über das Reformpaket für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk beraten. Dabei geht es auch um die Aufsicht der ARD. Die Pläne stehen massiv in der Kritik – auch weil eine Überforderung der Gremien droht.
Lese-Letter Marvin Schade

Keine Geschichte des Jahres

0
Im Lese-Letter befassen wir uns diese Woche mit dem Stern-Preis, einer verschwiegenen Personalie bei der Abendzeitung, den Social-Media-Zielen der ARD und einer bemerkenswerten Kampagne der Süddeutschen Zeitung.
Volker Nünning
Volker Nünning
Volker Nünning ist freiberuflich von Bonn aus als Medienjournalist aktiv. Von 2005 bis Ende 2021 war er Redakteur der eingestellten Fachzeitschrift „Medienkorrespondenz“. Seine Themen: Öffentlich-rechtlicher und privater Rundfunk, Medienpolitik sowie Medienaufsicht.

DEINE MEINUNG IST GEFRAGT

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Hier Namen eintragen

WERBUNG

Wie Tidely Medienunternehmen hilft, die Finanzen im Überblick zu behalten

0
Tidely hilft kleinen und mittelgroßen Firmen dabei, einen Überblick über die Finanzdaten zu halten – und Pläne ständig anzupassen. Denn eine Liquiditätsplanung ist essentiell für jedes Unternehmen.