Joyn als Supermediathek: Der aussichtslose Traum von ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets 

ProSiebenSat.1 reagiert auf die Verluste im TV-Geschäft mit einem Sparprogramm und setzt langfristig auf den Ausbau der Streaming-Plattform Joyn. Mit ihr hofft CEO Bert Habets auf etwas, das hierzulande bislang noch keinem gelang: auf eine senderübergreifende Supermediathek, auch unter Beteiligung von ARD und ZDF. Doch eine Realisierungschance hat ein solches Projekt bis auf weiteres nicht. Die Gründe dafür hat Medieninsider recherchiert.

Bert Habets glaubt an die Sendergruppe – und hat sich das einiges kosten lassen. 577.000 Euro, um genau zu sein. Für diesen Betrag kaufte der Vorstandsvorsitzende Mitte November Aktien des börsennotierten Konzerns, dessen Leitung er ein Jahr zuvor übernommen hat. Habets zahlte im Schnitt 5,77 Euro pro Aktie. Ein guter Preis, auch wenn der Niederländer ein paar Tage zuvor sogar für 4,90 Euro hätte zugreifen können. Zum niedrigsten Kurs seit mehr als 14 Jahren. Die Zeiten, als im Herbst 2015 ein Anteilsschein von ProSiebenSat.1 rund 50 Euro kostete, sind lange vorbei.

Schon seit einiger Zeit kämpft ProSiebenSat.1 mit einem schwächelnden Werbemarkt, der die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland spiegelt. Das heißt für die Konzerngruppe: sinkende Umsätze und rückläufige Gewinne, vor allem im werbefinanzierten Fernsehgeschäft. Um Geld in der Kasse zu behalten, wurde Ende Juni die Dividende an die Aktionäre von zuvor 80 auf 5 Cent pro Aktie zusammengestrichen. Kurz darauf verkündete der Konzern einen Abbau von rund 400 Vollzeitstellen, durch den ab 2024 ein mittlerer zweistelliger Millionen-Betrag eingespart werden soll.

Joyn als Wachstumstreiber

Habets dürfte aber nicht in erster Linie als Sparkommissar eingestellt worden sein. Der ehemalige CEO der RTL Group wurde als Nachfolger von Rainer Beaujean auf den Chefsessel gehievt, um „die Entwicklung von ProSiebenSat.1 zu einem Digitalkonzern weiter voranzutreiben“, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Wiele im Herbst 2022 wolkig erklärte. Wie stark diese vom Inhalte-Geschäft abhängig ist, wird auch dadurch deutlich, dass Habets zusätzlich die Aufgaben von Entertainment-Vorstand Wolfgang Link übernommen hat, der den Konzern im Juli nach 14 Jahren verlassen hat. Den zentralen Wachstumstreiber für den Konzern sieht Habets in Joyn – was alles andere als ein einfaches Unterfangen scheint.

  • du sparst zwei Monatsbeiträge
  • sofortiger Zugriff auf alle unsere exklusiven Artikel und den wöchentlichen Lese-Letter
  • Teilnahme an allen digitalen Veranstaltungen sowie Zugriff auf Tickets für Vor-Ort-Netzwerk-Events
  • Rabatt auf weitere Medieninsider-Produkte
  • verlängert sich automatisch, monatlich kündbar
  • sofortiger Zugriff auf alle unsere exklusiven Artikel und den wöchentlichen Lese-Letter
  • Teilnahme an allen digitalen Veranstaltungen sowie Zugriff auf Tickets für Vor-Ort-Netzwerk-Events
  • Rabatt auf weitere Medieninsider-Produkte
  • Lade dein Konto mit 2 Credits zu 19 € auf, mit denen du neben diesem noch
    einen weiteren Artikel lesen kannst
  • keine automatische Verlängerung, keine Mitgliedschaft, keine Teilnahme an Medieninsider-Events
  • Erwirb für Mitarbeiter deines Unternehmens Lizenzen für eine rechtssichere Nutzung
  • Zentrale Verwaltung der Nutzer durch einen Admin
  • Eine Rechnung pro Jahr für alle Lizenzen zusammen

Diese Angebote berechtigen nicht zur Nutzung der Artikel in Pressespiegeln (o. Ä.).
Klicke hier zum Erwerb von passenden Nutzungslizenzen.

Wenn dir der Artikel gefällt, dann teile ihn in sozialen Netzwerken, aber nicht als PDF innerhalb deiner Organisation. Dafür ist eine Lizenz notwendig.

Mehr zum Thema

Was Gabor Steingarts umstrittener Bettelbrief verschweigt

0
Der Pioneer-Kapitän ist mit Hannah Arendt auf Irrfahrt. Axel Springer verkündet kurz vor Weihnachten Hiobsbotschaften. Der WDR zahlt den Münster-Tatort-Darstellern Hunderttausende. Das und mehr diese Woche im Lese-Letter.
Die Ermittler des Münster-Tatorts, WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kos; WDR/Boris Breuer

Münster-Tatort: Das verdienen die Schauspieler

0
„Thiel und Boerne“ sind Kult – seit mehr als 20 Jahren. Der WDR zahlt Axel Prahl und Jan Josef Liefers Spitzengagen. Christine Urspruch alias „Alberich“ erhält deutlich weniger. Medieninsider deckt die Produktionskosten auf.
Lese-Letter Marvin Schade

Wie man’s macht… 

0
In dieser Woche unter anderem im Lese-Letter: Ein Blick auf die Chancen und Risiken der neuen Springer-Strategie, auf die möglicherweise neuen Konditionen für Funke-Redakteure und ein Blick hinter die Kulissen des Investigativressorts von Bild.
Volker Nünning
Volker Nünning
Volker Nünning ist freiberuflich von Bonn aus als Medienjournalist aktiv. Von 2005 bis Ende 2021 war er Redakteur der eingestellten Fachzeitschrift „Medienkorrespondenz“. Seine Themen: Öffentlich-rechtlicher und privater Rundfunk, Medienpolitik sowie Medienaufsicht.

DEINE MEINUNG IST GEFRAGT

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Hier Namen eintragen

WERBUNG

Wie Tidely Medienunternehmen hilft, die Finanzen im Überblick zu behalten

0
Tidely hilft kleinen und mittelgroßen Firmen dabei, einen Überblick über die Finanzdaten zu halten – und Pläne ständig anzupassen. Denn eine Liquiditätsplanung ist essentiell für jedes Unternehmen.